Crêpe-Verkäuferin wegen Schwingerkönig aus dem Häuschen
0:47
Orlik-Mania in Rapperswil:Crêpe-Verkäuferin wegen Schwingerkönig aus dem Häuschen

Verkäuferinnen drehen durch
Schwingerkönig Orlik erlebt wilden Weihnachtsmarkt-Besuch

Schwingerkönig Armon Orlik verrät seine Weihnachtspläne. Im Zentrum steht dabei eine besondere Feier um Mitternacht vor der Kirche.
Kommentieren
1/10
Eines von gefühlt 100 Selfies an diesem Tag: Armon Orlik posiert mit den Samichläusen.
Foto: Pius Koller

Darum gehts

  • Schwingerkönig Armon Orlik wird auf Weihnachtsmarkt von Fans umringt
  • Orlik geniesst Gratis-Crêpe und erhält Lob für seine Lebensphilosophie
  • Seit ESAF-Sieg erlebt Orlik neue Dimension der Popularität
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_AUTOR_1051.JPG
Nicola AbtReporter Sport

Armon Orlik (30) verschwindet soeben aus dem Sichtfeld der Crêpe-Verkäuferinnen, als diese realisieren, wer da gerade an ihnen vorbeigelaufen ist. «Das ist doch der Schwingerkönig», sagt die eine zur anderen. Sofort lehnen sie sich aus ihrem Wagen am Weihnachtsmarkt in Rapperswil-Jona SG. 

«Armon, Armon! Komm zurück. Wir offerieren dir eine Gratis-Crêpe – bei uns gibt es die besten», rufen die beiden Frauen über die ganze Marktgasse. Orlik zögert kurz, dreht sich um und schmunzelt. Widerstehen kann er nicht. Als der Bündner auf den Stand zuläuft, hüpfen die Verkäuferinnen vor Freude.

Ein Lob von höchster Stelle

Orlik bestellt eine Spinat-Crêpe. Während der Teig brutzelt, hält die Verkäuferin kurz inne und sagt: «Ein Interview, das Sie vor kurzem gegeben haben, hat mich tief bewegt. Sie haben eine super Lebensphilosophie und Einstellung.» Nach einem kurzen Moment der Ruhe wird es sofort wieder hektisch.

Als die Verkäuferin Orlik die Crêpe überreicht, stürmt sie aus dem Stand und umarmt den Schwingerkönig. «Schaut her, der König isst unsere Crêpe», jubelt sie. Es handelt sich dabei offenbar um die Mutter von Schlager-Star Beatrice Egli. Orlik nimmt ein paar Bissen, nickt zufrieden und sagt: «Es ist fantastisch. Wer so abliefert, darf auch derart überzeugt von sich sein wie die zwei Frauen.»

Alle wollen den Schwingerkönig an ihrem Stand

Diese Szene ist kein Einzelfall. Im Gegenteil. Kaum hat Orlik den Stand verlassen, wird er wieder angehalten. Für ein Selfie. Für ein paar Worte. Für einen Händedruck. Alle zehn Meter bleibt er stehen. Köpfe drehen sich um, Smartphones werden gezückt. Selbst die Samichläuse auf dem Markt wollen unbedingt ein Foto mit dem zugezogenen Bündner.

Ein Standbesitzer drückt Orlik einen Gratis-Jeton für einen Punsch in die Hand. Ein anderer versucht, ihm Unterhosen zu verkaufen. Orlik lehnt dankend ab. «Ziemlich verrückt, was hier abgeht», meint er lachend. Selbst im Café etwas abseits des Markts wird Orlik erkannt. 

Intensive Phase nach dem ESAF

Ein älterer Herr kommt an den Tisch und outet sich als Fan von Schwingerkönig Joel Wicki, fügt aber an: «Sie machen das auch sehr gut. Den Titel haben Sie verdient.» Orlik wechselt ein paar Worte und wendet sich dann wieder seiner heissen Schokolade zu. 

Seine Gelassenheit ist beeindruckend. «Ich bin mir das mittlerweile gewöhnt», erklärt er. Schon als Teenager sorgte Orlik im Sägemehl für Furore, wurde früh zu einem der prägenden Gesichter des Schwingsports. «Aber seit dem Königstitel hat das Ganze noch einmal eine neue Dimension erreicht.»

Eine Dimension, die Kraft kostet. Viel Kraft. «Ich bin froh, dass ich nicht wusste, was alles auf mich zukommt», sagt Orlik offen. «Es war brutal intensiv. Zwischenzeitlich musste ich mir unter der Woche einen Tag freinehmen, um kurz durchzuatmen.» Ein freies Wochenende seit dem ESAF? Gab es kaum. «Es lief immer etwas. Die Zeit zur Erholung fehlte. Ich fühlte eine permanente Anspannung.»

Geburtstagsparty vor der Kirche

Über Weihnachten und Neujahr stehen nun zwei Wochen Ferien an. Keine Termine. Viel Ruhe. «Darauf freue ich mich extrem.» Kraft schöpft Orlik nicht nur im familiären Umfeld, sondern auch im Glauben. «Ich trage Gott in meinem Herzen. Das gibt mir Vertrauen.» Kleine Rituale begleiten ihn im Alltag. «Vor einer Autofahrt berühre ich das Kruzifix und bete für ein sicheres Ankommen. Oder ich bedanke mich einfach dafür, dass es mir gut geht.» 

Am 24. Dezember besucht der Katholik mit seiner Familie in Maienfeld GR die Mitternachtsmesse. Danach bleiben sie jeweils noch eine Weile vor der Kirche stehen, sprechen mit Bekannten aus dem Dorf und warten, bis es Mitternacht schlägt. «Dann wird mein Bruder Lucas gefeiert.» Er hat am 25. Dezember Geburtstag.

Hitzige Duelle am Familientisch

Als kulinarisches Geschenk darf der Polizist am Weihnachtstag das Menü aussuchen. Meist entscheidet er sich für Fondue. Bevor die Käsesuppe auf dem Tisch steht, geniesst die Familie Orlik den Tag meist draussen. Mit den Kindern geht es zum Schlitteln oder für einen Spaziergang an die frische Luft. 

Wenn die jüngsten Familienmitglieder irgendwann im Bett sind, werden Brettspiele ausgepackt – wie «Siedler von Catan». «Das sind jeweils brutale Fights.» Alte Rivalitäten leben wieder auf, vor allem zwischen den vier Brüdern. Hier kann der Schwingerkönig für ein paar Stunden einfach wieder einmal Armon sein.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen