Nöldi Forrer regt sich über Fehlentscheid auf
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«Vor Füssen des Kampfrichters»:Nöldi Forrer regt sich über Fehlentscheid auf

Schwinger-Boss Stefan Strebel über das ESAF, Fehlentscheide und die VAR-Diskussion
«Um Mitternacht kam Joel Wicki im Festzelt auf mich zu»

Mit dem Eidgenössischen in Mollis GL neigt sich auch die Ära des Technischen Delegierten Stefan Strebel dem Ende entgegen. Nach fünf Festen mit eidgenössischem Charakter ist für ihn im kommenden März Schluss. Seine Bilanz des ESAF 2025.
Publiziert: 01.09.2025 um 16:49 Uhr
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Aktualisiert: 01.09.2025 um 20:08 Uhr
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Schwingerboss Stefan Strebel zieht mit Blick seine erste ESAF-Bilanz.
Foto: BENJAMIN SOLAND

Darum gehts

  • Armon Orlik ist ein würdiger Schwingerkönig trotz Nichtteilnahme im Schlussgang
  • Diskussionen über Fehlentscheidungen und möglichen Einsatz von Videoschiedsrichtern
  • Nordwestschweiz erzielt sensationelles Ergebnis mit acht Kränzen beim Eidgenössischen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Blick_Portrait_2631.JPG
Felix BingesserReporter Sport

Blick: Herr Strebel, haben Sie gut geschlafen?
Stefan Strebel: Ja, danke. Wir haben einen neuen König. Darum bin ich zufrieden.

Für Traditionalisten ist es ein Tabubruch, dass einer, der nicht im Schlussgang steht, König werden kann.
Die Menschen wollen nach einem solchen Fest einen König. Diese Erwartungshaltung kommt aus vielen Kreisen. Das ist uns bewusst, und ich persönlich bin auch der Meinung, dass ein Eidgenössisches zwingend einen König braucht. Und Armon Orlik ist ein würdiger und verdienter König. Da gibt es kein Wenn und Aber.

Orlik war nach sieben Gängen punktgleich mit Samuel Giger und Werner Schlegel. Er wurde nicht für den Schlussgang berücksichtigt. Hat man ihn mit der Aussicht auf den Königstitel versöhnt?
Das war nach dem siebten Gang Bestandteil der Diskussion, ja. Er hat gewusst, dass er König wird, wenn er Pirmin Reichmuth platt gewinnt und es im Schlussgang einen Gestellten gibt.

Stefan Strebel persönlich

Als Stefan Strebel aus Hendschiken AG seine Aktivkarriere 2005 beendet, ist er dreifacher Eidgenosse. Bei den Nordwestschweizern war der Aargauer während 15 Jahren im Vorstand tätig, darunter neun Jahre als Technischer Leiter. 2020 erfolgt die Wahl zum Technischen Leiter beim ESV. In dieser Position wird er rasch zur polarisierenden Figur. Weshalb? Weil er den Schwingsport in die Moderne führen wollte und mit Ideen aneckte. Auch seine Einteilungen für eidgenössische Anlässe sorgten wiederholt für Wirbel. Eigentlich hätte er sich nun zur Wahl zum ESV-Obmann stellen wollen, weil turnusgemäss der NWSV an der Reihe wäre. Doch weil die Südwestschweizer mit Guido Sturny einen Gegenkandidaten aufstellten, verzichtete Strebel im Frühling auf seine Kandidatur.

Als Stefan Strebel aus Hendschiken AG seine Aktivkarriere 2005 beendet, ist er dreifacher Eidgenosse. Bei den Nordwestschweizern war der Aargauer während 15 Jahren im Vorstand tätig, darunter neun Jahre als Technischer Leiter. 2020 erfolgt die Wahl zum Technischen Leiter beim ESV. In dieser Position wird er rasch zur polarisierenden Figur. Weshalb? Weil er den Schwingsport in die Moderne führen wollte und mit Ideen aneckte. Auch seine Einteilungen für eidgenössische Anlässe sorgten wiederholt für Wirbel. Eigentlich hätte er sich nun zur Wahl zum ESV-Obmann stellen wollen, weil turnusgemäss der NWSV an der Reihe wäre. Doch weil die Südwestschweizer mit Guido Sturny einen Gegenkandidaten aufstellten, verzichtete Strebel im Frühling auf seine Kandidatur.

Warum ist die Entscheidung gegen Orlik im Schlussgang gefallen?
Werner Schlegel hat das beste Notenblatt. Und für uns war klar, dass die Kombination der Offensivschwinger Schlegel/Giger etwas mehr Spektakel verspricht als die Kombination Schlegel/Orlik.

Das ist aber nicht so gekommen.
Nein. Ich hätte auch gedacht, dass Schlegel und Giger offensiver ans Werk gehen. Obwohl sie sich aus den gemeinsamen Trainings ja sehr gut kennen. Klar, man kann hinterher immer über die Einteilung diskutieren. Das gehört zum Geschäft.

Diskutiert wird auch über die krassen Fehlentscheidungen, die es gegeben hat.
So viele habe ich nicht gesehen. Aber klar: Um Mitternacht ist Joel Wicki im Festzelt auf mich zugekommen – ich musste ihm recht geben, er hatte Romain Collaud auf dem Rücken. Es ist schade, dass es der Kampfrichter, mit dem ich ebenfalls gesprochen habe, nicht erkannt hat und auch die am Tisch nicht reagiert haben.

Der Videoschiedsrichter könnte in solch krassen Fällen Abhilfe schaffen.
Das haben wir ja schon oft diskutiert. Ich wäre offen für eine solche Testphase. Es sind immer mehr Kameras da, man sieht in der Zeitlupe jeden Sägemehlspan fliegen. Aber es wird auch in zehn Jahren noch keinen VAR geben.

Warum nicht?
Mehr als 90 Prozent der Funktionäre und der Schwingerfreunde sind dagegen. Die Strategie ist klar: Wir lassen die Fehlerkultur zu. Der Faktor Mensch soll nicht ausgeschaltet werden. Aber ja: Wir müssen bei der Ausbildung der Kampfrichter weiter investieren und diskutieren, was wir noch verbessern können. Denn Fehlurteile wirken sich auch auf die Einteilung aus.

Inwiefern?
Die Diskussionen werden zickiger. Teilverbände, die von Fehlurteilen betroffen sind, wollen das dann mit der Einteilung kompensieren. Wir mussten auch in Mollis Pausen machen, damit sich die rauchenden Köpfe etwas beruhigen konnten. Es geht ja nicht nur um den Königstitel, es geht auch um die Kranzvergaben.

Sie kommen aus der Nordwestschweiz. Die hat mit acht Kränzen ein sensationelles Ergebnis. Freut das auch Stefan Strebel?
Trotz der Neutralität, die ich kraft meines Amtes habe, freut mich das natürlich. Guido Thürig, der technische Leiter der Nordwestschweizer, ist halt ein Fuchs.

Wie lautet ihre grundsätzliche Bilanz zum Fest?
Es war sehr gut, die Glarner haben das toll gemacht. Viele haben es mit dem Fest vor sechs Jahren in Zug verglichen.

Sie geben ihr Amt ab und kandidieren auch nicht für das Amt des Obmannes. Spüren Sie Wehmut, dass es zu Ende ist?
Nein. Der Druck ist schon gross, das Ganze ist auch belastend und stressig. Es gibt ja ganz sicher nicht mehr Fehlurteile als früher, im Gegenteil. Aber heute wird halt alles auch medial immer mehr seziert. Das gehört dazu, das ist der Preis der Popularität. Man wird dann auch irgendwie Opfer des eigenen Erfolges. Die Hornusser haben dieses Problem nicht.

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