Schauspieler Beat Schlatter
«Ich habe noch nie einen Schwinger im Lamborghini gesehen»

Beat Schlatter (64) liebt den Schwingsport und ist auch dieses Jahr im Trubel des Eidgenössischen live mit dabei. Der Schauspieler aus Zürich weiss, warum dieser Grossevent die ganze Schweiz bewegt.
Publiziert: 16:48 Uhr
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Der Schweizer Komiker und Schauspieler Beat Schlatter im Schwingklub Zürich, wo er sich für seine Rolle im Film «Hoselupf» selber als Schwinger versuchte.
Foto: Christian Grund/13PHOTO

Darum gehts

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Patrick MäderAutor Blick Sport

Der Zürcher Beat Schlatter ist Kabarettist, Schauspieler, Drehbuchautor, ein Städter durch und durch. Er wohnt mitten im Zürcher Niederdorf. Sein Herz schlägt für den FCZ, ein bisschen auch für YB und ganz besonders für die Bösen, die im Sägemehl ihre Bärenkraft und Schwingkunst zeigen.

Ähnlich wie die Fussball-Euro der Frauen wird auch das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest (ESAF) die Schweiz bewegen. Am Wochenende werden auf dem Flughafengelände in Mollis GL insgesamt rund 350’000 Zuschauer erwartet, die die gross angelegte Bühne im Zigerschlitz zur temporären Schweizer Festhütte verwandeln. Dann feiert das Land seine Schwinger, seine Traditionen und Werte und vor allem sich selber. 

Auch Beat Schlatter wird wieder mit Begeisterung dabei sein. Als geladener Gast von Feldschlösschen-CEO Thomas Amstutz wird er auf der VIP-Tribüne Platz nehmen, wo man sieht und gesehen wird. Denn seit 2011, als Schlatter als Hauptdarsteller im Film «Hoselupf» den Schweizern lieblich und respektvoll das Schwingen ans Herz legte, gilt der inzwischen 64-Jährige als Teil der Sägemehl-Familie. «Es haben sich während der Dreharbeiten damals richtig gute Freundschaften entwickelt, die bis heute halten.»

Dass sich der Zürcher in dieser Welt der Bauern und Bergler so wohlfühlt, ist durchaus bemerkenswert. Er, der früher als Schlagzeuger der Frauen-Punkband Liliput gegen das System trommelte und später mit Stefan Eicher tourte, wollte Rockstar werden, ein wildes, rebellisches Leben führen. Doch es kam anders. Er wurde Schauspieler auf vielen Bühnen. Inzwischen gilt er mancherorts sogar als Schwing-Experte, was er aber vehement von sich weist. «Ich werde oft angefragt, ob ich nicht als Experte dies oder das kommentieren würde. Aber das können andere besser. Viel mehr als ein Experte bin ich ein Fan, der den Schwingsport und unsere Schweizer Traditionen liebt.»

Schwingen als Theater

Schlatter machte sich als Co-Drehbuchschreiber und Hauptdarsteller rund zehn Jahre nach dem «Hoselupf» erneut ans Thema Schwingen. Auf dem Ballenberg inszenierte er 2023 das Stück «Wyberhaagge» und konnte dafür vier Könige als Schauspieler gewinnen: Matthias Glarner, Matthias Sempach, Christian Stucki und Kilian Wenger, die sich die Rolle des Schwingerkönigs im Stück in den insgesamt 32 Vorstellungen untereinander aufgeteilt haben.

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Zudem ist Schlatter zusammen mit dem Luzerner Autor Christoph Fellmann gerade dabei, ein Buch zu schreiben, das erste Kinderbuch übers Schwingen soll es werden. Dafür musste er sich vorab überlegen, wie er darin die Schweiz beschreiben will. Was ist Klischee, was Realität? Eine Gratwanderung. Gibt es die gern zitierte heile Schwingerwelt? Schlatter sagt dazu: «Zumindest gibt es hier im Gegensatz zum Männerfussball keine Schlägereien, niemand will Radau machen. Ich habe den Schwingsport immer als sehr fair erlebt. Gegenseitiger Respekt ist selbstverständlich.»

Und vielleicht ist die Frage auch gar nicht so wichtig, weil es ab und zu einfach guttut, ins Heidiland abzutauchen, sich die Welt heil und in Ordnung vorzustellen und dem schnelllebigen, globalen Wandel mit all seiner Unberechenbarkeit das stetig Urschweizerische entgegenzuhalten, das übersichtlich Vertraute, das heimisch Wohlige.

Rahmenprogramm hat es in sich

Am ESAF schliesst sich für Schlatter auch ein wenig der Kreis – zumindest musikalisch. Denn im Rahmenprogramm rund um die Arena geht es mächtig ab. «Ich kann das sehr empfehlen. Da kommt die Schweiz zusammen», sagt er. «Da kann man die Duelle auf Grossleinwand mitverfolgen. Da spielen Rockbands, da wird getrunken, geplaudert und gefachsimpelt – manchmal bis in die frühen Morgenstunden. Das ist überragender als das, was an einem Freitag oder Samstag im Zürcher Niederdorf los ist.»

Mit der Grösse der Veranstaltung hat der 64-Jährige kein Problem. Den Diskussionen, ob die zunehmende Kommerzialisierung dem Schwingsport nicht vielleicht seine Seele raubt, kann er wenig abgewinnen. «So ein ESAF bringt ja gerade durch seine Grösse und Popularität auch Stars hervor. Und die gehen dann zu den kleineren Schwingfesten, und das Publikum geht dann dort hin, weil es dort die Stars hautnah erleben kann. Das ist doch wunderbar so.»

Zudem versteht Schlatter jeden Schwinger, der dank Sponsoren etwas dazuverdienen kann. Denn er weiss, wie viel Aufwand, Fleiss und Ausdauer es braucht, um im Sägemehl zu den Besten zu gehören. Die Faszination, die diese Sportart in der Schweiz ausstrahlt, sieht er auch in der Einfachheit, im Kampf Mann gegen Mann. «Und dass der Sport allen zugänglich und keine Frage der finanziellen Möglichkeiten und Herkunft ist.» Es reiche quasi ein Sägemehlhaufen hinter dem Haus und eine Schwingerhose.

Auswüchse, wie sie es im Fussball gibt, wo manche junge Schnösel viel zu früh viel zu viel Geld verdienen, gibt es im Schwingsport nicht. «Ich habe noch nie Schwinger gesehen, die im Lamborghini daher gebraust kommen», sagt Schlatter. Das sind gute Typen, die mit beiden Beinen auf dem Boden stehen. Und sich alles hart verdienen müssen.»

Vielschichtiges Publikum

So ein Eidgenössisches ist vieles: Spitzensport, Volksfest, regionales Kräftemessen, ein Schwelgen im nationalen Wir-Gefühl. Dass die grosse Mehrheit unter den Athleten und dem Publikum Sympathien für die SVP hegen, stört den Städter Schlatter nicht. «An einem ESAF kommt man schnell und überall mit den Leuten ins Gespräch, man duzt sich und trinkt etwas zusammen, aber politisiert wird da in der Regel nicht.» Das Schwingfest ist traditionell ein Fest der Bauern. Klar, dass die SVPler da in der Mehrzahl sind.

Tatsächlich verändert sich die Sportart aber auch. Auf den Tribünen sitzen nicht mehr nur bärtige Gestalten mit dem Rösslistumpen in der Rechten und dem Bier in der linken Hand. Da mischen sich die Farben, sitzen Familien mit Kindern, junge, alte, Städter, Bergler, und spätestens seit Kilian Wenger 2010 König geworden ist, auch viele Frauen nebeneinander. 

Wenger war wohl der erste König mit Sex-Appeal, der erste Popstar. Inzwischen gibt es im Sägemehl viele attraktive Sportler, die voll durchtrainiert, muskulös und kräftig sind. Sogar unsere Skistars, Schwingfans fast allesamt, sind beeindruckt, wenn sie erfahren, dass ein Stucki oder ein Wicki auf der Beinpresse im Kraftraum weit über 600 Kilo stemmen. 

War Beat Schlatter stets ein grosser Stucki-Fan, solange dieser noch aktiv war, zählt er dieses Jahr Staudenmann, Schlegel, Walther, Orlik, Reichmuth zu den grossen Favoriten auf den Königstitel. Doch insgeheim hofft er verwegen auf einen Sensationssieger – auf den Zürcher Gian Maria Odermatt oder den Berner Fabio Hiltbrunner zum Beispiel. «Ich hätte einfach den Plausch, wenn ein Aussenseiter etwas reissen könnte.» Auch das gehört zur Faszination eines Eidgenössischen: Nicht immer stehen am Ende die Hochgehandelten auch ganz oben.

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