Darum gehts
- Schwinger erhalten wertvolle Gaben am Abend eines Fests
- Gabentempel werden immer luxuriöser – einige sind zu wertvoll
- ESAF-Gabentempel hat einen Gesamtwert von 1 Million Franken
Nach den Kranzfesten müssen die Schwinger oftmals sehr geduldig sein. Bis sie ihre Gabe aussuchen dürfen, kann es schon einmal 22 Uhr oder später werden. Doch was sie dann zu sehen bekommen, lässt alle anderen Hobbysportler vor Neid erblassen!
Selbst der Letztplatzierte, der viermal verloren hat, nimmt an Teilverbandsfesten eine Gabe im Wert von 200 Franken nach Hause. «Alle trainieren mittlerweile derart viel, dass auch die Schwächeren einen anständigen Preis verdient haben», findet Thomas Eberle, Gabenchef des Nordostschweizer Teilverbandsfests.
Kreative Lösung für sehr wertvolle Sauna
Das sehen nicht alle so. Gewissen Traditionalisten sind die Gabentempel zu luxuriös. «Teilweise staune ich selbst, was für wertvolle Sachen zur Auswahl stehen», gesteht Eberle. Dieser engagiert sich seit knapp 20 Jahren für den Schwingsport. Er hat die Entwicklung der Gabentempel hautnah miterlebt. «Daran sieht man den Boom unseres Nationalsports.»
Am diesjährigen Nordostschweizer musste Eberle sogar eine Gabe ablehnen, da sie zu wertvoll war. Jemand wollte eine 12'000 Franken teure Sauna spenden. «Damit überstieg sie den Preis des Siegermunis. Deshalb konnte ich sie unmöglich annehmen.»
Letztlich fand Eberle mit dem Spender eine kreative Lösung. Wer die Sauna auswählte, durfte sie für drei Monate innerhalb eines Jahres bei sich zu Hause aufstellen. Gefällt sie dem Schwinger, kann er sie zu einem vergünstigten Preis kaufen.
Neue Luxus-Massstäbe in St. Gallen
Ähnliches erlebte der Gabenchef vom Nordwestschweizer Teilverbandsfest, das am kommenden Sonntag stattfindet. Auch da war eine Gabe zu wertvoll. «Wir konnten glücklicherweise eine Lösung finden», teilte das OK mit. Immer wie weniger gefragt sind die traditionellen Treicheln. Viel mehr schätzen die Schwinger Bargeld oder Gegenstände, die sie in ihrem Alltag brauchen können.
Davon hat es auch am kommenden Sonntag einiges. Der Gabentempel am Nordwestschweizer hat einen Wert von 130'000 Franken. Das sind rund 50'000 Franken weniger als jener am Nordostschweizer und am Innerschweizer.
Neue Massstäbe setzte das Rheintal-Oberländer Verbandsschwingfest in Kriessern SG. Obwohl es nicht viel mehr war als eine Standortbestimmung vor dem Start der Kranzfestsaison, war der Gabentempel luxuriöser als jener am kommenden Sonntag. Preise im Wert von 150'000 Franken lagen für Giger und Co. bereit. «Die spinnen!», fluchte so mancher Traditionalist hinter vorgehaltener Hand.
Wirtschaftslage macht es schwieriger
Auch beim Verband sah man das kritisch. «Der Gabentempel sollte dem Fest entsprechend sein», erklärt Geschäftsführer Reto Bleiker. «Am ESAF soll er luxuriöser sein als an einem Teilverbandsfest. Dieses wiederum mehr bieten als ein Kant-/Gauverbandsfest.»
Obwohl der Schwingsport boomt, sei die Suche nach den Gaben kein Selbstläufer, wie mehrere Verantwortliche gegenüber Blick erklären. «Aufgrund der Wirtschaftslage oder vorhergehender Engagements gab es auch Absagen», teilt das OK des Berner Kantonalen mit.
Lukrativer Gabentempel am ESAF
Ähnliches erlebte auch André Arnold, Gabenchef am Innerschweizer Teilverbandsfest. «Wir führten rund 200 Einzelgespräche. Das ist sehr zeitintensiv. Macht aber auch viel Spass.» Um die Erfolgsquote zu maximieren, wussten sie sich mit einem kleinen Trick zu helfen. «Wir suchten im Festführer der vergangenen ISAF nach den treuen Gabenspendern. Diese fragten wir erneut an.» Diese Strategie zahlte sich aus. Besonders lukrativ wird es für die Schwinger am ESAF. Dann stehen Preise im Gabentempel mit einem Gesamtwert von rund 1 Million Franken.