Darum gehts
Die wichtigste Frage
Für Schwingerkönig Joel Wicki (28) war es eine perfekte Woche. Nach seinem Sieg auf dem Brünig triumphierte der Luzerner auch bei seinem Heimfest in Sörenberg LU. Sechs Kämpfe. Sechs Siege. Der Fahrplan in Richtung ESAF stimmt. Für seine Fans stellt sich nun nur noch eine Frage: Können sie ihren Liebling auf der Schwägalp bestaunen oder nicht? Wicki hat sich zu Beginn der Saison die Möglichkeit offen gehalten, am Bergfest teilzunehmen. In den nächsten Tagen wird er gemeinsam mit seinem Trainer Dani Hüsler eine Entscheidung treffen. Auf der Schwägalp könnte es zwei Wochen vor dem ESAF zum Giganten-Duell zwischen Wicki und Samuel Giger kommen.
Der Blickfang
Aus den Fussballstadien kennt man sie schon lange, die Schriftzüge, die dank verschiedenfarbiger Stühle auf der Tribüne erscheinen. Sie sind immer ein Blickfang. Und genau so einen gibts auch Ende Monat in Mollis GL. Denn auch auf der Tribüne des Eidgenössischen ist ein Schriftzug zu lesen. «ESAF 2025», steht dort dank des zweifarbigen Stuhl-Konzepts in grossen Lettern. «Die Glarnerland-Arena zeigt sich schon jetzt von ihrer kreativsten Seite», so die Organisatoren.
Die schlimmste Verletzung
Seine Schreie sind über den gesamten Schwingplatz des Freiburger Kantonalen hinweg zu hören. Gil Dufey (28) liegt im Sägemehl und zeigt auf sein linkes Knie. Sofort eilen die Sanitäter herbei. Das sonst sehr stimmungsvolle Publikum am Freiburger Kantonalen verstummt und leidet mit dem Normalkranzer mit. Dufey hatte sich im Zweikampf mit Janis Wieland verletzt. Als dieser ihn auf den Rücken legte, passierte es. Ob die Saison für Dufey vorbei ist, werden die nächsten Tage zeigen. An seinen Schreien gemessen, bestehen kaum grosse Chancen auf einen weiteren Einsatz.
Das missratene Comeback
Es hätte ein wichtiger Härtetest vor dem ESAF werden sollen. Doch bereits mitten in seinem zweiten Kampf musste Lorenz Berger (28) das Freiburger Kantonale abbrechen. Der Berner Teilverbandskranzer verletzte sich am Knie. Und das vor den Augen seiner guten Kollegen Fabian Staudenmann und Severin Schwander. «Mir lief es kalt den Rücken hinunter», erklärt Letzterer. «Ich kenne seinen Weg. Er hat alles investiert, um rechtzeitig zurückzukommen. Im Training war er so gut wie noch nie.» Nun folgte der nächste Rückschlag. Ob es für das ESAF in vier Wochen in Mollis GL reicht, werden die Abklärungen in den nächsten Tagen zeigen. Da Berger in dieser Saison noch kein Kranzfest beendet hat, müsste er zuvor einen weiteren Härtetest bestehen.
Der speziellste Sieg
Sinisha Lüscher (19) feierte am Sonntag ein kleines Comeback. Nachdem er sich auf dem Weissenstein mehrfach den Finger ausgekugelt hatte, musste der KV-Absolvent auf den Brünig verzichten. Mit einer speziellen Schiene trat Lüscher zwei Wochen nach dem Unfall beim Niklaus-Thut-Schwinget in Zofingen an. Vor 1800 Zuschauern feierte er einen souveränen Sieg. Auf dem Weg dortin kam es gleich mehrfach zu besonderen Duellen. So traf Lüscher im zweiten Gang auf Aaron Rüegger. Die beiden absolvieren die Athletiktrainings jeweils gemeinsam unter der Leitung von Coach Jürg Monhart. «Wir sind sehr gute Freunde. Im Training aber will jeder der Beste sein. Wir pushen uns immer gegenseitig ans Limit», erklärte Lüscher einst. Neben Rüegger bodigte Lüscher im Schlussgang mit Justin Schmid einen weiteren Kollegen. Sie feierten in dieser Saison bis spät am Abend gemeinsam den ersten Kranz ihres Freundes Enea Grob. Für Lüscher geht es am kommenden Sonntag beim Nordwestschweizer Teilverbandsfest weiter.
Das perfekte Fest
Es ist das Resultat, von dem jeder Schwinger träumt: ein Fest mit sechs Plattwürfen und damit dem Punktemaximum von 60,00 zu gewinnen. Ein Unterfangen, das alles andere als einfach ist. Joel Wicki gelingts beim Bergschwinget Sörenberg, einem Regionalfest. Bei einem Kranzfest ist dies dem König noch nie geglückt. Einmal hat er das perfekte Resultat haarscharf verpasst. 2023 triumphierte Wicki beim Luzerner Kantonalen mit 59,75. Das Gefühl von 60,00 Punkten ist trotzdem nicht ganz neu für ihn. Ein Blick auf die dokumentierten Resultate Wickis verrät: Er hat in seiner Jugend zweimal mit Perfektion geglänzt. 2015 triumphierte er damit beim Luzerner Nachwuchsschwingertag (Jahrgang 1997 bis 1998) und im Jahr darauf beim Herbstschwinget Schachen. Daneben hat er bei Regional- und Nachwuchsschwingfesten insgesamt viermal 59,75 Punkte geholt. Der perfekte Triumph vor der eigenen Haustür wird ihm aber bestimmt besonders in Erinnerung bleiben. Auch, weil ihn künftig Selma täglich wohl daran zurückdenken lässt. Selma – so heisst das Siegerrind, «welches nun in unserer Kuhherde seinen Platz finden darf», wie Wicki am Sonntagabend auf Instagram verrät.
Der grösste Unterschied
Die Schwingfeste in der Südwestschweiz haben einen ganz besonderen Charme. Sie sind noch so klein und übersichtlich, dass sie das Herz manch eines Traditionalisten höher schlagen lassen. Der grösste Unterschied zu den Kranzfesten der anderen Teilverbände ist jedoch der Eintritt. Dieser ist nämlich gratis! Anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums des Freiburger Kantonalen wollte man so viele Zuschauer wie möglich anlocken. Das Vorhaben gelang. Knapp 1000 Leute fanden den Weg nach Le Crêt-près-Semsales. Einige staunten über das Essensangebot am Mittag. So gab es beispielsweise Roastbeef mit Pommes, Silberzwiebeln und Gurken. Ein Menü, das man an einem Schwingfest selten sieht.
Die Königsfavoriten
Als einziges Kranzfest geht am Wochenende das Freiburger Kantonale über die Bühne. Dort tritt mit Fabian Staudenmann nur einer der Königsfavoriten an. Und er zeigt eine beeindruckende Leistung. So bodigt er zweimal Eidgenosse Lario Kramer – im 1. Gang und im Schlussgang – und gewinnt das Fest mit sechs Siegen. Damit ist er neu der erfolgreichste Schwinger der Kranzfestsaison, denn es ist sein fünfter Triumph. Auch Joel Wicki steigt in die Zwilchhosen – vor seiner Haustür beim Bergschwinget Sörenberg. Der König zeigt einen perfekten Tag, siegt mit 60,00 Punkten. Unspunnensieger Samuel Giger nimmt ebenfalls an einem Regionalfest teil. Er entscheidet den Ricken-Schwinget für sich. Einzig Lars Rotach kann er nicht bezwingen, der ringt ihm einen Gestellten ab. Ansonsten landen Gigers Gegner allesamt auf dem Rücken.