«Ich werde oft belächelt»
Staudenmann-Schreck muss sich dumme Sprüche anhören

Schwinger Andy Signer ärgerte die Berner am Schwarzsee-Schwinget. Dabei wollte er einst Fussballer werden. Mit König Nöldi Forrer verbindet ihn eine grosse Leidenschaft.
Publiziert: 24.06.2025 um 20:09 Uhr
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Aktualisiert: 24.06.2025 um 23:45 Uhr
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Andy Signer (l.) zählt zu den besten Defensivkünstlern im Schwingen.
Foto: keystone-sda.ch

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Nicola AbtReporter Sport

Selten erhielt jemand für einen Gestellten derart viel Applaus wie Andy Signer (22) am Schwarzsee-Schwinget. Der 1,83 Meter kleine und 81 Kilo leichte Nordostschweizer liess Kilchberg-Sieger Fabian Staudenmann (25) verzweifeln. Dabei beschwerten sich einige Schwing-Laien noch vor dem Kampf: «Es ist eine Frechheit, dass sie dem Topfavoriten so einen Bubi hinstellen. Der liegt nach wenigen Sekunden auf dem Rücken.»

Signer ist sich solche Sprüche gewohnt. «Ich werde oft belächelt; umso schöner ist es, wenn ich alle überraschen kann», sagt er. Und das tat Signer bereits mehrfach. So zum Beispiel im letzten Jahr am Nordostschweizer Teilverbandsfest.

Da stellte Signer gegen Unspunnen-Champion Samuel Giger (27). «Das fühlt sich für mich wie ein Sieg an. Solche Maschinen zu bezwingen, ist mit meinen Voraussetzungen fast unmöglich.» Als er am Schwarzsee auch noch den Eidgenossen Curdin Orlik (32) stellte, mutierte er endgültig zum Berner-Schreck.

Sein Idol ist Cristiano Ronaldo

Am Abend durfte sich Signer seinen ersten Bergkranz aufsetzen lassen. Dabei wollte er einst gar nicht Schwinger, sondern Fussballer werden. Im Sturm – wie sein Idol Cristiano Ronaldo (40). Doch der Trainer stellte ihn in die Abwehr. «Was mich aber nicht davon abhielt, immer wieder nach ganz vorne zu sprinten; das gefiel dem Trainer überhaupt nicht», erinnert sich der 12-fache Kranzgewinner.

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«Ich spüre sehr gut, was der Gegner machen will. Entsprechend schnell kann ich reagieren.»
Andy Signer
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Auch im Schwingen würde er gerne mehr in den Angriff gehen. «Dafür fehlen mir rund zehn Kilo. Das ist teilweise sehr frustrierend.» Praktisch jedem Gegner ist er körperlich unterlegen. Um nicht immer auf dem Rücken zu landen, perfektionierte er seine Verteidigung. «Ich spüre sehr gut, was der Gegner machen will. Entsprechend schnell kann ich reagieren.»

Signer ist ein unangenehmer Gegner

Für Schwinger mit den Qualitäten von Signer gibt es im Nationalsport eine spezifische Bezeichnung. Sie werden als «Gschwür» betitelt. Weil sie derart unangenehm sind. Viele empfinden diesen Begriff aber als unpassend, da es ihren gewaltigen Leistungen nicht gerecht wird.

Signer ist in diesem Bereich die Nordostschweizer Antwort auf den Berner Fabian Aebersold (21). Der 1,78-Meter-Mann aus Walterswil BE trieb im vergangenen Jahr König Joel Wicki (28) zur Weissglut. Der bekannteste noch aktive Favoritenschreck heisst Fabian Kindlimann (34). In der letzten Saison verlor der Eidgenosse nur drei Kämpfe.

Eine Frage stellt sich aber bei allen Defensivkünstlern: Gewinnen sie genügend Gänge, um vorne dabei zu sein? Ist der Abstand zu den Favoriten zu gross, kommen solche Paarungen nicht zustande.

Parallelen zu einem Schwingerkönig

Die nötige Kraft, um mehrere Minuten gegen die stärksten Schwinger des Landes entgegenzuhalten, holt sich Signer unter anderem bei seinem Job als Käser. Wie König Nöldi Forrer (46) fasziniert Signer dieses Handwerk. «Seit der fünften Klasse war das mein Traumberuf.» Bereits sein Vater arbeitete als Käser.

Um sich nach den Strapazen am Schwarzsee optimal erholen zu können, hatte er aber am Montag frei, denn bereits am kommenden Sonntag gehts für Signer weiter. Dann findet das Nordostschweizer Teilverbandsfest statt. Gut möglich, dass er auch dort dem einen oder anderen Siegesanwärter den Tag vermiesen wird.

Staudenmann bodigt am Schwarzsee Ott
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Auftakt nach Mass:Staudenmann bodigt am Schwarzsee Ott
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