Räbmatter hängt Zwilchhosen an den Nagel
0:19
Fertig «Jabadabadu»:Räbmatter hängt Zwilchhosen an den Nagel

Der grosse Schwing-Check
Primitive Sprüche! Gehässiges Klima gegen Eidgenossen

Was läuft in der Schwingerszene? Blick liefert die heissesten Sägemehlgeschichten. Zu reden geben eine tolle Geste von Alpiger, verletzte Zwillinge und ein Eidgenosse, der nicht ganz 100 ist.
Publiziert: 12:16 Uhr
|
Aktualisiert: 13:51 Uhr
Teilen
Schenken
Anhören
Kommentieren
Michael Moser zeigte sich am Schwarzsee einmal mehr bärenstark.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

Die Zusammenfassung von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast.

Der erste ESAF-Sieger

In gut zwei Monaten ist es so weit, die Schweiz sucht in Mollis GL ihren neuen König. Den ersten Sieger des Eidgenössischen Schwingfests ESAF gibts aber jetzt schon. Wie die Organisatoren auf Instagram verraten, wurde ihre Merchandise-Kollektion mit dem Peak Award als «Best Merchandise Collection» ausgezeichnet. Der Preis wurde im Rahmen eines öffentlichen Votings am Pandinavia Summit, der grössten Messe für Branded Merchandise, vergeben. Die ESAF-Kollektion hat dabei sieben weitere Nominierte ausgestochen.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Die Geste des Tages

Das Aargauer Kantonale stand ganz im Zeichen des Abschieds von Patrick Räbmatter (33). Für die Geste des Tages sorgt sein Kumpel Nick Alpiger (28). Alpiger schwingt seit dem Start seiner Aktivkarriere in einem hellbraunen Hemd. So wie das sein Götti schon getan hat. Weil die Produktion dieser Hemden eingestellt wurde, hat er sich die letzten sechs Exemplare noch gesichert. In Menziken aber taucht er überraschend in einem blauen Hemd auf. So wie Patrick Räbmatter. Als Räbmatter das vor dem ersten Gang sieht, fliessen bei ihm an diesem hochemotionalen Tag erstmals die Tränen. Wie auch später, als einer der besten Botschafter für diesen Sport seine Hosen endgültig an den Nagel hängt.

Nick Alpiger (l.) kämpfte zu Ehren des abtretenden Patrick Räbmatter in einem blauen Hemd.
Foto: Freshfocus

Die primitiven Sprüche

Tolle Geste hin oder her: Der Ruf von Alpiger ist auch in der Aargauer Heimat etwas ramponiert. Ihm werden, in den meisten Fällen völlig zu Unrecht, «Mätzchen» beim Greifen vorgeworfen. Als Alpiger im Gang gegen Sinisha Lüscher zum Münger-Murks ansetzt, jaulen zwei hysterische Frauen auf. «Schiedsrichter, er drückt ihm den Kopf ins Sägemehl», schreien sie Richtung Kampfrichter, und lassen eine Reihe nicht zitierbare Kraftausdrücke folgen. Auch andere Zuschauer am Sägemehlrand lassen sich zu primitiven Beleidigungen hinreissen. Regeltechnische Ahnungslosigkeit kombiniert mit fehlendem Anstand führen zu einem gehässigen Klima. Alpiger, der kaum Medienarbeit macht und lieber arbeitet, als sein Sponsoring zu optimieren, sieht sich zunehmend unbedarfter Kritik ausgesetzt. Dass er, der keinen Gegner im Land zu fürchten braucht, zehn Zentimeter kleiner und 20 Kilo leichter als die absoluten Topleute der Szene ist, wird vielfach ausgeblendet. Er muss taktisch clever agieren und gegen die Topleute mitzuhalten. Und das verstehen Laien halt nicht. Aber auch so: Alpiger wird, wenn er fit bleibt, beim Eidgenössischen der grösste Trumpf der Nordwestschweizer sein.

Verrückte Haar-Wette

Michael Moser (19) mausert sich vom Geheimtipp zum veritablen Königskandidaten. Am Schwarzsee bodigt der Landwirt unter anderem den Eidgenossen Patrick Gobeli sowie den Schwägalp-Sieger Mario Schneider. Auch beim Gestellten gegen Kilchberg-Sieger Damian Ott ist er der bessere Schwinger. Erst im Schlussgang gegen Matthias Aeschbacher muss er sich geschlagen geben. Romain Collaud (23) durfte Mosers grandiose Entwicklung hautnah miterleben. Der Südwestschweizer Eidgenosse absolvierte gemeinsam mit dem Berner Teenager die Spitzensport-Rekrutenschule im letzten Winter. Angesprochen auf diese Zeit, erinnert er sich sogleich an eine verrückte Wette. «Wenn wir das nächste Mal gegeneinander an einem Kranzfest kämpfen, darf der Gewinner dem Verlierer die Haare schneiden», erzählt er lachend. «Jedes Mal, wenn wir uns sehen, lachen wir darüber. Weil wir wissen, irgendwann wird es so weit sein.»

Michael Moser (2.v.r.) und Romain Collaud (2.v.l.) absolvierten gemeinsam die Spitzensport-RS.
Foto: zVg

Salat-Ärger am Schwarzsee

Für eine optimale Vorbereitung auf das zweite Bergfest der Saison reisten die Nordostschweizer bereits am Samstag an. Nach einer Abkühlung im Schwarzsee trafen sich Ott und Co. zum gemeinsamen Abendessen im Campus. Was als gemütliches Beisammensein geplant war, entwickelte sich zu einer nervenaufreibenden Geduldsprobe. Fast 90 (!) Minuten mussten die Schwinger und Betreuer auf den Salat warten. Gewisse Athleten verliessen gefrustet vorzeitig den Speisesaal. Sie trieben sich etwas anderes zum Essen auf. Bereits im vergangenen Jahr klappte das mit der Verpflegung bei den Nordostschweizern nicht wie gewünscht. Damals triumphierte mit Werner Schlegel immerhin noch jemand aus ihrem Team. Diesmal waren sie im Kampf um den Sieg gegen die Berner chancenlos.

Zwillinge bleiben halt Zwillinge

Die Zwillinge Jan und Tim Roth gehen seit dem ersten Atemzug symbiotisch durchs Leben. Wo Tim ist, ist auch Jan. Und umgekehrt. Die Gemeinsamkeiten gehen bis hin zu den Verletzungssorgen. Beide haben sich am Syndesmoseband verletzt und sind als Zuschauer beim Aargauer Kantonalen dabei. Tim hat es dabei schlimmer erwischt, er hat das vorderer und hintere Syndesmoseband gerissen und ist operiert worden. Ob es für Eidgenössische in Mollis reicht, ist fraglich. Jan wird Mitte August wieder in die Saison einsteigen. Die Roth-Brüder gehören zusammen mit Marius Frank und Sinisha Lüscher, den beiden Festsiegern vom Sonntag, zu den grossen Hoffnungsträgern der Nordwestschweizer für einen Eidgenössischen Kranz.

Tim (l.) und Jan Roth sind zurzeit verletzt. Trotzdem unterstützten sie am Aargauer Kantonalen ihre Kollegen.
Foto: Felix Bingesser

Lange Siegesfeier

Am Aargauer Kantonalen kam es gleich zu zwei Premieren. Sowohl Marius Frank (20) als auch Sinisha Lüscher (19) triumphierten zum ersten Mal an einem Kranzfest. Frank bodigte im Schlussgang Andreas Döbeli (27), den dritten Eidgenossen an diesem Tag. Lüscher sicherte sich im sechsten Gang mit der Maximalnote den Co-Sieg. Nach den Ehrungen auf dem Festplatz reisten die beiden Solothurner Richtung Bellach SO. Im Stüdelihof erwartete sie ein grosser Empfang mit Treicheln und ganz viel Fleisch. Es gab Pouletsteak, Pouletbrüste, Schweinsnierstücke und Käswürste, dazu Hörnlisalat und ein selbst gemachtes Bauernbrot. Organisiert hat das der dreifache Eidgenosse Thomas Zindel. «Es war ein richtig cooler und gemütlicher Abend», schildert Jürg Monhart, der Trainer von Lüscher, am folgenden Morgen. Die Feier dauerte bis nach Mitternacht.

Sinisha Lüscher (r.) jubelte gemeinsam mit Marius Frank (r.) über den Festsieg am Aargauer Kantonalen.
Foto: Freshfocus

Nicht ganz 100

Nach zwei Jahren Warten hat Matthias Aeschbacher wieder einen Festsieg feiern können. Er triumphiert zum zweiten Mal nach 2019 am Schwarzsee Schwinget. Und nicht nur das. Gleichzeitig gewinnt er seinen 99. Kranz. Noch einer fehlt ihm, um dem 100er-Klub beizutreten. Von SRF darauf angesprochen, meint er: «Die 100 Kränze sind ein Fleisspreis. Wenn man auf dem Niveau schwingt und gesund bleibt, sollte der früher oder später kommen.» Bei ihm könnte es nun ganz kitschig werden. Denn läuft alles nach Plan, gewinnt er bei seinem Heimfest, dem Emmentalischen (6. Juli), den 100. Kranz. Seine Saisonplanung hat er darauf ausgerichtet und beim Oberländischen vom kommenden Wochenende schon angemerkt, dass er es eventuell auslässt. Das wird der Emmentaler nun machen. Bisher haben 32 Schwinger 100 oder mehr Kränze gewonnen. Unangefochtener Spitzenreiter: König Arnold Forrer mit 151.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Die Königs-Favoriten

Von den Königs-Favoriten steht einzig Fabian Staudenmann an diesem Wochenende im Einsatz. Und der Berner zeigt am Schwarzsee einmal mehr ein starkes Fest. Nur gegen zwei Nordostschweizer kommt er ins Straucheln, gegen Andy Signer und Marcel Räbsamen gibts einen Gestellten. Alle anderen Gänge gewinnt Staudenmann. Unter anderem greift er erstmals seit dem Nachwuchsschwingertag 2015 (Gestellter) mit Damian Ott zusammen. Und legt ihn platt auf den Rücken.

Unter der Woche gibts zudem ein Update von Joel Wicki. Der König informiert auf Instagram, dass die Fäden bei seiner OP-Wunde gezogen wurden, er Krafttraining absolviert und das Heu auf den Heustock gebracht hat. Nun sei er dabei, Energie fürs ISAF zu tanken. Er hat die Rückkehr ins Sägemehl beim Innerschweizer Teilverbandsfest also fest im Visier.

Am kommenden Wochenende könnte es schon ein anderes Comeback geben. Zumindest strebt Werner Schlegel den Saisonstart beim Nordostschweizer an, macht für einen seiner Sponsoren auch Werbung, dass er alles gibt, um in St. Gallen dabei zu sein. Spätestens wenn die Spitzenpaarungen kommuniziert werden, wissen wir mehr.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?