Darum gehts
Keine Niederlage, sechs Kranzfestsiege und der Triumph beim Saisonhighlight. Fabian Staudenmann (25) dominierte im letzten Jahr den Schwingsport wie nur wenige vor ihm. Trotz dieser überragenden Saison veränderte der Berner sein Team und seine Gewohnheiten. «Stillstand bedeutet Rückschritt», erklärt er.
Ob sich die Anpassungen gelohnt haben, entscheidet das ESAF Ende August in Mollis GL. Fakt ist, dass Staudenmann in dieser Kranzfestsaison bereits viermal auf dem Rücken lag. Am Berner Kantonalen gleich zweimal an einem Wettkampf. Das gab es zuletzt vor sechs Jahren.
Seine Lehre aus den Niederlagen
Diese ungewohnten Niederlagen beschäftigten Staudenmann. «Ich hinterfragte mich: Habe ich das Richtige umgestellt? Oder hätte ich etwas anders tun sollen?» In einer Krise habe er sich aber nie befunden. Auch wenn er sagt: «Klar hatte ich Selbstzweifel. Diese gehören zu einem Prozess dazu, und die will ich auch gar nicht verdrängen.»
Gleichzeitig musste Staudenmann aufpassen, nicht alles infrage zu stellen. «Ich neige dazu, mir fast zu viele Gedanken darüber zu machen», so der Mathematikstudent, der aus den Niederlagen seine Lehren gezogen hat. «Ich bekam auf schmerzhafte Weise zu spüren, dass es immer wieder 100 Prozent oder 101 Prozent braucht.»
Wenn er diese abrufen kann, ist Staudenmann noch immer die Nummer eins im Sägemehl. Das beweisen unter anderem seine vier Kranzfestsiege in diesem Jahr. Sie zeigen Staudenmann, dass seine Anpassungen bezüglich der Ernährung funktionieren.
Freund bringt ihm Fleisch mit
Seit letztem Herbst arbeitet der Königsfavorit mit einem Ernährungsberater zusammen. Gemeinsam analysierten sie sein Essverhalten während eines Schwingfests. Staudenmann setzt neuerdings wie die Radrennfahrer auf Gels. «Die liefern mir sehr schnell viel Energie. Zudem esse ich noch etwas mehr Zucker.»
Früher verdrückte er mehrheitlich Riegel und nahm am Mittag einen Shake zu sich. Mittlerweile isst Staudenmann trockenen Reis mit Poulet. Das Fleisch lieferte ihm jeweils sein Freund und Metzger Severin Schwander, der selbst auch schwingt. Gemeinsam bereiten sie das Gericht mit heissem Wasser zu. «So kann es der Körper besser aufnehmen», erklärt Staudenmann.
Ein halbes Prozent besser?
Nach dem dritten Gang muss das so schnell wie möglich zubereitet werden. «Dann hast du fast zwei Stunden Pause. Das reicht, um es zu verdauen.» Dieses Gericht füllt die Energiespeicher von Staudenmann. Damit der Berner auch am späteren Nachmittag im Kampf um den Sieg noch genügend Power hat.
Diese Optimierung zahlt sich bisher aus. Viermal stand Staudenmann im Schlussgang, viermal bezwang er seinen Gegner. Der Energielevel scheint zu stimmen. «Ich fühle mich jeweils tatsächlich sehr gut. Letztlich macht mich diese Anpassung vielleicht ein halbes Prozent besser. Aber genau auf solche kleinen Dinge kommt es letztlich an.»
Gemüsegärtner will Staudenmann stoppen
Das nächste Mal zum Wasserkocher greift Staudenmann am Sonntag am Freiburger Kantonalen. Seinen fünften Kranzfestsieg will der Einheimische Lario Kramer (27) verhindern. Die letzten sechs Duelle hat er allesamt verloren. «Ich muss ihm meinen Schwingstil aufdrängen und ihn so aus dem Konzept bringen», erklärt der Eidgenosse.
Seine Qualitäten hat Kramer in dieser Saison bereits mehrfach angedeutet. Der Gemüsegärtner aus Galmiz FR konnte drei Kranzfeste gewinnen. Wenn auch in der schwächer besetzten Südwestschweiz. Wie stark er wirklich ist, kann Kramer am Sonntag zeigen.