Darum gehts
- Berner Schwingverband gibt Kader für ESAF bekannt, Entscheidungen sorgen für Diskussionen
- Roland Gehrig verteidigt nach Vetterliwirtschaft-Vorwürfen Selektion seines Neffen Philipp
- Simon Stucki wurde mit zwei Kränzen nicht selektioniert – Schwingerkönig Forrer versteht das nicht
Für einmal waren die Berner am schnellsten. Als bisher einziger Teilverband haben sie ihr 63-Mann-Kader für das ESAF Ende August in Mollis GL bekannt gegeben. Zwei Entscheide sorgen dabei für Stirnrunzeln. Ausgelöst durch eine Diskussion im Blick-Schwing-Podcast «Hoselupf».
Dem Berner Schwing-Boss Roland Gehrig wurde Vetterliwirtschaft vorgeworfen. Dies, weil er seinen Neffen Philipp Gehrig (31) selektionierte, obwohl er in diesem Jahr noch kein Kranzfest bestritten hatte.
Schwingerkönig Nöldi Forrer versteht den Entscheid nicht. «Vor allem, weil Philipp noch keinen Bergkranz gewonnen hat», so der 151-fache Kranzgewinner. Eine Selektion würde sich nur rechtfertigen lassen, wenn Gehrig in den letzten Jahren überzeugt hätte. «Er müsste den Status eines sehr guten Nicht-Eidgenossen haben.»
Berner Schwing-Boss wehrt sich
Zuletzt verpasste Gehrig aber die Spitzenplätze. In der vergangenen Saison gewann der Berner nur zwei Kränze. 2023 sicherte er sich dreimal die Auszeichnung.
Von sehr guten Nicht-Eidgenossen wie Lars Zaugg oder Reto Thöni ist Gehrig aktuell weit weg. Bleibt die Frage, weshalb ihn sein Onkel trotzdem mitnimmt.
Darauf angesprochen, stellt Roland Gehrig sofort klar: «Von Vetterliwirtschaft will ich nichts hören. Das stimmt nicht!»
Starker Frühling als ein Argument
Der Entscheid zugunsten seines Neffen basiere auf verschiedenen Dingen. Für ihn spreche das ESAF 2022 in Pratteln BL. «Damals kämpfte Philipp um den Kranz. Das zeigte mir, welche grosse Qualitäten er hat.» Zudem habe der Zimmermann diesen Frühling überzeugt.
Als er sich am Knie verletzte, kämpfte Gehrig um den Schlussgangeinzug am Frühjahrsschwinget in Zäziwil BE. «Da deutete Philipp an, dass er bereit gewesen wäre. Dann hatte er viel Pech. Ihn deswegen zu Hause zu lassen, wollte ich nicht. Für mich zählt im Schwingen auch die Menschlichkeit.» Deshalb erhielt sein Neffe den Verletztenstatus. Ein Freifahrtschein in Richtung Mollis sei das aber nicht. «Er muss einen Härtetest bestehen. Entweder an einem Regionalfest oder im Trainingslager vor dem ESAF.»
Alleine habe er diese Entscheidung zudem nicht getroffen. Das Kader wurde von der technischen Kommission der Berner zusammengestellt. Diese entschied auch, den talentierten Simon Stucki (20) zu Hause zu lassen, obwohl der Diemtigtaler in dieser Saison zwei Kränze gewonnen hat. Was die Debatte um Gehrigs Selektion zusätzlich befeuerte. «Stucki hätte an das Eidgenössische gehört», so Forrer.
Auch Stucki selbst kann die Entscheidung nicht wirklich nachvollziehen. «Ich war natürlich sehr enttäuscht», sagt er zu Blick. Dass es nicht für das ESAF reichte, begründet Gehrig unter anderem mit einem Punktesystem. Dort werden alle Schwinger und deren Resultate aufgeführt – als Hilfe für die Selektion. Mit seinen beiden Kränzen konnte Stucki zu wenig punkten. «Er bezwang an diesen zwei Festen sechs Nichtkranzer und stellte einen. Das können wir nicht gleich hoch werten. Er wurde Opfer einer sehr unglücklichen Einteilung», sagt Gehrig.