Schwingerkönig Wicki bodigt Aeschbacher
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Brünig-Fluch besiegt:Schwingerkönig Wicki bodigt Aeschbacher

Der grosse Schwing-Check
Punkteklau um König Wicki und zwei weinende Eidgenossen

Was läuft in der Schwinger-Szene? Blick liefert die heissesten Sägemehl-Geschichten. Zu reden geben der Giganten-Kampf auf dem Brünig, ein verwirrter Berner Eidgenosse und ein abgeschafftes Ersatzdatum.
Publiziert: 11:30 Uhr
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Aktualisiert: 13:23 Uhr
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Der Kampf zwischen Michael Moser (r.) und König Joel Wicki sorgte für hitzige Diskussionen.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

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Entlastung für die Kameraleute

Normalerweise finden die Spitzenpaarungen immer wieder auf einem anderen Platz statt. So haben alle Zuschauerinnen und Zuschauer einmal die Gelegenheit, die besten Schwinger aus der Nähe zu beobachten. Auf dem Brünig ist das nicht möglich. Am Sonntag rotierten daher für einmal die Kampfrichter und nicht die TV-Kameras. Das ersparte dem SRF-Team einiges an Arbeit. Dafür verantwortlich ist der begrenzte Platz. Die vier Sägemehlringe sind zu nah beieinander. Was wiederum ein Vorteil für die Zuschauenden ist, da sie von überall eine gute Sicht auf die vier Ringe haben.

Foto: BENJAMIN SOLAND

Kampfrichter-Boss gesteht Fehler ein

Die ganze Schwinger-Szene wartete auf dieses Duell: Supertalent Michael Moser gegen König Joel Wicki. Im Anschwingen auf dem Brünig war es endlich so weit. Und die beiden hielten, was sich alle davon versprochen hatten. Sie gingen sofort aufeinander los. Von Abtasten keine Spur. Zu Beginn hatte Wicki die eine oder andere Chance. Je länger der Kampf dauerte, desto stärker wurde Moser. Nach sechs Minuten endete das attraktive Duell gestellt.

Was danach geschah, löste bei vielen Zuschauern und Experten Kopfschütteln aus. Die beiden Top-Favoriten erhielten nur die Note 8,75. Überrascht reagierte auch der dreifache Schwingerkönig Jörg Abderhalden. «Ich hätte gedacht, es gibt die Note neun», sagt der SRF-Experte. Andere wiederum bewerteten die Entscheidung der Kampfrichter als völlig richtig. Sie argumentieren, dass die beiden Schwinger nur einmal knapp vor einer Entscheidung standen.

Blick hat beim Innerschweizer Kampfrichter-Boss nachgefragt. Und dieser spricht Klartext: «In der Kampfrichterkommission sind wir uns einig, dass dieser Gang eine Note neun verdient gehabt hätte. Solche offensiven Kämpfe sollen belohnt werden.» Wicki und Moser wurde also ein Viertelpunkt gestohlen. Was glücklicherweise auf den Festverlauf keinen entscheidenden Einfluss mehr hatte. 

Obwohl es im Duell zwischen Schwingerkönig Joel Wicki (oben) und Michael Moser zur Sache ging, erhielten sie nicht die höhere Note.
Foto: Benjamin Soland

Brünig-OK schafft Ersatzdatum ab

Ein Jahr ohne Brünig-Sieger? Unvorstellbar, wenn nicht gerade eine Pandemie die Welt bedroht. Schliesslich sorgte bisher ein fix geplantes Ersatzdatum dafür, dass der Bergklassiker mit grosser Wahrscheinlichkeit durchgeführt werden kann. Doch damit ist seit diesem Jahr Schluss. Das OK hat das Ersatzdatum abgeschafft. Einerseits gestaltete sich die Helfersuche immer schwieriger. Diese müssten sich zwei Sonntage freihalten, wozu sich viele nicht mehr bereit erklärten, teilt das OK mit. Auch für die Schwinger sei ein Ersatzdatum nicht wirklich von Vorteil. Diese wählen ihre Feste abgestimmt auf ihren Trainingsplan aus. Würde sich das Bergfest um eine Woche verschieben, befürchtet man mehrere Absagen. 

Verwirrung um Berner Eidgenosse

Während die Zuschauer auf dem Brünig bereits jubeln, blickt Patrick Gobeli immer noch ungläubig in Richtung Kampfrichtertisch. Wurde der Berner Eidgenosse tatsächlich soeben von Normalkranzer Michael Ulrich bezwungen? Es wäre eine Sensation. Die Kampfrichter beraten sich fast eine halbe Minute lang. Ulrich streckt Gobeli bereits die Hand entgegen, als sie plötzlich signalisieren, dass der Gang weiter geht. Also doch kein Resultat. Zum Ärger der Innerschweizer. Von aussen betrachtet wohl die richtige Entscheidung. Letztlich endete das Duell gestellt.

Kampfrichter sorgt bei Gobeli für Verwirrung
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Heisse Brünig-Szene:Kampfrichter sorgt bei Gobeli für Verwirrung

Zwei Böse brechen in Tränen aus

Eigentlich wäre der Moment da gewesen für eine grosse Party. Vor zwei Wochen triumphierte Joel Strebel am Südwestschweizer Teilverbandsfest. Es war sein bisher grösster Sieg der Karriere. Doch wirklich Lust zum Feiern hatte der Freiämter nicht, wie er nach seinem Kranzgewinn auf dem Brünig verriet. Während des Wettkampfs erreichte ihn eine traurige Nachricht von der Rigi. Sein Freund Andreas Döbeli hatte sich beim Einwärmen schwer verletzt.

Am Nachmittag rief ihn Strebel an. «Wir haben beide geweint am Telefon. Was willst du da auch sagen? Es tut mir brutal leid für ihn.» Die beiden trainieren oft gemeinsam mit Athletiktrainer Tommy Herzog. «Andreas ist einer meiner besten Freunde.» Am ESAF muss Strebel ohne ihn auskommen. Mittlerweile ist klar, dass Döbeli das Saisonhighlight verpassen wird. Er muss sich einer Knieoperation unterziehen. Bereits 2022 verpasste Döbeli das ESAF aufgrund einer Verletzung.

In dieser schwierigen Phase dürften ihm die Auftritte von Strebel Freude bereiten. Auf dem Brünig bodigte er im ersten Gang mit seinem unverkennbaren Kurz-Zug den 2,02 Meter grossen Severin Schwander. «Ich fühle mich besser als letztes Jahr. Ich konnte noch einmal einen Schritt machen.» Vor wenigen Wochen erst kehrte Strebel nach seinem Kreuzbandriss zurück. Letztlich klassierte er sich auf dem Brünig auf dem starken zweiten Platz.

Joel Strebel (hinten) zeigte sich auf dem Brünig einmal mehr sehr stark. Aber noch immer beschäftigt ihn die Verletzung seines Freundes.
Foto: keystone-sda.ch

In Mollis wirds gemütlich

Noch rund einen Monat dauert es, dann sucht die Schweiz ihren neuen König. Die Aufbauarbeiten in Mollis GL laufen auf Hochtouren. «Jetzt wirds gemütlich», melden die Organisatoren am Sonntagnachmittag auf Instagram. Der Grund: Auf den Gerüsten werden die ersten Sitze montiert. So verwandelt sich das Ganze immer mehr in eine Tribüne: «Bereit für Zehntausende begeisterte Schwingfans.»

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Der nächste Sieg in der Sammlung

Martin Grab (46) ist bislang der einzige Schwinger, der alle sechs Bergkranzfeste gewonnen hat. Frühestens 2026 auf dem Brünig könnte ein zweiter dazukommen – vorausgesetzt Fabian Staudenmann (25) nimmt teil. Diesen Sieg hat ihm nun Joel Wicki (28) voraus. Der König macht sich daran, ebenfalls Teil dieses erlauchten Kreises zu werden, hat daneben am Schwarzsee (2015), auf dem Stoos (2017, 2019, 2021 und 2023) und auf der Rigi (2018 und 2022) gewonnen. Nur die Schwägalp und der Weissenstein fehlen noch.

Wie siehts bei seinen Vorgängern aus, die in diesem Jahrhundert König wurden? Nöldi Forrer (46) hat einzig auf der Schwägalp (viermal) und dem Stoos (zweimal) triumphiert. Jörg Abderhalden (45) hingegen gewann alle Bergkranzfeste zweimal – ausser den Brünig und die Rigi. Auch Kilian Wenger (35) konnte zwei Bergfeste (Rigi und Schwägalp) nie gewinnen, dafür hat er den Brünig-Schwinget als Einziger zweimal für sich entschieden. Matthias Sempach (39) ist dreifacher Schwarzsee- und Weissenstein-Sieger, gewann daneben auf dem Brünig (zweimal) und der Rigi (einmal). Nicht weniger als zwölf Brünig-Kränze hat Matthias Glarner (39) zu Hause – gewonnen hat er das Fest nie. Einzig auf der Rigi und der Schwägalp liess er sich je einmal schultern. Dreimal hintereinander war Christian Stucki (40) am Schwarzsee unschlagbar (2008–2010), insgesamt hat er das Fest fünfmal gewonnen. Auf dem Brünig und dem Weissenstein triumphierte er je dreimal und auf dem Stoos und der Rigi je einmal. Nur die Schwägalp hat er nie als Sieger verlassen.

Schwingerkönig Wicki bodigt Aeschbacher
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Brünig-Fluch besiegt:Schwingerkönig Wicki bodigt Aeschbacher

Die Königs-Favoriten

Nachdem Adrian Walther (23) seine Teilnahme auf dem Brünig wegen einer Grippeerkrankung absagen musste, stehen mit Joel Wicki (28) und Pirmin Reichmuth (29) nur zwei der Königs-Favoriten im Einsatz. Nach seinem Gestellten zum Auftakt gegen Michael Moser (20), der sich in dieser Saison vom Geheimfavoriten zum ernstzunehmenden Königsanwärter gemausert hat, setzt Wicki zum Siegeszug an. Einzig gegen Etienne Burger (21, 2. Gang) verpasst er die Maximalnote, zieht mit vier Siegen in Serie in den Schlussgang ein und bodigt dort Matthias Aeschbacher (33). In seinem vierten Brünig-Schlussgang muss er erstmals nicht dem Gegner gratulieren.

Und Reichmuth? Auch er stellt gegen Moser (und stellt zudem gegen Aeschbacher) – ausgerechnet im 5. Gang, als es zwischen den beiden ums Schlussgang-Ticket geht. Hätte er den Berner platt bezwungen, wäre er punktgleich mit Wicki gewesen. Ob ihn die Einteilung in den Schlussgang gesteckt hätte, ist zu bezweifeln. Aber dann hätte Reichmuth immerhin noch die Chance auf die erfolgreiche Titelverteidigung als Co-Sieger gehabt. Er beendet das Fest auf dem guten 3. Rang. Die beiden Innerschweizer haben damit das letzte Kranzfest vor dem ESAF bestritten. Bis Ende August werden sie wenn dann nur noch an kleineren Festen teilnehmen – Wicki etwa tritt nächsten Sonntag zu Hause beim Bergschwinget Sörenberg an.

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