Darum gehts
- Schurtenberger gewinnt vierten Eidgenössischen Kranz – nach schwieriger Zeit
- Mentale Herausforderungen und körperliche Veränderungen prägten seine Vorbereitung
- Schurtenberger steht bei 81 Kränzen – strebt die magische Marke von 100 Kränzen an
Noch während der ersten Frage dreht sich Sven Schurtenberger (33) um. Das leise «Sorry» wird von seinem Schluchzen übertönt. Dem 150-Kilo-Brocken laufen Tränen über die Wangen. Wenige Minuten zuvor hatte sich der Luzerner seinen vierten Eidgenössischen Kranz gesichert.
Was langsam zur Routine werden könnte, ist für Schurtenberger in diesem Moment etwas ganz Spezielles. Denn hinter ihm liegen sehr schwierige Wochen und Monaten. «Ich fiel in ein brutales Tief», sagt er mit zittriger Stimme.
Nach dem Kranzgewinn am Luzerner Kantonalen wollte nichts mehr richtig funktionieren. Das Ob- und Nidwaldner musste er kraftlos aufgeben. «Mitten im Kampf verliess mich plötzlich die Energie. Ich fühlte mich auf einmal sehr schlecht.» Bis heute fanden die Ärzte nicht heraus, was der Grund dafür war.
Beendet Schurtenberger seine Karriere?
Das gab Schurtenberger zu denken. «Ich habe alles hinterfragt.» Nach seiner Knallhart-Analyse veränderte er den Wochenplan. «Ich absolvierte zusätzliche Einheiten auf dem Velo und auf dem Laufband.» Durch die zusätzliche Bewegung nahm er deutlich ab. Gut 10 Kilo seien es letztlich gewesen. «Zudem begann ich, mit einem Mentaltrainer zu arbeiten. Der fing mich auf und gab mir neue Hoffnung.»
Während Schurtenberger vor allem mit sich selbst kämpfte, blieben die Spitzenresultate im Sägemehl aus. Hinter seinem Rücken machten sich Experten und Fans über sein Gewicht lustig. Niemand traute ihm den Kranz am ESAF zu. Mit seinem Auftritt in Mollis GL hat es Schurtenberger allen gezeigt. Es wäre ein würdiger Abschluss einer erfolgreichen Karriere.
Ob der ehemalige Fussballer nächstes Jahr ins Sägemehl zurückkehrt, ist ungewiss. «Ich will zuerst meinen Körper durchchecken und dann schauen wir weiter.» Reizen würde ihn ein letztes grosses Ziel. Schurtenberger möchte der erste Luzerner mit 100 Kränzen sein. Aktuell steht er bei 81. Läuft alles optimal, wäre diese Marke in den nächsten zwei Saisons machbar.