Darum gehts
- Nordostschweizer dominieren ESAF in Mollis, angeführt von König Orlik
- Beat Schläpfer als Taktikfuchs spielt entscheidende Rolle für Erfolg
- Der Schmetterlings-Züchter hat eine starke Erfolgsquote
Ein Jahr nach der Berner Ohrfeige in Appenzell schlagen die Nordostschweizer am ESAF zurück. Angeführt von Schwingerkönig Armon Orlik dominierten sie das Geschehen in Mollis GL.
Zu verdanken haben sie das unter anderem dem dreifachen Schwingerkönig Jörg Abderhalden und seinem langjährigen Betreuer Beat Schläpfer. Sie wurden von Samuel Giger und Co. nach dem schwachen Abschneiden beim letztjährigen Saisonhighlight reaktiviert. Einmal in der Woche trainierten die Spitzenschwinger unter ihrer Leitung. An den Wettkämpfen war dann vor allem Schläpfer gefordert – so auch am ESAF.
Schliesslich gilt er als der Taktikfuchs schlechthin im Schwingsport. «Er ist für uns Gold wert», schwärmt Giger. Wie wichtig Schläpfer tatsächlich ist, zeigte sich einmal mehr im siebten Gang. Als Fabian Staudenmann die Maximalnote verwehrt blieb, schaltete Schläpfer blitzschnell.
Kommentare nerven Konkurrenz
Noch bevor Werner Schlegel das Sägemehl berührte, bekam er von Schläpfer die Info, dass er mit einem Gestellten gegen König Joel Wicki im Schlussgang-Rennen bleibt. Dasselbe sagte er Armon Orlik vor dessen Duell mit Michael Moser. Während der Kämpfe erinnerte er seine Schützlinge immer wieder lautstark an den Plan.
Dieses aktive Coachen nervt gewisse Konkurrenten. Schläpfer lässt das kalt. «Ich versuche, meinen Jungs zu helfen. Dafür bin ich als Betreuer da.»
Schlegel und Orlik setzten Schläpfers Anweisungen perfekt um. Nach dem siebten Gang standen drei Nordostschweizer zur Auswahl für den Schlussgang. «Besser hätte es für uns nicht laufen können», jubelt Schläpfer. Der sich aber ausgerechnet im entscheidenden Moment zurückzog.
Tolle Geste vom neuen König
Während des Schlussgangs zwischen Giger und Schlegel verliess er die Arena und schaute im Athletenzelt weiter. «Ich hielt es nicht mehr aus», sagt er. Schliesslich betreut er beide Athleten. Genauso wie Orlik, der letztlich den Festsieg erbte und König wurde. Mit ihm besprach Schläpfer vor den Schwingfesten jeweils die Taktik für den ersten Gang.
Bis der ehemalige Schwinger Schläpfer aber verstand, wie er mit dem Bündner umgehen musste, dauerte es eine Weile. «Armon ist sehr sensibel. Du darfst ihn nicht gleich hart kritisieren wie andere.»
Dafür merkte Schläpfer schnell, was für ein grosses Herz der neue König hat. Im Frühling erzählte er Orlik, dass er sich ein Abo bei einem Streamingdienst gekauft habe, um auch die kleineren Schwingfeste sehen und die Gegner studieren zu können.
Beim nächsten Training überreichte ihm Orlik ein Couvert. «Darin waren 200 Franken. Er meinte, das Geld sei für mich. Damit ich das Abo nicht selber zahlen muss.» Diese Episode zeige, was für ein toller Typ Orlik ist.
Mehr Zeit für zweite Leidenschaft
Dank des Erfolgs in Mollis wird Schläpfer erneut zum Königsmacher. Bereits beim letzten Titel der Nordostschweizer vor 18 Jahren war er als Betreuer im Einsatz. «Ganz so schlecht mache ich es wohl nicht», meint er lachend. Betont aber auch, dass es ein Erfolg des ganzen Teams und aller Betreuer sei.
Nun freut sich Schläpfer auf einige schwingfreie Wochenenden. Damit bleibt auch mehr Zeit für seine zweite grosse Leidenschaft: das Züchten von Schmetterlingen. Darin ist er fast so gut wie im Erschaffen von Schwingerkönigen.