Die entscheidenden Momente von Schwingerkönig Orlik
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Bis zu seiner Krönung:Die entscheidenden Momente von Schwingerkönig Orlik

2022 stellte Orlik die Weichen für die Krone
Das Erfolgsgeheimnis des neuen Schwingerkönigs

Im Leben von Schwingerkönig Armon Orlik spielt ein Polizist eine wichtige Rolle. Ebenso entscheidend für den Titel: Athletiktrainer Robin Städler. Dieser hat es seinen Kritikern einmal mehr gezeigt.
Publiziert: 01.09.2025 um 12:17 Uhr
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Aktualisiert: 01.09.2025 um 12:31 Uhr
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Schwingerkönig Armon Orlik (l.) zeigte am ESAF eine bärenstarke Leistung.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Armon Orlik ist neuer Schwingerkönig und setzt auf strikte Ernährung
  • Trainer Robin Städler und Bruder Lucas sind wichtige Bezugspersonen
  • Neben dem Schwingsport liebt Orlik Holz und den Radsport
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nicola AbtReporter Sport

Dass Armon Orlik (30) ein wenig anders ist, realisierten seine Schwing-Kollegen spätestens während der WKs in Magglingen BE. Der neue Schwingerkönig rückte jeweils mit einem kleinen Reisemixer ein. «Damit ich mir dort meine Früchte-Smoothies machen konnte», erklärte der Bündner einst.

Was bei seinen Militärfreunden für verwirrte Blicke sorgte, ist Teil seines Erfolgsrezepts. Die Ernährung spielt darin eine zentrale Rolle.

Kaum jemand ist in diesem Bereich so strikt wie Orlik. Er lässt genauso die Finger von Süssgetränken wie von einem Döner während der Saison. «Eine solche ungesunde Mahlzeit würde nicht zu meiner Philosophie passen. Zudem hätte ich ein schlechtes Gewissen.» 

Trainer Städler zeigt es Kritikern

Doch obwohl Orlik seit Jahren sehr auf seinen Körper achtet, bereitet ihm dieser immer wieder Probleme – insbesondere der Rücken. So zog er sich 2019 auf der Schwägalp einen Bandscheibenvorfall zu. Orlik versuchte vieles, doch die Schmerzen wollten nie so richtig verschwinden.

Bis er 2022 zu Robin Städler wechselte. Der ehemalige Coach des dreifachen Schwingerkönigs Jörg Abderhalden schwört auf seine eigens entwickelte Trainingsmethode namens «Sypoba», deren Grundelemente eine Rolle und ein Brett sind. Städler ist bekannt für seine langen und harten Trainings. «Robin verdanke ich unglaublich viel. Er hat immer an mich geglaubt», sagt Orlik. Mittlerweile ist der Rücken kaum mehr ein Thema.

Städler verfolgte das ESAF in Mollis GL vor Ort. Auf der Tribüne hielt er es kaum aus. «Ich war brutal nervös», gibt er zu. Als Städler erfuhr, dass sein Schützling nicht für den Schlussgang ausgewählt wurde, brach für ihn eine kleine Welt zusammen. «Die Enttäuschung war riesig, weil ich nicht wusste, dass man auch sonst König werden kann.» Umso schöner sei es dann gewesen, als Orlik doch noch den Thron besteigen konnte.

Für Städler ist der Königstitel auch eine persönliche Genugtuung. Immer wieder ist an seiner Trainingsmethode gezweifelt worden. Als sich im letzten Herbst Damian Ott und Werner Schlegel von ihm trennten, sahen sich viele Kritiker bestätigt. Nun hat Städler gezeigt, was mit ihm möglich ist. «So schlecht mache ich meine Arbeit wohl doch nicht», meint er mit einem Augenzwinkern. 

Spezielles Bruder-Ritual

Wie Städler ist auch Orliks Bruder Lucas seit 2022 wieder eine sehr wichtige Bezugsperson. Der Polizist war im Ausland tätig, weshalb sich die beiden nicht mehr regelmässig sahen. Seit Lucas wieder in der Schweiz ist, pflegen die beiden im Winter ein gemeinsames Ritual. «Wir baden in einem kalten See und gehen dann in die Sauna. Da entstehen immer sehr spannende und tiefgründige Gespräche», sagt Orlik.

Dabei sieht er sich auch mit kritischen Fragen seines Bruders Lucas konfrontiert. «Er hinterfragt gewisse Entscheidungen von mir. Das sind jeweils wertvolle Denkanstösse.» Ins Grübeln kam Orlik auch während dieser Saison. Er meldete sich bei einem Betreuer aus der Nordostschweiz und bat diesen um Hilfe. Seither treffen sie sich regelmässig. Am Donnerstag vor dem ESAF wurde Orlik von ihm ein letztes Mal massiert und für den Saisonhöhepunkt vorbereitet.

Dass es am Sonntag derart perfekt aufgegangen ist, freute auch seinen Bruder Curdin. Dieser klassierte sich im neunten Rang. «Ein Orlik ist Schwingerkönig. Das ist megaschön. Ich mag es Armon von Herzen gönnen.» 

Der König liebt den Radsport

Was sich über die Jahre bei Orlik nicht geändert hat, sind seine unmittelbaren Wettkampfvorbereitungen. Mit Techno-Musik stimmt sich Orlik auf den Kampf ein. «Die harten Klänge pushen mich», erklärt er. Wenn Orlik für einmal nicht ans Schwingen denkt, beschäftigt er sich mit Holz oder dem Geschehen im Radsport.

Orlik ist ein riesiger Fan der Tour de France. Auch die Frühjahrsklassiker wie Paris–Roubaix oder die Flandern-Rundfahrt schaut er sich im Fernsehen an. Mit dem Königstitel erfüllt sich Orlik den zweiten Traum innerhalb eines Jahres. Seit letztem Herbst darf er seinen Traumberuf ausüben: Bei einer Firma in Rapperswil-Jona ist er als Holzbauingenieur angestellt. «Ich bin dort angekommen, wo ich immer hinwollte.» Im und neben dem Sägemehl.

Kollegen überraschen Orlik nach Pressekonferenz
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Schwingerkönig wird gefeiert:Kollegen überraschen Orlik an Pressekonferenz
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