Zu behaupten, der neue Schwingerkönig Armon Orlik sei eine sendungsbewusste Plaudertasche, wäre die Lüge des Jahrhunderts. Er ist ein stiller und zurückhaltender Zeitgenosse. «Aber so öffentlichkeitsscheu, wie immer gesagt wird, bin gar nicht.»
Er sei halt nicht der Mann, der das Scheinwerferlicht suche. «Mein Leben ist auch nicht so aussergewöhnlich und so spannend, dass ich ständig darüber berichten müsste», hat er einst gesagt.
Das dürfte sich nun ändern. Orlik ist Schwingerkönig und wird zu einem Teil des öffentlichen Lebens. Auch wenn ihm der Glamour eher zuwider ist: Ganz ausweichen kann er ihm nicht.
Vom Sport und vom Glauben geprägt
Die Ostschweiz wartet seit 18 Jahren und dem Sieg von Jörg Abderhalden wieder auf einen König. Und wird ihn auch in Beschlag nehmen. Armon sitzt auf dem Thron. Sein Vorname kommt aus dem Hebräischen und bedeutet «Palast». Das passt für den neuen König.
Und dass er auch den Partytiger spielen kann, kündet er nach seinem Triumph an. «Ich will alle sehen und wir werden viel Alkohol trinken», sagt.
Seine ansonsten so ruhige und besonne Art hat auch mit seinem familiären Hintergrund zu tun. Orliks Jugend im bündnerischen Maienfeld ist vom Sport und vom Glauben geprägt. Der Vater ist Polizist. Er und sein Bruder haben auch in der Schweizergarde gedient. Zu Hause im Keller haben sich die vier Buben einen Raum mit Matten eingerichtet und sich beim Judo ausgetobt.
Armon und Curdin wechseln bald zum Schwingen. Und es kommt das Eidgenössische 2016 in Estavayer FR. Da ist der 21-jährige Orlik der dominante und klar stärkste Athlet. Der Schwinger vom anderen Stern.
Aber im Schlussgang lässt er sich von Matthias Glarner übertölpeln und verpasst die Königskrone. «Estavayer wird zum Glarnerland» lautet die Schlagzeile damals im Blick. Orlik wird sie nicht gerne gelesen haben. Aber jetzt bekommt das Glarnerland für ihn doch noch eine neue Bedeutung. Eine, die sein Leben verändern wird.
Die panische Angst am Aargauer Kantonalen
Ein Jahr nach dem Eidgenössischen in Estavayer nimmt Orlik 2017 am Aargauer Kantonalen teil. Bruno Gisler knallt ihn mit voller Wucht auf den Rücken. Es wird totenstill im Stadion. Orlik erleidet einen spinalen Schock. «Ich lag im Sägemehl und konnte nur noch den Kopf bewegen. Die Füsse und die Arme spürte ich nicht mehr. Ich hatte panische Angst. Habe zuerst geschrien und dann geweint. Es waren die längsten Minuten in meinem Leben, bis ich mich wieder etwas bewegen konnte.»
Orlik erholt sich, Folgeschäden hat er keine. Drei Jahre später outet sich sein Bruder Curdin als homosexuell. Das hat noch kein Schwinger gewagt. Auch Armon wird in dieser Zeit immer wieder darauf angesprochen. «Ich bin dadurch bei diesem Thema offener, sensibler und toleranter geworden», sagt er dazu. In Mollis hat er Tränen in den Augen, als er seinen Bruder umarmt.
Kein König zweiter Klasse
Seine Karriere war in den letzten Jahren eine Achterbahnfahrt. Und es gab Zeiten, da hat man nicht mehr daran geglaubt, dass er nochmals in die Nähe der Krone kommt. Jetzt hat er sich seinen Traum vom Titel mit 30 Jahren doch noch erfüllt.
Dass er vom gestellten Schlussgang zwischen Samuel Giger und Werner Schlegel profitieren kann, macht ihn nicht zum König zweiter Klasse. Denn man hätte auch ihn, der mit Giger und Schlegel nach dem siebten Gang punktgleich war, für den Schlussgang nominieren können. Als er erfährt, dass ihm Samuel Giger und Werner Schlegel vorgezogen wird, ist er im ersten Moment erschüttert. «Dann hat man mir erklärt, dass Werner das bessere Notenblatt hat. Und dass in der Einteilung die Mehrheit für Samuel war.»
Er hat das Verdikt sportlich akzeptiert, den Blick nach vorne gerichtet und im achten Gang Pirmin Reichmuth fulminant ins Sägemehl gebettet. Geholfen hat ihm dabei der neue Teamgedanke der Ostschweizer. «Wir arbeiten seit einem Jahr eng zusammen mit einem klaren Ziel. Mein Sieg ist auch ein grosses Stück Teamwork.»
Orlik – anders als Stucki und Wenger
Armon Orlik ist nicht jedermanns Darling, wie der bärige Kumpeltyp Christian Stucki. Und er ist auch kein Posterboy, wie es Kilian Wenger war. Er mag nach aussen etwas kauzig und verschlossen wirken. Aber er ist ein anregender und reflektierter Gesprächspartner. Und er steht mit seiner Athletik und seiner Dynamik für attraktiven Schwingsport.
Und er ist dem Sport so verbunden, dass er wohl auch in drei Jahren seinen Königstitel in Thun zu verteidigen versucht.
Mollis 2025: Armon Orlik
Pratteln 2022: Joel Wicki
Zug 2019: Christian Stucki
Estavayer 2016: Matthias Glarner
Burgdorf 2013: Matthias Sempach
Frauenfeld 2010: Kilian Wenger
Aarau 2007: Jörg Abderhalden
Luzern 2004: Jörg Abderhalden
Nyon 2001: Arnold Forrer
Bern 1998: Jörg Abderhalden
Chur 1995: Thomas Sutter
Olten 1992: Silvio Rüfenacht
Stans 1989: Adrian Käser
Sion 1986: Heinrich Knüsel
Langenthal 1983: Ernst Schläpfer
Mollis 2025: Armon Orlik
Pratteln 2022: Joel Wicki
Zug 2019: Christian Stucki
Estavayer 2016: Matthias Glarner
Burgdorf 2013: Matthias Sempach
Frauenfeld 2010: Kilian Wenger
Aarau 2007: Jörg Abderhalden
Luzern 2004: Jörg Abderhalden
Nyon 2001: Arnold Forrer
Bern 1998: Jörg Abderhalden
Chur 1995: Thomas Sutter
Olten 1992: Silvio Rüfenacht
Stans 1989: Adrian Käser
Sion 1986: Heinrich Knüsel
Langenthal 1983: Ernst Schläpfer
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