Darum gehts
- Franziska van Almsick spricht über ihre Karriere und Essstörung
- Ehemalige Schwimmerin leidet noch immer unter Kontrollzwang und fehlender Selbstliebe
- Van Almsick gewann zehn Olympia-Medaillen und beendete ihre Karriere mit 26
Mit gerade einmal 14 Jahren gewann Franziska van Almsick ihre erste Silbermedaille bei den Olympischen Spielen. Es folgten neun weitere Olympia-Medaillen sowie diverse EM- und WM-Titel. Im Jahre 2004 beendete die Deutsche dann ihre Karriere und blickt heute, 21 Jahre später, bei der «Bild am Sonntag» auf ihre Laufbahn zurück.
Van Almsick leidet an Essstörung
Die Ausnahmekönnerin spricht über einen der Gründe für ihren überraschend frühen Austritt aus der Sport-Welt mit nur 26 Jahren: «Auch bei mir war nicht der Auslöser, dass ich mich nicht hübsch genug fühlte oder dachte, ich sei zu dick – der Auslöser war meine Selbstwahrnehmung. Fehlende Selbstliebe. Die Essstörung war bei mir eine Art Kontrollzwang.»
Ob die Krankheit, an der sie schon seit Jugendzeiten leidet, der tatsächliche Grund für ihren Rücktritt war, bleibt unklar. Denn im Jahr 2004 hat sie nach einem für sie enttäuschenden fünften Rang bei Olympia nur über das Scheitern am Erwartungsdruck gesprochen. Das Thema Essstörung stand damals noch nicht im Raum.
Die Krankheit ist noch immer ein Problem
Die heute 47-Jährige leidet gemäss eigenen Aussagen auch heute noch an der Essstörung. Sie kann sich gut vorstellen, dass dieses Gefühl von Fremdbestimmung in der heutigen Gesellschaft noch stärker ausgeprägt ist, da man täglich «funktionieren muss». Van Almsick: «Als Held hat man keine Makel – so dachte ich. Und als Heldin erzähle ich auch niemandem, dass ich eigentlich ein grosses Problem habe. Es war schwierig, nach aussen hin die Starke zu geben, während ich innerlich das Gefühl hatte, dass mir alles zu viel ist und es in die falsche Richtung geht.»
Abschliessende Worte
Das Interview beendet Van Almsick mit folgender tiefgründigen Aussage: «Bei sich zu sein, sich nicht zu identifizieren über Geld, über Aussehen, über andere Dinge, sondern zu sich finden und zu sagen: Ich bin gut so, wie ich bin – das ist nicht leicht, zumal in der heutigen Zeit mit all der Reizüberflutung für junge Menschen.»