Darum gehts
- Neue Sicherheitsmassnahmen nach tödlichem Unfall bei Rad-WM in Zürich eingeführt
- GPS-Tracking-System für Fahrer-Ortung bei Tour de Suisse implementiert
- Alarm wird ausgelöst, wenn sich Velo 30 Sekunden nicht bewegt
Eine Velofahrerin liegt schwer verletzt im Wald. Eineinhalb Stunden lang, bis sie endlich entdeckt wird. Tags darauf stirbt sie im Spital. Genau das passierte am 27. September 2024 beim U19-WM-Rennen der Frauen in Zürich. Der Tod von Muriel Furrer, dem 18-jährigen Schweizer Rad-Talent, macht heute noch fassungslos. Und traurig.
The Show Must Go On? Ja, natürlich. Auch die WM wurde auf Wunsch ihrer Eltern nicht abgebrochen, sondern sportlich beendet. Für Olivier Senn, den WM-Rennleiter, war dennoch klar: «Das darf sich nie mehr wiederholen.»
Was Senn meinte, war klar. Ihm ist bewusst, dass die Gefahr im Peloton stets mitfährt. Und dass im extremen Fall auch jemand sein Leben lassen muss – so wie Gino Mäder (1997-2023) bei der Tour de Suisse 2023, als er auf der Abfahrt vom Albula verunfallte. Auch damals war Senn als Direktor der Tour de Suisse an vorderster Front dabei.
«Damals wurde Gino sofort medizinisch versorgt. Muriel aber nicht. Für mich war sofort klar, dass wir etwas ändern müssen. Es kann im 21. Jahrhundert einfach nicht sein, dass ein verletzter Athlet so lange unentdeckt bleibt. Wir brauchen ein funktionierendes GPS-Tracking-System, das seinen Namen verdient und funktioniert», so Senn.
30 Sekunden ohne Bewegung? Alarm!
Gut sieben Monate sind seit der WM-Tragödie vergangen. Der Rad-Weltverband UCI befasst sich mit dem Thema, doch die Mühlen der Politik mahlen langsam. Darum hat Senn das Heft selbst in die Hand genommen. Bei der Tour de Suisse der Frauen (12. bis 15. Juni) und der Männer (15. bis 22. Juni) wird erstmals weltweit eine umfassende Fahrer-Ortung eingeführt.
Senn: «Jedes Velo wird mit einem kleinen Tracker ausgestattet, der bei bestimmten Auffälligkeiten Alarm schlägt.» Das könnte dann der Fall sein, wenn sich das Velo 30 Sekunden lang nicht bewegt, die Strecke verlässt oder sich abrupt die Geschwindigkeit verändert. «In einem solchen Fall werden wir sofort benachrichtigt und können reagieren.»
Senn: «Es braucht endlich Taten»
Das ist aber nicht alles. Auch jedes Funkgerät im Tour-Tross wird mit einem Tracker ausgestattet, damit man bei einem Alarm sofort erkennt, wer in der Nähe des Athleten ist und Informationen geben kann. Die Informationen laufen in einer Sicherheitszentrale, wo die gesamte Situation überwacht wird, zusammen – bei Bedarf wird sofort reagiert.
Senn hält fest: «Wir wissen nicht, ob alles reibungslos funktionieren wird. Es braucht die Erfahrung in den Rennen, um zu sehen, was man besser machen kann. Aber wenn wir nicht anfangen, zu handeln, wird sich nie etwas ändern. Nur reden bringt nichts – es braucht endlich Taten.»