Dieser Mann ist tiefenentspannt. Nino Schurter (39) absolviert in Crans-Montana VS den Medientag zur Enthüllung des Schweizer Aufgebots für die Heim-WM mit der Gelassenheit, dass seit Samstag sein genauer Fahrplan bis zum Rücktritt als Mountainbike-Profi bekannt ist.
Schurter fährt im September noch die WM im Wallis und dann nur eine Woche darauf den Weltcup auf seiner Lieblingsstrecke Lenzerheide GR. Dann ist finito. Eine beispiellose Karriere, die mit einem Olympia-Medaillensatz, neun Gesamtweltcuptriumphen und zehn – oder wer weiss, gar elf – WM-Titeln endet.
Wobei: So richtig hört der Bündner eigentlich nicht auf. Wer Schurter zuhört, spürt rasch, dass das Feuer für seinen geliebten Sport alles andere als erloschen ist.
Schurter behält in seinem Team sogar einen Vertrag als Fahrer
Nun spricht der Bündner im Wallis erstmals über seine Pläne für die Zukunft. Und die haben richtig viel mit Velofahren zu tun: «Ich habe noch einen weiterlaufenden Vertrag als Fahrer bei meinem Team Scott-Sram, einfach nicht mehr für den Weltcup.»
Zwar in neuer Rolle, aber Schurter wird weiterhin Rennen fahren. «Die Planung läuft noch. Fix ist aber schon eines in Kanada», sagt er. Es ist das Etappenrennen «BC Bike Race» (23. bis 29. Mai 2026) nördlich von Vancouver im Bundesstaat British Columbia, daher der Name BC. Ein siebentägiges Rennen kreuz und quer auf zig Kilometern Singletrails durch das Mekka des Mountainbike-Sports, die Wälder an der Pazifikküste Kanadas. Zum 20-jährigen Jubiläum wird es Schurter nun mit seiner Teilnahme veredeln. «Wegen des Weltcups konnte ich bisher nie daran teilnehmen.»
Was sich künftig bei Schurters Starts aber im Vergleich zur Aktivkarriere ändert: Er startet künftig auch als Botschafter für seine Partner wie Bike-Hersteller Scott, das Resultat steht nicht mehr stets im Vordergrund. Der ewige Druck, abliefern zu müssen – bald ist ihn Schurter los. Er gibt zu: «Ich habe in letzter Zeit schon gemerkt, dass ich es nicht mehr wirklich brauche.»
Mountainbike-Legende wechselt aufs populäre Gravelbike
Was ebenfalls in seinem Visier sein wird: Events auf dem Gravelbike, das sind die enorm populär gewordenen Rennräder mit Offroad-Reifen. In dieser Sparte gibts mittlerweile auch Weltmeisterschaften – wird Schurter gar noch der erste Schweizer Gravel-Weltmeister? Er lacht und sagt: «Ich muss noch schauen, wie ambitioniert ich das dann angehen werde.»
Noch nicht entschieden ist, ob der Bündner 2026 auch beim Etappenrennen Cape Epic in Südafrika antritt. Diese «Tour de France des Mountainbikesports» gewann Schurter während seiner Aktivkarriere dreimal, zuletzt diesen Frühling an der Seite seines Tessiner Teamkollegen Filippo Colombo (27). «Fürs Cape Epic müsste ich mich topseriös vorbereiten, ich kann Filippo ja nicht hängenlassen.» Also doch wieder ein Winter mit viel Training wie früher? Schurter scheint froh, dass er die Cape-Epic-Frage noch nicht gleich beantworten muss.