Darum gehts
- Marlen Reusser prägte die WM mit Gold und Bronze
- Schweizer Männer enttäuschten, keine starken Bergfahrer in Sicht
- Vier Schweizer Medaillen bei der WM, erstmals seit 2002
Reusser war die Beste, aber …
Einmal Gold, einmal Bronze: Marlen Reusser (34) prägte die WM. Ihr Sieg im Einzelzeitfahren war souverän. Im Mixed-Teamzeitfahren verhinderte ein Defekt weiteres Gold. Im Strassenrennen zeigte die Schweiz Stärke, doch am Ende blieb nur Rang 4 durch Elise Chabbey (32). Reusser sprach von einer «Tragödie». Die Schweiz fuhr mutig, liess sich aber in die Taktikspiele der Konkurrenz hineinziehen. Nächstes Mal: bitte noch selbstbewusster auftreten.
Zurück zu Reusser. Sie hat ihre Klasse unter Beweis gestellt und erstmals Gold an einem Grossanlass (WM oder Olympia) geholt. Nun stellt sich die Frage, ob sie weiterhin ihre Top-Disziplin Zeitfahren forcieren will, um 2028 Olympia-Gold zu holen. Es scheint, als würden ihr die Massenstartrennen mehr Spass machen. Fortsetzung offen.
Vier Schweizer Medaillen? Historisch
Jan Huber (20) gewann U23-Silber, Anja Grossmann (16) Bronze bei den Juniorinnen. Speziell: Grossmann hatte zwei Wochen zuvor im Wallis bei der Mountainbike-WM Silber im Cross-Country gewonnen. Bewegend war ihr Satz: «Muriel wacht über uns» – in Erinnerung an die verstorbene Kollegin Muriel Furrer (†18). Vier Medaillen für Swiss Cycling? Gab es seit 2002 nicht mehr.
Berge überall – aber keine Bergfahrer
Die Schweizer Männer spielten keine entscheidende Rolle. Stefan Küng (31) wurde im Zeitfahren Zehnter, im Strassenrennen war Marc Hirschi (27) als 18. bester Schweizer – mit über zehn Minuten Rückstand. Erwartet, aber ernüchternd.
Das Muster: Sobald es bergauf geht, fehlt die Klasse. Bei Küng und Mauro Schmid (25) ist das Gewicht das Hindernis. Bei Hirschi (61 Kilo) bleibt die Frage, warum ein so grosses Talent auch in diesem Jahr bei grossen Rennen nicht mithalten kann. Nachwuchs? Kaum in Sicht. Bitter: Das Bergland Schweiz bringt keine Bergfahrer hervor. Gino Mäder (†26) war die Ausnahme. Immerhin: Jan Christen (21) ist noch jung, auf ihn darf man hoffen.
Diese WM war ein Fest
Vorab gab es Skepsis. Doch Ruanda zeigte sich von seiner besten Seite. Zehntausende säumten diszipliniert die Strecke, jubelten, feierten. Ein Fest – trotz Luftverschmutzung. Politisch bleibt die Vergabe an ein autoritär geführtes Land umstritten. Sportlich aber war die erste Afrika-WM ein Gewinn. Man darf schon jetzt auf die Titelspiele 2028 gespannt sein. Wo diese stattfinden wird? In Abu Dhabi.