Barbara Heeb (56) wurde 1996 in Lugano Weltmeisterin im Strassenrennen
Unsere letzte WM-Heldin fuhr für ein Butterbrot

Barbara Heeb, die erste Schweizer Strassenweltmeisterin im Radsport, blickt auf ihren historischen Sieg 1996 zurück. Sie hofft auf eine Nachfolgerin beim bevorstehenden Rennen und reflektiert über die Entwicklung des Frauenradsports in den letzten 30 Jahren.
Publiziert: 17:43 Uhr
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Unvergesslich: Barbara Heeb krönt sich am 12. Oktober 1996 zur ersten und bislang letzten Schweizer Weltmeisterin im Strassenrennen.
Foto: foto-net / Cor Vos

Darum gehts

  • Barbara Heeb wurde 1996 erste Schweizer Strassenweltmeisterin im Radsport
  • Heeb trainierte intensiv und hörte die Schweizer Hymne zur Vorbereitung
  • Als Weltmeisterin verdiente sie 1997 etwa 100'000 Franken
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Mathias GermannReporter Sport

Das Klon-Schaf sorgte für Wirbel, das erste Klapphandy mit Vibrationsalarm für Begeisterung und im Kino avancierte Independence Day zum Kassenschlager. Das war im Jahr 1996. Und: Barbara Heeb wurde in Lugano TI zur ersten Schweizer Strassenweltmeisterin im Radsport.

Sie war und ist bis heute die einzige Radgenossin, die dies schaffte – bei insgesamt 64 Austragungen. «Ich würde mich extrem freuen, wenn ich am Samstag eine Nachfolgerin erhalten würde», sagt sie am Telefon.

Blick erreicht Heeb dort, wo sie seit 14 Jahren wohnt: in der Toskana. Das Velofahren hat die Power-Frau aus Altstätten SG auch nach der Karriere stets begleitet – sie ist auch seit langem Touren-Guide. «Meine Maschine ist im Vergleich zu jener, die ich damals bei meinem WM-Titel hatte, ein Traum. Viel leichter und besser», sagt sie gut gelaunt. 

Der ganze Frauen-Radsport steht heute an einem ganz anderen Ort als vor 30 Jahren. Er ist viel professioneller. «Bis vor der Saison 1996 habe ich noch halbtags gearbeitet, denn es gab nicht viel zu verdienen. So musste ich selbst immer wieder schauen, in welchem Team ich unterkam. Viel mehr als Spesen habe ich nie bekommen», erzählt Heeb.

«Mutti, ich habe es geschafft»

Nach den Olympischen Spielen in Atlanta (USA), die Heeb auf Platz 8 beendete, ging sie in Lugano aufs Ganze. «Ich habe mir immer gesagt, dass ich dieses Regenbogentrikot holen würde. Dass ich unschlagbar sein würde. Zwei Monate lang habe ich auf DRS 1 stets vor Mitternacht die Schweizer Hymne gehört, um mich einzustimmen.»

Nachdem sich Heeb bei ihrer Coiffeuse die Haare platinblond hatte färben lassen, schlug sie zu. «Ein Jahr zuvor war meine Mutter gestorben. Obwohl sie nicht mehr da war, habe ich der Zieleinfahrt gesagt: Mutti, ich habe es geschafft. Sie hat mir sehr viel Kraft gegeben.»

100'000 Franken, aber danach fast nichts mehr

Finanziell vergolden konnte Heeb ihren WM-Titel nur bedingt. 1000 Franken erhielt sie fortan jeweils als Startgage. Sie schätzt, dass sie als Weltmeisterin 1997 immerhin 100’000 verdient hat. «Aber danach wieder fast nichts mehr.»

2005 beendete Heeb ihrer Karriere. Sie jobbte im Service, wurde Langlauflehrerin, arbeitete auch in der Pflege. «Es war hart, aber ich habe mich immer durchgebissen und bin stolz darauf», sagt sie glücklich. 

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