Nach zweitem Platz am Zürich Marathon
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Hofstetter zeigt Schuhsammlung:Nach zweitem Platz am Zürich Marathon

Sie ist die Marathon-Entdeckung des Jahres
Ronja Hofstetter (22) wird dank ChatGPT zum Laufwunder

Eine junge Schweizer Athletin entdeckt ihr aussergewöhnliches Talent für Langstreckenläufe. Ronja Hofstetter (22) aus Luzern siegte bei ihrem Debüt-Marathon und verbesserte sich beim Zürich-Marathon nochmals. Ihr nächstes Ziel: Die U23-EM in Bergen.
Publiziert: 03.06.2025 um 17:01 Uhr
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Aktualisiert: 04.06.2025 um 09:28 Uhr
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Ihre Laufschuhe tragen Ronja Hofstetter in ungeahnte Sphären: Die Luzernerin ist die Schweizer Leichtathletik-Entdeckung des Jahres.
Foto: BENJAMIN SOLAND

Darum gehts

  • Ronja Hofstetter: Von Geräteturnen über Fussball zum Marathon-Erfolg
  • ChatGPT erstellte ihren ersten Trainingsplan für den Swiss City Marathon
  • Mit 22 Jahren lief sie den Zürich-Marathon in 2:38:48 Stunden
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nele BachmannRedaktionelle Mitarbeiterin Sport

Schon in der 1. Klasse fing Ronja Hofstetter (22) mit Geräteturnen an. Nachdem sie das Gymnasium absolviert hatte, begann sie, Fussball zu spielen. Sie spielte nicht schlecht, bekam ein Stipendium, zog in die USA und brach das Ganze nach nicht einmal einem Jahr wieder ab. Jetzt läuft sie Marathons – endlich scheint Hofstetter ihre Bestimmung gefunden zu haben.

Anfangs sträubt sie sich gegen ihr Talent. Doch wenn die Bestimmung ruft, kann man sie nicht ewig ignorieren. Schon bei Leichtathletik-Wettbewerben in der Primarschule gewann die Luzernerin immer wieder, und auch später auf dem Fussballplatz merkte sie, dass ihre Ausdauer besser war als die der anderen. Noch während ihrer Fussballkarriere bestritt sie einen Halbmarathon und hängte ihren Leichtathletikkollegen, mit dem sie das Rennen bestritt, fast ab.

Das Ende, das zum Anfang wurde

Doch damit Hofstetter das Laufen richtig für sich entdecken konnte, musste zuerst ihre Fussballkarriere scheitern. «Mir gefiel die Vorstellung, den Sport und eine Ausbildung verbinden zu können. Doch als ich dann in Amerika war, merkte ich, wie sehr sich die Mentalität meiner Mitspielerinnen und Trainer von meiner eigenen unterschied», sagt Hofstetter zu Blick. «Und da Fussball eine Teamsportart ist, kann man alleine kein Spiel gewinnen. Ich konnte 130 Prozent meiner Energie auf dem Platz lassen, doch wenn andere nur 60 Prozent geben, werden wir trotzdem verlieren.» Dies, gepaart mit einigen unglücklichen Zufällen, die sie am Schluss ohne Team dastehen liessen, veranlasste sie dazu, in ihre Heimat Luzern zurückzukehren.

Hier beginnt sie ein neues Studium in Lebensmittelwissenschaften und arbeitet als Finance-Analyst für ein Pharma-Unternehmen. Nach der Amerika-Erfahrung fing sie an zu joggen. «Ich musste mich irgendwie bewegen, um die Erlebnisse zu verarbeiten, doch ich hatte gar keine Lust mehr auf Fussball. Da ich viele laufbegeisterte Arbeitskollegen hatte, fiel mir der Einstieg ziemlich leicht.»

Als sie aus Jux zum ersten Mal am Wings for Life Run teilnahm, an dem man so lange rennt, bis einem der «Catcher Car», also ein von hinten kommendes Auto, einholt, rannte sie auf Anhieb 44 Kilometer (!) und platzierte sich so direkt hinter der Siegerin Giulia Fulginiti. Ohne Training.

ChatGPT als Coach

Daraufhin meldete sie sich für ihren ersten offiziellen Marathon an. Am Swiss City Marathon in ihrer Heimat Luzern läuft sie sich mit einer Zeit von 2:43:38 auf Anhieb als Siegerin ins Ziel. Ronja wer? Die Leichtathletik-Szene rieb sich die Augen.

Vor allem, als Hofstetter von ihrer Vorbereitung erzählte. «Nach dem Wings for Life Run wollte ich wissen, was denn nun möglich wäre. Ich dachte also, ein bisschen Training vor meinem ersten offiziellen Marathon wäre bestimmt nicht schlecht», schmunzelt Hofstetter. «Also habe ich ChatGPT gesagt, er soll mir einen Trainingsplan zusammenstellen, denn all diese Onlinepläne, die es gibt, waren irgendwie nichts für mich, und ich hatte echt keine Ahnung, wie man trainieren sollte.»

Was kommt als Nächstes?

Mit KI zum Sieg im ersten offiziellen Marathon? Für Hofstetter ein ganz normaler Schritt in ihrer alles andere als normalen Karriere. Am darauffolgenden Zürich-Marathon konnte sie ihre Zeit von Luzern, dank Coach ChatGPT nochmals um fünf Minuten verbessern. Sie wurde in verblüffenden 2:38:48 Stunden Zweite, der Schweizer Rekord liegt bei 2:24:30. In Zukunft hat das gerade einmal 22-jährige Ausnahmetalent noch viel Grösseres vor.

«Olympia ist schon ein klares Ziel. Wann genau, weiss ich noch nicht, ich will mir da keinen Druck machen. Jetzt liegt zuerst einmal der Fokus auf der U23-EM in Bergen», sagt Hofstetter. Dafür hat sie sich nun doch noch einen richtigen, also einen menschlichen Trainer geholt. Die Leichtathletik-Europameisterschaft wird auf der Bahn stattfinden, anstatt, wie sich die junge Läuferin das bisher gewohnt ist, auf Asphalt. Ausserdem wird sie dort «nur» 10 Kilometer rennen. Man könnte annehmen, dass das für jemanden, der Marathons so mühelos aus dem Ärmel schüttelt, nur ein Aufwärmen ist, doch Hofstetter muss sich natürlich trotzdem, wie alle anderen auch, erst mal qualifizieren. Zum Glück muss sie sich jetzt für den Trainingsplan nicht mehr nur auf KI verlassen.

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