Hier läuft Kambundji sensationell zu WM-Gold
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Mit erst 23 Jahren:Hier läuft Kambundji sensationell zu WM-Gold

Jetzt redet Weltmeisterin Kambundji
«Jetzt mache ich sechs Wochen keinen Sport»

In einem Video-Call mit ausgewählten Schweizer Medien redet Ditaji Kambundji erstmals ausführlich über ihren traumhaften Gold-Lauf von Tokio, den Familienzusammenhalt, geplante Ferien und ihr Ansporn für die Zukunft.
Publiziert: 15:35 Uhr
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Aktualisiert: 16:12 Uhr
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Das Leichtathletik-Märchen von Tokio: Ditaji Kambundji holt über 100 Meter Hürden als erste Schweizerin Gold.
Foto: AFP

Darum gehts

  • Ditaji Kambundji geniesst ihren WM-Titel und verbringt Zeit mit Familie
  • Familie spielt wichtige Rolle, Schwester Mujinga öffnete Türen in der Leichtathletik
  • Für WM-Gold erhält Kambundji eine Prämie von 55'864 Franken
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Sie hatten seit ihrem Gold-Lauf kaum eine ruhige Minute. Haben sie sich ihr Rennen schon mal im Replay gesehen?
Ditaji Kambundji: Ich habe mir das Video schon ein paar Mal angeschaut. Es ist mega schön. Einerseits aus sportlicher Sicht. Ich konnte alles umsetzen, was es diese Saison umzusetzen galt. Und klar, alles was nach der Ziellinie kam, mit den ganzen Emotionen und wie sehr sich meine Familie im Stadion freute, war sehr berührend. Ich werde mir das Video noch oft anschauen.

Es dauerte aber lange, bis sie ihre Eltern treffen konnten?
Nur schon bis ich Claudine und Florian (Hürdentrainerin Claudine Müller und Coach Florian Clivaz, d.Red.) treffen konnte, dauerte es enorm lange. Ich hatte noch stundenlang TV-Interviews, dann ging es auch noch zur Dopingkontrolle. Erst nach Mitternacht habe ich dann Mami, Papi und meine Tante getroffen. Per Zufall!

Per Zufall?
Sie waren vor dem Stadion und haben sich gerade umgeschaut, aus welcher Tür ich rauskommen könnte. Genau dann kam ich raus. Es war enorm schön, sie dort in die Arme nehmen zu können.

Ihre Schwester Muswama sagte, je länger das Gold-Rennen her sei, desto unglaublicher sei es, dass ihre Schwester wirklich Weltmeisterin sei. Wie geht es ihnen?
Es ist mal so, mal so (lacht). Aber ich merke nun schon langsam aber sicher, was der WM-Titel bedeutet. Ich geniesse es nun einfach sehr. Es ist mega schön, dass ich nun mit meiner Familie Zeit hier in Tokio verbringen kann.

Sie scheinen viel Energie aus der Familie ziehen zu können.
Die Familie hat mich nicht nur in der Leichtathletik sehr geprägt. Unser Zusammenhalt in der Familie gibt mir sehr viel, dafür bin ich sehr dankbar.

Wie gross ist die Rolle ihrer Schwester Mujinga aus rein sportlicher Sicht?
Mit drei älteren Schwestern hatte ich für alle Lebensbereiche drei Vorbilder. Aber natürlich hat mir Mujinga in der Leichtathletik viele Türen geöffnet. Sie ist den Weg gegangen, den vor ihr nicht viele gegangen sind. Bei ihr hiess es noch, du darfst nicht zu gross träumen. Für mich hingegen war es immer selbstverständlich, dass man auch als Schweizerin an die Spitze kommen kann. Durch Mujinga lernte ich, dass es keine hindernden Umstände gibt.

Sie sagten vor der WM, im Erfolgsfall belohnen sie sich vielleicht mit einem neuen Schmuckstück. Haben sie sich schon umgeschaut?
(sie zeigt im Videobild auf ein goldenes Armbändchen an der rechten Hand) Ich konnte mir bereits eines ausleihen. Wenn es gut läuft, darf ich es vielleicht behalten (schmunzelt).

Als fixe Belohnung folgen nun Ferien. Wie sieht ihr Plan aus?
Ich bleibe noch ein paar Tage in Tokio, es gibt hier noch einige Sachen zu erledigen wie hier (sie sitzt vor einem Werbeplakat ihres Ausrüsters On, d.Red.). Und ich werde hier die Zeit mit meinen Eltern geniessen. Danach bin ich zwei Wochen in Japan unterwegs, sicher in Tokio und Osaka. Doch ganz genau durchgeplant ist es noch nicht.

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Welche Reaktionen von ausserhalb der Leichtathletik-Szene haben sie erhalten?
Ich kriege es vor allem auf Social Media mit, dass sehr viele Leute Freude haben. Es hat sogar Leute berührt, die sonst nicht die grossen Leichtathletik-Fans sind.

Die Preisgelder vom Weltverband sind öffentlich, für WM-Gold gibts 55'864 Franken Prämie. Aber das ist nur der Anfang, als Weltmeisterin werden wohl bald viele lukrative Angebote für Rennen im Ausland oder Sponsorendeals an sie herangetragen. Müssen sie sich neu aufstellen?
Ich arbeite schon sehr lange mit meinem Management zusammen, die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut. Das Management federt vieles ab, es kommt gar nicht alles bis zu mir. Die Leute in meinem Umfeld machen ihren Job gut und werden mich weiterhin optimal unterstützen.

Fürchten sie ein Motivationsloch nach dem riesigen Erfolg?
Es ist ein grossartiger Erfolg, den ich feiern konnte. Aber für mich ist es eher der Anfang von etwas. Mein Gefühl sagt mir, dass ich mich weiterhin verbessern und mein Potenzial ausschöpfen kann. Dafür werde ich weiter hart arbeiten. Die Schönheit an meiner Disziplin ist, dass das Niveau enorm hoch und die Leistungsdichte sehr dicht ist. Alle Hürdenläuferinnen wissen, dass du ohne hundertprozentigen Einsatz nichts erreichen wirst.

Das erinnert an Schwester Mujinga, die auch nach grossen Erfolgen sofort davon sprach, dass das Ende der Fahnenstange nicht erreicht ist.
Natürlich geniesse ich jetzt den Moment, ich werde eine richtig schöne Pause machen und sechs Wochen keinen Sport machen. Aber in diesem Sport kannst du dich nie ausruhen. Wenn du ein Ziel erreicht hast, tut sich bereits das nächste auf. Es geht immer weiter. Es ist wieder viel Arbeit nötig, um erneut solche Leistungen abzurufen.

Es scheint eine Gabe der Familie Kambundji zu sein, im wichtigen Moment abliefern zu können.
Ich habe immer gerne Leichtathletik gemacht und habe mir die jugendliche Freude am Sport bewahrt. Es ist das, was ich machen will. Wenn der Moment gekommen ist, an dem es zählt, bin ich gerne an diesem Ort. Nun vor Tokio wusste ich, dass ich den Ausreisser nach oben zeigen kann, denn ich war das ganze Jahr konstant auf gutem Niveau unterwegs. Ich habe gewusst, dass ich über mich hinauswachsen kann. Und ich war mir sicher, dass ich die anderen schlagen kann, wenn ich das mache, wozu ich fähig bin.

Ihre Rolle wird als Weltmeisterin eine andere sein, die Aufmerksam grösser und der Druck höher. Einverstanden?
Ich weiss noch gar nicht richtig, was auf mich alles zukommt. Meine Rolle wird sicher etwas anders. Gerade weltweit bei den Hürden erwarten die Leute vielleicht jetzt schon mehr. Doch es ist keine Sportart, wo eine Person einfach dominiert. Ich mache mir keinen Stress. Ich sorge mich nicht, dass ich die Unbeschwertheit verliere. Meine Rolle wird sicher international anders sein, aber ich werde es sicher geniessen können.

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