Darum gehts
Fröhlich. Locker. Offen. Mit diesen drei Worten beschreibt Jennifer Gautschi (40) die neue Hürdensprint-Weltmeisterin Ditaji Kambundji (23). Worte, die kaum zutreffender sein könnten für jene, die Kambundji nach ihrem sensationellen WM-Titel im SRF-Interview zuhörten.
Für Gautschi ist der Triumph der Jüngsten aus dem Kambundji-Quartett auch persönlich ein fantastischer Moment. Sie betreute die Athletin zwischen 2016 und 2019 in den Kategorien U16 und U18. «Es ist erst sechs Jahre her, dass wir zusammen trainiert haben. Wenn ich jetzt daran denke, dass sie Weltmeisterin ist, ist das schon sehr emotional», sagt die jetzige Sprung-Trainerin vom STB, dem Stadtturnverein Bern, zu Blick.
Wendepunkt in St. Gallen
Jennifer Gautschi begleitete Kambundjis Laufbahn in deren Teenager-Jahren. Kaum hatte die 16-jährige «Didi» mit dem Siebenkampf begonnen, erkannte die frühere Athletin, dass in ihr ein aussergewöhnliches Hürden-Talent schlummert.
«Ein Schlüsselmoment in Ditajis Karriere war 2018 in St. Gallen», ist sich Gautschi sicher. Damals sprintete Kambundji an der Junioren-SM ohne spezifisches Hürdentraining auf Rang zwei über 60 Meter in ihrer späteren Spezialdisziplin.
Für Gautschi und ihre Trainerkollegen Adrian Krebs und Toni Walter war ab dann klar: «Die Hürden sind ihr Ding!» Schritt für Schritt wurde der Fokus dann entsprechend verschoben.
Obwohl Kambundji 2019 noch Mehrkampf-Schweizermeisterin geworden war, spezialisierte sie sich voll auf die Hürden. Und siehe da: Die Erfolge liessen nicht lange auf sich warten. Schon 2021 durfte Ditaji Kambundji mit 19 an den Olympischen Spielen in Tokio antreten, nachdem sie U20-Europameisterin geworden war.
Schon früh ein besonderer Wettkampftyp
Ein aussergewöhnliches Talent, welches für den Titel ausschlaggebend war, habe Ditaji übrigens schon früh bewiesen, sagt Gautschi. «Schon als 14-Jährige konnte Didi ihre Leistung dann bringen, wenn es wichtig wurde. Selbst an langen Wettkampftagen mit Vorläufen, Halbfinals und Finals konnte sie sich von Lauf zu Lauf steigern», sagt Gautschi, die auch heute noch als Nachwuchstrainerin beim STB fungiert.
Ihr Erfolgsrezept sei aber noch von vielen weiteren Faktoren abhängig, weiss Gautschi. Beispielsweise, dass sie ein starkes Umfeld hat und praktisch verletzungsfrei bleiben konnte.
Zudem strahlte sie immer besondere Ruhe aus. «Sie hat sich nie verrannt, sondern sich von Jahr zu Jahr ihre Ziele gesetzt. Das hat sie dorthin gebracht, wo sie heute ist.»
Sie hängte ihre Träume nicht an die grosse Glocke
Zu dieser Ruhe gehört für Gautschi auch, dass Ditaji zwar schon immer grosse Ziele hatte, aber selten darüber sprach: «Sie hat nie damit geprahlt, was sie alles einmal erreichen will, aber sie hatte immer ihre Visionen.»
So etwa 2016, als sie bei den Olympischen Spielen in Rio auf einer Wunsch-Wand ganz diskret notierte, dass sie eines Tages eine Medaille an einem Grossanlass holen möchte. In Tokio erfüllte sie sich dieser Traum – und wie.