Stehen die Leichtathleten mehr auf Japan oder die Schweiz?
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«Könnte den Pass abgeben»:Stehen Leichtathleten auf Japan oder die Schweiz?

«Es fägt richtig»
Ditaji Kambundji ist heiss auf WM – und Schwester Mujinga begeistert

Bevor Hürden-Medaillenhoffnung Ditaji Kambundji an der WM in Tokio ins Geschehen eingreift, erklärt ihre grössere Schwester Mujinga im Blick, wie «Didi» tickt. Sie erzählt von Fürsorglichkeit, Gesellschaftsspielen – und ewigen Kambundji-Telefonkonferenzen.
Publiziert: 14:01 Uhr
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Aktualisiert: vor 50 Minuten
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Mujinga Kambundji (r.) herzt ihre Schwester Ditaji bei Weltklasse Zürich.
Foto: Freshfocus

Darum gehts

  • Mujinga Kambundji verfolgt WM-Auftritt ihrer Schwester Ditaji als Schwangere
  • Ditaji Kambundji gehört in Tokio über 100 m Hürden zum Favoritenkreis
  • Vier Kambundji-Schwestern halten regelmässig Telefonkonferenzen ab
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Marco PescioReporter Sport

Eine WM ohne Mujinga Kambundji (33)? Irgendwie seltsam. Selbst das langjährige Aushängeschild der Schweizer Leichtathletik findet es «schon noch speziell», wie sie lachend zugibt. Mit ihrer Schwangerschaft könnte der Grund für ihre Abwesenheit jedoch schöner nicht sein. Und ausserdem hat sie so für einmal die Gelegenheit, voll und ganz mit ihrer Schwester Ditaji (23) mitzufiebern.

Diese gehört in Tokio über 100 m Hürden zum Favoritenkreis für eine Medaille – den Grundstein hierfür kann sie im Vorlauf in der Nacht auf Sonntag legen. Die Halbfinals und der Final folgen am Montag.

Ditaji kam früher in der Weltspitze an als Mujinga

Mujinga Kambundji sagt, «Didi» habe sich in den vergangenen Jahren sehr rasch ein Standing an der Weltspitze erarbeitet: «Sie ist heute eine wirklich ernstzunehmende Konkurrentin.» Der starke Auftritt an der WM-Hauptprobe bei Weltklasse Zürich, als Ditaji mit Schweizer Rekord starke Zweite wurde (12,40 Sekunden), habe das noch einmal unterstrichen: «Sie ist mit einer unglaublichen Vorfreude nach Tokio gereist. Sie weiss: Sie ist topfit und traut sich zu, ihre Rivalinnen schlagen zu können. Es fägt richtig, sie so gehen zu sehen!»

Dass Ditaji viel früher im Rampenlicht steht, als es bei ihr selbst der Fall war, helfe bei der Entwicklung, findet Mujinga: «Sie war ohnehin schon immer sehr reif. Wie sie aber mit dem Druck umgeht, ist stark.» Ditaji könne mental den Schalter gut umlegen, wenn es aufs Ganze gehe – «und gleichzeitig bewahrt sie sich ein Stück weit die jugendliche Unbeschwertheit».

Für Mujinga Kambundji ist klar, dass ihre zehn Jahre jüngere Schwester vom mittlerweile viel professionelleren Umfeld in der Schweizer Leichtathletik profitiere: «Es ist zwar erst das dritte Jahr, in dem sie mit diesen Strukturen unterwegs ist, doch man sieht die Fortschritte.» Die junge Bernerin arbeitet mit Florian Clivaz zusammen, der auch Trainer von Mujinga sowie deren Lebenspartner ist. Und auch mit Hürdenspezialistin Claudine Müller in Basel.

«Ein absoluter Familienmensch»

Mujinga Kambundji meint: «Zu meiner Anfangszeit musste ich noch gewisse Dinge aufbauen. Ditaji findet nun gute Strukturen vor, was allerdings nicht heissen muss, dass es das für sie einfacher macht. Das hängt wiederum mit neuen Herausforderungen zusammen. Und mit einer anderen Erwartungshaltung von aussen.»

Während sich Mujinga unter weniger medialer Aufmerksamkeit hocharbeiten konnte, wurde bei Ditaji schon früh sehr genau hingeschaut. «Allerdings mag Didi ganz grundsätzlich schwierige Aufgaben – sie ist sehr ehrgeizig», findet Mujinga. Daneben? «Ist sie ein absoluter Familienmensch, sehr fürsorglich für alle, auch für Freunde.»

Die kompetitive Einstellung komme nicht von ungefähr, erzählt Mujinga lachend: «Wenn wir in der Familie Gesellschaftsspiele machen, sind wir alle so. Dann wollen alle unbedingt gewinnen.» Allzu fest ausgeartet kann es bislang aber nicht sein, denn das Band zwischen den Schwestern – neben Ditaji und Mujinga gibt es noch Kaluanda (34) und Muswama (29) – ist stark. Es heisst, das Quartett stünde gefühlt ständig per Telefon im Kontakt, was Mujinga mit einem Schmunzeln bestätigt: «Es stimmt, dass wir oft eine Kambundji-Konferenz abhalten. Zu viert, zu dritt oder manchmal auch nur zu zweit.»

Und worum gehts da? «Um alles und nichts. Alltagsdinge. Events, Prüfungen, Wichtiges, Unwichtiges. Manchmal schweigen wir uns auch einfach nur an», meint sie. Wetten, dass der Draht im Fall einer WM-Medaille von Ditaji besonders heiss laufen würde?

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