Chaos um Kreuzlingen-Handballer
NLA-Klub steigt freiwillig ab – Neuzugänge gehen wieder

Als einer von nur zwei Schweizer Klubs hatte der HSC Kreuzlingen sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen ein NLA-Team. Doch jetzt steigen beide Equipen freiwillig ab, die Männer sogar bis runter in die 1. Liga. Was hinter der Thurgauer Neuausrichtung steckt.
Publiziert: 27.05.2025 um 12:43 Uhr
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Aktualisiert: 27.05.2025 um 20:26 Uhr
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Der HSC Kreuzlingen wird künftig in der 1. Liga antreten.
Foto: Marc Schumacher/freshfocus
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Pascal KeuschRedaktor Sport

Sechs Spieler verpflichtete der HSC Kreuzlingen im Winter für die kommende Saison – doch keiner davon wird tatsächlich zum Verein stossen.

Was ist da los im Thurgau? Der HSC verwandelte sich in den letzten Monaten komplett. Am Montag wird publik, dass der Klub aus der Nationalliga A künftig freiwillig in der 1. Liga antreten wird. Es klingt ungewöhnlich – doch im Fall Kreuzlingen ist es bereits das dritte Kapitel einer Neuorientierung.

Kapitel eins war im Januar der freiwillige Rückzug des NLA-Frauenteams. Anfang April der nächste Kreuzlinger Hammer. Auch das Männerteam verabschiedete sich freiwillig aus der höchsten Spielklasse. Dabei lief es bei den Ostschweizern in dieser Saison sportlich gut. Nach dem Aufstieg vor drei Jahren qualifizierten sie sich in dieser Spielzeit mit dem sechsten Platz in der Regular Season für die Playoffs. Dort schieden sie gegen den späteren Finalisten BSV Bern aus.

Der Rückzug aus der NLA hat allerdings andere Gründe, wie HSC-Präsident Patrick Müller gegenüber Blick erklärt.

Die Gründe für den Abstieg

Einerseits ist der freiwillige Abstieg der finanziellen Situation geschuldet. Der Verein hat erkannt, dass das Geld «nicht reicht, um eine adäquate Nati-A-Mannschaft zu stellen». Die schwierige Weltwirtschaftslage erschwere es zusätzlich, neue Sponsoren zu finden. Der Ausstieg des Hauptsponsors Wilhelm Bovens (Lüber GmbH) im letzten Jahr sowie steigende Kosten für Infrastruktur, Reisen und Löhne verschärften die finanzielle Lage zusätzlich.

«Dann sagen wir lieber, wir schaffen es nicht längerfristig und gehen einen Schritt zurück», begründet Präsident Müller den Rückzug. Denn für die kommende NLA-Saison hätte sich Kreuzlingen auch noch nach einer neuen Spielstätte umschauen müssen. Die Schulturnhalle Egelsee hätte nicht mehr den Anforderungen der Liga entsprochen. So müssen ab nächster Saison aufgrund von Fernsehübertragungen Tribünen auf beiden Seiten vorhanden sein. Zudem soll die Halle künftig mindestens 1500 Zuschauern Platz bieten.

«Spieler haben kein Interesse, bei uns zu spielen»

Dieser Abstieg hat auch direkte Konsequenzen für die im Februar aus dem Ausland verpflichteten Spieler. Zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung war Kreuzlingen noch ein Playoff-Team. Nun, vier Monate später, findet sich der Klub in der dritthöchsten Klasse wieder.

«Die Neuverpflichtungen haben kein Interesse mehr, hierherzukommen», sagt Müller. Fünf Spieler wären aus Deutschland, einer aus Italien gewechselt. Bis auf wenige Ausnahmen konnten jedoch alle Neuverpflichtungen mit Unterstützung des HSC bereits an andere Vereine vermittelt werden.

Fusion mit der zweiten Mannschaft

In Zukunft soll der Verein strategisch neu ausgerichtet werden. Der Fokus soll auf eigene Spieler gelegt werden. Unter dem Motto «Nachwuchs und Breitensport» verzichtet man in Absprache mit den Spielern jetzt sogar freiwillig auf den Platz in der NLB. Die zweite Mannschaft, die bereits in der 1. Liga spielt, fusioniert mit den wenigen Spielern der ersten, die bleiben wollen.

Künftig spielt Kreuzlingen in der 1. Liga – mit dem Ziel, sportlich den Aufstieg zu schaffen. Auf den «geschenkten Platz» in der NLB habe man bewusst verzichtet.

Damit ist vorerst das dritte Kapitel einer Neuorientierung geschrieben. Das vierte Kapitel soll ein anderes werden: eines des kontinuierlichen, sportlich nachhaltigen Aufstiegs.

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