Erfolgsduo erklärt, was dahinter steckt
Berner Handball-Wunder sorgt für Staunen

Nicht YB, nicht der SCB – doch nun spielt doch noch ein Berner Klub um den Titel: Dass die BSV-Handballer ab Sonntag im Playoff-Final gegen Serienmeister Schaffhausen stehen, ist eine Sensation. Trainer Staudenmann und Sportchef Frei über die Traum-Saison.
Publiziert: 17.05.2025 um 13:52 Uhr
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Aktualisiert: 17.05.2025 um 14:11 Uhr
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Ja, da darf man jubeln: Bern steht zum ersten Mal in der Geschichte des Klubs im Playoff-Final.
Foto: Martin Meienberger/freshfocus

Darum gehts

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Nele BachmannRedaktionelle Mitarbeiterin Sport

Die Halle bebt, als Torhüter Mathieu Seravalli (20) im Playoff-Halbfinal den 7-Meter-Wurf von Luca Sigrist (19) hält. Später im Interview mit SRF, nach dem überraschenden Ausscheiden seines Teams Kriens-Luzern, wird Sigrist festhalten: «Mit diesem Publikum im Rücken ist Bern eine riesige Macht.» 

Bern, eine Macht im Handball? Das sah die letzten 40 Jahre etwas anders aus. Wie schafft es ein Team ohne grosse Kaderänderungen und mit dem Verlust von Trainergrösse Martin Rubin (60) von einer Saison auf die nächste sensationell in den Final? 

Berner Philosophie: Den eigenen Nachwuchs fördern

«Das liegt vor allem an der Philosophie, die wir in Bern haben», meint David Staudenmann (42). Er hatte das Traineramt von Handball-Legende Rubin übernommen. Keine leichte Aufgabe. Böse Zungen behaupteten nach der Bekanntmachung schnell, dass es nun, da der einstige Toptrainer weg ist, es mit Bern nur noch bergab gehen könne.

BSV-Urgestein Staudenmann beweist das Gegenteil und schreibt damit schon in seiner ersten Saison als Headcoach Geschichte. Denn seit der Einführung der Playoffs stand Bern noch nie in einem Final. 

Dieser plötzliche Erfolg kommt nicht von ungefähr. Schon seit Jahren arbeitet Bern an nachhaltigen und langfristig gedachten Strategien, um ein konstantes Team auf die Beine zu stellen. Man könnte fast sagen, der Erfolg war nur eine Frage der Zeit. 

«Ächt Bärn»

«Wir setzen sehr viel auf eigene Spieler. Also Spieler, die die Ausbildung beim BSV Bern gemacht haben. Grundsätzlich fördern wir immer zuerst einen eigenen Spieler, dann suchen wir nach einem Schweizer, und wenn wir wirklich niemanden finden, der für uns ins Team passt, dann erst nehmen wir einen Ausländer», erklärt Sportchef Guido Frei (55). Dieses nachhaltige Denken, das einen Fokus auf die eigene Nachwuchsförderung setzt, ist ein elementarer Teil beim Klub. Zusammengefasst wird diese Philosophie für sie durch den Ausdruck: «Ächt Bärn».

Der Wunsch, Eigengewächse möglichst viel ins Team einzubringen, rührt auch daher, dass dem BSV Bern finanziell die Hände gebunden sind. «Handball ist in Bern einfach nicht der beliebteste Sport, da uns vor allem YB und der SCB Konkurrenz machen», erklärt Staudenmann.

Viele der Handballer studieren neben dem Sport oder arbeiten Teilzeit. Um diese Doppelbelastung zu managen, braucht es auch vom Trainer ein Feingefühl und enge Zusammenarbeit mit den Spielern. «Es ist immer ein Abwägen: Wie viel kann man einem Spieler abverlangen und wie viel muss man ihm abverlangen? Dafür braucht es gute Kommunikation und Verständnis für die individuelle Situation jedes einzelnen.»

Erfolgsrezept? Das richtige Mindset

«Ächt Bärn» heisst, dass die Jungen eine Chance bekommen, aber auch, dass jeder im Team immer alles gibt, was er hat. «Das Publikum soll merken, dass diese Jungs ihr Herz auf dem Feld lassen. Und zwar jedes Spiel», sagt Staudenmann. Klingt simpel. Aber das sei der grosse Unterschied zu vorherigen Saisons. «Man muss sich heute als Fan nicht mehr fragen, ob diese Jungs auch wirklich bis zum Schluss Gas geben werden. Das war letzte Saison noch anders.» 

Das neue Mindset war neben taktischen Neuerungen – wie beispielsweise einem anderen Ansatz in der Defensive – laut dem Trainer ein grosser Teil des Erfolgsrezepts dieser Saison. «Das kommt auch von innen. Diese Spieler wollen ihr Bestes geben, und darum war es nie nötig, von oben herab etwas zu diktieren. Das ist ein Mindset, das man nicht nur im Spiel, sondern schon in der Garderobe spürt. Die ganze harte Arbeit der Trainings zahlt sich dadurch jetzt aus.»

Gewinnt Bern doch noch einen Titel?

Die zwei Berner Ausländer werden am Sonntag um 17 Uhr (live im SRF-Stream) also erstmals den vierzehn Ausländern der Kadetten Schaffhausen gegenüberstehen. Diese könnten sich zum vierten Mal in Folge zum Meister krönen. Doch zwischen dem Rekordmeister und dem Pokal steht nun ein Klub, der sich kaum mehr an das letzte Mal erinnern kann, dass er etwas gewonnen hat. Doch Klubgeschichte zu schreiben, ist nun mal etwas, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Ob das reicht, um dieses Jahr nach dem Scheitern von YB und SCB doch noch einen Titel nach Bern zu holen? 

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