Ein Weltmeister soll die kriselnde Squadra Azzurra aufrichten: Gennaro Gattuso wird der neue Nationalcoach Italiens. Der langjährige Spieler der AC Milan, der zum Ende seiner aktiven Laufbahn ein wenig ruhmreiches Gastspiel beim FC Sion gab, unterschrieb am Sonntag als Nachfolger von Luciano Spalletti. «Er ist ein Symbol des italienischen Fussballs», hiess es in der Mitteilung des italienischen Fussballverbandes FIGC zum neuen Coach.
Absagen und Unabkömmlichkeiten
Gattuso soll den Verbandspräsidenten Gabriele Gravina bei einem Treffen von sich überzeugt haben. Zuvor hatte sich die Nationalmannschaft auf der Suche nach einem Nachfolger für den entlassenen Spalletti eine prominente Absage eingefangen. Wunschkandidat Claudio Ranieri, der 73-jährige bisherige Trainer der AS Roma, sprach von einer «grossen Ehre», entschied sich nach einigem Nachdenken aber doch anders. Er möchte sich auf seine Rolle als Berater bei der Roma konzentrieren, entschied er.
Weil der zweite heisse Anwärter Stefano Pioli, ehemaliger Meistertrainer der AC Milan, vor einem Wechsel zu Fiorentina steht, rückte Gattuso auf die Position des Favoriten. Gattuso hatte 2020 mit Napoli den Cup gewonnen, bei der AC Milan, Valencia, Olympique Marseille und Hajduk Split blieb er ohne grössere Erfolge. Begonnen hatte Gattuso seiner Trainerlaufbahn beim FC Sion, wo ihn Präsident Christian Constantin 2013 nach der Freistellung von Victor Muñoz kurzzeitig zum Spielertrainer gemacht hatte und er in drei Partien ohne Sieg geblieben war.
WM-Qualifikation in Gefahr
Neben dem 47-Jährigen gehörten zuletzt auch Fabio Cannavaro (zuletzt Dinamo Zagreb) und Daniele De Rossi (zuletzt AS Roma) zum Kandidatenkreis für das Amt des «Commissario tecnico». Andere prominente italienische Trainer wie Carlo Ancelotti (Nationalcoach von Brasilien), Antonio Conte (Napoli) oder Massimiliano Allegri (AC Milan) sind vertraglich gebunden.
Der vierfache Weltmeister Italien fürchtet derzeit, nach zwei verpassten WM-Endrunden in Folge auch nächstes Jahr in den USA, Kanada und Mexiko nicht dabei zu sein. Im letzten Spiel mit Spalletti reichte es am vergangenen Montag in der Qualifikation gegen Moldawien nur zu einem dürftigen 2:0. Der Gruppensieg ist aktuell in weiter Ferne, Norwegen liegt deutlich vorne.