«Hedigers grösster Wunsch wird sein, dass Ruhe einkehrt»
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Blick-Reporter schätzt ein:«Hedigers grösster Wunsch wird sein, dass Ruhe einkehrt»

Wie geht es weiter beim FCZ?
Die wichtigsten Fragen nach dem Malenovic-Beben

Seit Freitag ist Milos Malenovic beim FCZ als Sportchef offiziell Geschichte. Wie geht es bei den Zürchern nach der Absetzung des lange Zeit starken Mannes im Klub weiter? Blick beantwortet die wichtigsten Fragen.
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Milos Malenovic wurde nach gute 26 Monaten als Sportchef des FCZ abgesetzt.
Foto: TOTO MARTI

Warum kam es zum grossen Malenovic-Beben?

Ein wichtiger Punkt ist das diffuse Machtnetz von Milos Malenovic (40). Er hat seine Rolle sukzessive ausgeweitet und seine Kompetenzen überschritten. Ihm ist es nie gelungen, sich in ein grosses Gefüge einzubringen. Seine Solo-Aktionen haben das Fass zum Überlaufen gebracht. Und sein Desinteresse an der Aussendarstellung des Vereins und die aktenkundige Selbstüberschätzung haben beim zahlenden Volk zu einer totalen Ablehnungshaltung geführt, die inzwischen vom Klub als Problem erkannt worden ist. Zudem gibt es Agenten, die ihren Spielern empfohlen haben, um den FCZ einen Bogen zu machen.

Wie fällt die Malenovic-Bilanz aus?

Unter Malenovic blieb in der FCZ-Organisation kein Stein auf dem anderen. Viele langjährige und teils verdiente Mitarbeiter verliessen den Verein. Sportlich wurden die Ziele praktisch alle verfehlt, was auch zu mehreren Trainerwechseln führte. Als Malenovic am 2. Oktober 2023 übernahm, lag der FCZ an der Spitze der Super League. Zwar reichte es am Ende immerhin zu Rang 4 und zur Teilnahme an der Conference-League-Qualifikation, danach ging der Abstieg aber sukzessive weiter. Im Frühjahr verpasste der FCZ die Meisterrunde und auch jetzt liegen die Zürcher unter dem Strich. Auch im Cup konnte der FCZ keine Stricke zerreissen.

Die Transferbilanz ist durchzogen. Es gab gute Zuzüge wie jenen von GC-Bueb Steven Zuber und jenen von Stürmer Philippe Kény. Und es gab vor allem bei den Abwehrspielern zahlreiche Flops. Grösster Missgriff war die Verpflichtung von Benjamin Mendy. Vor allem aber blieb das Kader im ständigen Wandel: Umbruch im Sommer 2024, Umbruch im Winter danach, Umbruch im Sommer 2025. Logisch, dass sich das Team nie richtig gefunden hat. Immerhin: Malenovic schaffte es, viele Talente aus der eigenen Akademie langfristig an den Klub zu binden und in die 1. Mannschaft zu integrieren.

Wie geht es jetzt mit Malenovic weiter?

Dem bisherigen Sportchef wird angeboten, dass er in Zukunft auf Mandatsbasis, aber «ausschliesslich in den Bereichen Transfers und Talententwicklung» die FCZ-Verantwortlichen unterstützen soll. Es wäre eine ähnliche Rolle wie im Sommer 2023, bevor er im Herbst zum Sportchef befördert wurde – mit dem grossen Unterschied, dass Malenovic damals aus einer Position der Stärke agieren konnte, welche er jetzt nicht mehr innehat. Nach der öffentlichen Demütigung von Canepa im Blick-Interview folgt nun ein Angebot, das ihn noch mehr degradieren würde. Darüber, warum der FCZ Malenovic dieses Angebot macht, kann nur spekuliert werden. Möglich, dass es damit zusammenhängt, dass dieser aufgrund seines längerfristigen Vertrags sowieso noch für Jahre auf der FCZ-Payroll bleibt. So oder so: Die Tage von Malenovic beim FCZ scheinen gezählt.

Wer wird der mögliche Nachfolger?

Der Name von Marinko Jurendic (48) ist ein naheliegender Gedanke, mehr allerdings nicht. Der frühere FCZ-Meister-Sportchef dürfte einen anderen Planungshorizont haben. Er steht nach seiner Freistellung bei Augsburg nicht unter Zeitdruck und kann den Markt in Ruhe sondieren. Ein Job beim SFV (Tami-Nachfolge) oder eine Fortsetzung in Deutschland kommen wohl weit eher infrage als die Rückkehr zum FCZ. Ein weiterer möglicher Kandidat ist Carlos da Silva (41), der Anfang Jahr beim FC Lugano freigestellt wurde. Entscheidend wird auch sein, welche Aufgaben der neue Sportchef innerhalb des Vereins übernehmen soll.

Warum wurde Hediger trotz fehlendem Sportchef befördert?

Die sich anbahnende Absetzung Malenovics als Sportchef spielte Hediger in die Karten. Ein komplettes Vakuum in der sportlichen Führung über den Jahreswechsel wollten das Ehepaar Canepa und Claudio Cisullo nicht riskieren, so herrscht zumindest auf der Position des Trainers Klarheit und Kontinuität. Zudem scheint Hedigers Arbeit und seine Art, wie er Fussball spielen lassen will, trotz mässiger Resultate als Cheftrainer (elf Punkte aus neun Spielen) beim VR auf Anklang zu stossen.

Ist Claudio Cisullo der neue starke Mann im Klub?

Cisullo ist von den Canepas mit dem expliziten Wunsch an Bord geholt worden, zeitnah und vor allem unabhängig «faktenbasierte und schnelle Entscheide zu fällen, auch wenn sie schmerzen». Schon nach wenigen Wochen im engeren FCZ-Zirkel ist klar: Der «Lead Independent Director» nimmt seine Aufgabe wörtlich und tritt mitten im Machtzentrum der Zürcher spürbar in Erscheinung. Ihm ist klar, dass mit Blick auf die angestrebte Nachfolgelösung auf oberster Ebene auf allen Stufen klare Verhältnisse geschaffen werden müssen. Und er weiss, dass die Aussendarstellung für mögliche Investoren prioritär ist.

Kehrt nun beim FCZ endlich Ruhe ein?

Die Korrektur bei der Personalie Malenovic war dringend nötig und hat hinter den Kulissen zu einer sofortigen Entspannung geführt. Es gibt diverse Stimmen, die bestätigen, dass Kontrollfreak Malenovic die Entwicklung gewisser Exponenten gehemmt habe. Einige atmen auf, andere trauen sich wieder mehr Leadership zu und können sich ohne Einmischung auf ihre Kernaufgabe konzentrieren. Wie ruhig es im neuen Jahr wird, hängt aber vor allem davon ab, wer auf Malenovic folgt und ob es sportlich in der Tabelle aufwärtsgeht.


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Brack Super League 25/26
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Thun
FC Thun
18
14
37
2
FC St. Gallen
FC St. Gallen
18
15
34
3
FC Basel
FC Basel
18
8
31
4
FC Lugano
FC Lugano
18
2
30
5
BSC Young Boys
BSC Young Boys
18
3
29
6
FC Sion
FC Sion
18
4
27
7
FC Zürich
FC Zürich
18
-5
24
8
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
17
4
21
9
Servette FC
Servette FC
17
-6
19
10
FC Luzern
FC Luzern
18
-4
18
11
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
18
-8
17
12
FC Winterthur
FC Winterthur
18
-27
10
Meisterschaftsrunde
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