Knallharte Canepa-Ansage an FCZ-Sportchef Malenovic
«Der Bonus der Lernkurve ist nun vorbei»

Der FCZ-Klubchef Ancillo Canepa beleuchtet im exklusiven Interview mit Blick die viel diskutierte Personalie Milos Malenovic kritisch. Der Zürcher Präsident deklariert ohne Umschweife, wer im Verein das Sagen hat und wie die Rolle des Sportchefs künftig aussieht.
Publiziert: 12:01 Uhr
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Aktualisiert: 15:59 Uhr
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«Der Bonus der Lernkurve ist nun vorbei», sagt FCZ-Boss Ancillo Canepa im exklusiven Blick-Interview über seinen Sportchef Milos Malenovic.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • FCZ-Präsident Ancillo Canepa legt die Richtlinien für Milos Malenovic fest
  • Canepa rügt seinen Sportchef
  • Weitere Kompetenzüberschreitungen haben Folgen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sven SchochReporter Sport

Blick: Ancillo Canepa, Blick hat geschrieben, Milos Malenovic sei der mächtigste Sportchef der Super League. Es scheint fast so, als ob er über eine Blankovollmacht verfügen würde.
Canepa: Nein, niemand beim FCZ verfügt über eine Blankovollmacht. Auch Milos nicht! Bei uns gibt es klar definierte Abläufe und Kompetenzregelungen. Und wenn jemand seine Kompetenzen überschreiten sollte, reagieren wir umgehend. Aber nicht öffentlich, sondern intern, was hier auch geschehen ist.

Malenovic hat seinen Einflussbereich sukzessive ausgeweitet und steht im Trainingsbetrieb der Profi-Equipe immer wieder auf dem Platz und greift korrigierend ein. Dass er aktiv wird auf dem Trainingsplatz, hat der Interimscoach Dennis Hediger schon mehrfach bestätigt.
Grundsätzlich muss ein Sportchef sicherstellen, dass der Spiel- und Trainingsbetrieb funktioniert. Dies gilt für alle Mannschaften im Klub. Aktiv im Training Einfluss zu nehmen, ist nicht die Aufgabe eines Sportchefs. Milos hat punktuell tatsächlich ausgeholfen, als wir personelle Lücken hatten. Jetzt ist das Trainerteam komplett, und folglich wird Milos nicht mehr aktiv am Training teilnehmen.

Für diverse Beobachter und Experten der Szene wirkte es irritierend, wenn der Sportchef im unmittelbaren Coachingbereich direkt eingreift. Ist das nicht eine schwierige Vermischung der Kompetenzbereiche?
Sportchef und Cheftrainer sprechen die Zusammenarbeit einvernehmlich ab, auch was die Vorbereitung des Matchtages und das Coaching betrifft. Für uns ist wichtig, dass die gegenseitige Kommunikation professionell und vertrauensvoll geführt wird. Sportchef und Cheftrainer stehen im ständigen Dialog. Dies ist die Basis für eine positive und erfolgreiche Entwicklung.

Ein Coach mit einer Uefa-Pro-Lizenz könnte Malenovics Art und Weise durchaus als Einmischung in seine Kernkompetenz auffassen. Es gibt Spieler, die nicht mehr wissen, wer der eigentliche Taktgeber ist. Das hat bisher in keiner Liga funktioniert – oder?
Das ist absolut richtig und wichtig. Auch wir beim FCZ unterscheiden klar zwischen Sportchef und Cheftrainer. Wir haben intern klar definiert und auch kommuniziert, wer für was verantwortlich und zuständig ist.

Ist die im Sport fundamentale Hierarchie in der Garderobe unter diesen Umständen nicht erheblich gefährdet?
Die Hierarchie in der Kabine des FCZ funktioniert.

Wir haben uns bei früheren Schweizer Super-League-Coaches umgehört. Nahezu jeder sagt das Gleiche: «Unter den aktuellen Umständen würden wir nicht beim FCZ arbeiten, obwohl der Platz Zürich eigentlich ein attraktives Umfeld zu bieten hätte.»
Inhouse herrscht keine Unruhe. Wenn ich die Liste der Trainer lese, die sich bei uns gemeldet haben, habe ich einen anderen Eindruck. Dies gilt auch für Spieler, die zum FCZ wechseln möchten. Oder für die vielen Nachwuchstalente, die in den letzten Monaten ihre Verträge bei uns verlängert haben.

Gleiches wie von den erwähnten Trainern vernimmt man von Agenten, die Schweizer Spieler im Alterssegment von 22 bis 28 Jahren betreuen. Es herrsche wegen Malenovic viel zu viel Unruhe, es sei zu wenig klar, was in der Super-League-Equipe der konkrete Plan sei.
Wenn dies tatsächlich der Fall wäre, würden wir umgehend und rigoros handeln. Aber der FCZ-Alltag sieht anders aus.

Hinter der Idee, einen Spielerausbildner wie Ricardo Moniz zum Chef der Super-League-Equipe zu machen, stand Malenovic zu 100 Prozent. Danach hat er seinen Favoriten Mitchell van der Gaag installiert, der entlassen worden ist. Sie mussten das Problem ausbaden und stellten sich der öffentlichen Kritik. Wie oft sind Sie noch bereit, den Kopf für andere hinzuhalten?
Die Verpflichtung von Ricardo Moniz als Talententwickler war richtig. Ihn zum Cheftrainer zu ernennen, war ein Fehler. Ja, Mitchell van der Gaag haben wir auf Empfehlung von Milos engagiert. Milos weiss selber, dass er gewisse Aspekte zu wenig fundiert abgeklärt hat – das war nicht gut.

Letztmals hat sich der Sportchef im Februar ausserhalb der FCZ-Kanäle geäussert. Weshalb ist der mächtige Verantwortliche der Sportabteilung für Journalisten nicht zu sprechen? Oder anders gefragt: Darf er sich seit dem verbalen Rundumschlag im Februar 2025 gar nicht mehr öffentlich äussern?
Sein verbaler Rundumschlag anlässlich einer Pressekonferenz hat auch uns sehr missfallen und eine rote Linie überschritten. Milos hat aber selber eingesehen, dass sein Auftritt alles andere als souverän war. Deshalb haben wir die Konsequenzen gezogen, ihn aus dem Kommunikations-Stream rauszuhalten. Wir wollen jetzt «liefere und nöd lafere».

Bei der Entlassung von Mitchell van der Gaag haben dann entsprechend «nur» Sie geredet.
Die Kommunikation von wichtigen Angelegenheiten ist Chefsache. Eine Trainerfreistellung ist eine solche Angelegenheit, die ich seit je immer selber kommuniziert habe.

Malenovic hat den Juniorenbereich nahezu komplett umgestellt. Sein gutes Auge für gute Fussballer ist auch unter Fachleuten unbestritten. Für Kritik und Unverständnis sorgen andere Punkte. Gelingt es dem früheren Agenten nach wie vor nicht, sich in ein grosses Kollektiv einzufügen und alle auf seine Reise mitzunehmen?
Wir hatten in meiner gesamten Präsidialzeit noch nie so viele junge Toptalente unter Vertrag, die den Sprung in die erste Mannschaft schaffen können. Das ist primär der Verdienst von Milos und seinem neu zusammengestellten Team.

Hat sich das Risiko oder die Idee gelohnt, einen früheren Spielervermittler, der sich zuvor primär um das Interesse von einzelnen Persönlichkeiten gekümmert hat, für einen komplizierten Prozess zu engagieren?
Milos war als selbständiger Berater tatsächlich lange Zeit auf sich selber gestellt und konnte sehr selbständig agieren. Der Wechsel in eine komplexe Struktur, mit gesamthaft über 700 Personen, mit mehreren Zehntausend Anhängern – und dies alles im medialen Fenster –, war und ist auch für Milos eine Herausforderung. Aber der Bonus der Lernkurve ist nun vorbei.

Ist der FCZ unter der sportlichen Führung von Malenovic besser geworden? In der Super League sind die Kennzahlen negativer als vor seinem Eintritt im Oktober 2023. Der Punkteschnitt sinkt mehr und mehr – aktuell liegt er (nach 82 Spielen mit Malenovic als Sportchef) unter 1,40. Im Meisterjahr 2022 waren es im Schnitt 2,11 Punkte.
Die sportliche Ausbeute in den letzten zwei Jahren ist alles andere als zufriedenstellend. Dass wir letzte Saison die Champions Group und die Europacup-Qualifikation verpasst haben sowie zweimal frühzeitig aus dem Cup ausgeschieden sind, ist sehr enttäuschend. Trotzdem bin ich immer noch zuversichtlich, dass der sportlich eingeschlagene Weg für den FCZ in die richtige Richtung geht.

Sie haben Milos Malenovic bisher durch alle Böden verteidigt. Haben Sie nie Zweifel, wenn sich auch langjährige Insider, unabhängige Experten, Ex-Spieler, Trainer und vor allem massenhaft Zuschauer über einen einzelnen Arbeitnehmer von Ihnen beklagen? Gibt es irgendwann einen Punkt, an dem Sie alles durchleuchten und infrage stellen müssten?
Dass ehemalige Mitarbeiter aus welchen Gründen auch immer dies anders beurteilen, wirkt tatsächlich etwas irritierend. Wir sind ständig am Durchleuchten und Hinterfragen. Aber das machen wir intern und nicht in der Öffentlichkeit.

Es gibt viel Aufruhr innerhalb der Fan-Kreise – für einige Exponenten der Südkurve ist Milos Malenovic ein rotes Tuch. Wie gehen Sie damit um? Hat das kritische Volk immer recht? Und: Ist die Machtfülle in einem solchen Fall ein Klumpenrisiko?
Solche Reaktionen sind alles andere als angenehm. Es ist auch nicht so, dass wir dies einfach ignorieren, im Gegenteil, wir nehmen es sehr ernst! Die Antwort müssen wir auf dem Platz geben, und unter Berücksichtigung aller Elemente sind es auch strukturelle Überlegungen. Das Einzige, was zählt, ist der Mehrwert für den FCZ und nicht persönliche Partikularinteressen.

Immer wieder ist die Frage, wer intern gegenüber Malenovic als Korrektiv auftreten kann. Sind Sie das? Oder ist es denkbar, dass der designierte Verwaltungsrat Claudio Cisullo als Lead Independent Director künftig die Personalie des Sportdirektors und dessen Aussenwirkung unter die Lupe nehmen wird?
Glauben Sie tatsächlich, dass wir untätig sind und nicht, wo immer nötig, korrektiv Einfluss nehmen? Aber ich wiederhole mich: Das machen wir intern und nicht in der Öffentlichkeit. Und ja, Claudio Cisullo soll uns dabei unterstützen, den FCZ in eine nachhaltig erfolgreiche Zukunft zu führen.

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