Darum gehts
Die Strategie-Frage
Die veröffentlichten Pläne sind in Tat und Wahrheit nur Absichtserklärungen. «Nächste Saison wird natürlich definitiv viel ruhiger geplant. Wir wissen, was wir im eigenen Stall haben. Es wird keinen Umbruch mehr geben wie im letzten Winter.» Diese Prognose hat Sportchef Milos Malenovic am 28. April und wenige Tage nach dem Fall in die Relegation Group im Rahmen einer klubeigenen Podcast-Sendung gemacht. Wenige Wochen später nimmt er einen ersten fundamentalen Eingriff vor: Coach Ricardo Moniz muss aus dem Projekt aussteigen, Mitchell van der Gaag, der langjährige Assistent von Bayer-Coach Erik ten Hag, wird als neuer Hoffnungsträger installiert. Nach einer ersten Sichtungsphase unter seiner Leitung folgt eine kräftige Transferwelle.
Innerhalb von 28 Tagen stellt der FC Zürich sieben neue Akteure vor. Für jede Team-Achse kauft der Verein internationale Erfahrung ein. Ruhe kehrt nicht ein, im Gegenteil: Die meisten Protagonisten wirken haltlos. Der Taktgeber an der Linie gesteht nach der 0:4-Demütigung gegen Thun öffentlich ein: «Wir sind immer noch auf der Suche nach unserem Spiel.»
Die Erfolgs-Frage
Die nackten Zahlen und harten Fakten seit dem forcierten Abgang von Bo Henriksen (inzwischen erfolgreich in Mainz tätig) im Februar 2024 fallen für alle Entscheidungsträger unvorteilhaft aus. Unter dem Dänen resultiert im ersten Teil der vorletzten Saison ein Punkteschnitt von 1,91. In der ersten kompletten Spielzeit mit dem unter der Regie von Malenovic zusammengestellten Kader sackt die Erfolgsquote um über 27 Prozent ab. Die sofort spürbare Konsequenz: der Fall aus den Top 6, null Europacup-Einnahmen. Zum zweiten Mal in Folge verpasst der Klub das Ziel, sich für die wirtschaftlich relevante Gruppenphase auf europäischem Level zu qualifizieren. Ist eine rasche Trendwende in Sicht? Eher nicht: Tendenz aktuell sinkend.
Die Philosophie-Frage
Auch kritische Beobachter können Mitchell van der Gaag etwas mit Sicherheit nicht vorwerfen: ein planloses Vorgehen. Der erfahrene Ausbildner gilt als sehr strukturierter Mensch mit einer ausgeprägten Sozialkompetenz. Er setzt Leitplanken und gibt die taktische Linie vor. Das Credo bei ihm: Ballbesitz. In drei von vier Spielen beansprucht der FCZ einen klar höheren Wert als der Gegner – nur beim einzigen Sieg (2:1 in Lausanne) fallen die Zürcher unter die 50-Prozent-Marke. Van der Gaags Team schlägt in den ersten vier Runden 435 Pässe mehr als die Konkurrenz, der Output ist viel zu gering. Die neue Spielweise unterscheidet sich diametral von jener des Vorgängers: Ricardo Moniz blaffte jeden an, der nicht innerhalb weniger Sekunden nach Eintritt in die Angriffszone den direkten Abschluss anpeilte. Nicht jeder Holländer interpretiert «Voetbal Totaal» gleich. Nach den ersten Eindrücken stellt sich die Frage: Ist das Team überhaupt für das gewünschte Spielschema gemacht? Ist die vorderste Dreierreihe qualitativ in der Lage, in der letzten Zone gegen gut organisierte Verteidiger Lösungen zu erspielen?
Die Grundsatz-Frage
Mit einem langfristigen Aufbau hat die aktuelle FCZ-Ausgabe nichts zu tun. Seit dem Herbst 2023 ist in der Profiequipe kaum ein Stein auf dem anderen geblieben. Nur Keeper Yanick Brecher, Verteidiger Lindrit Kamberi und Mittelfeldspieler Bledian Krasniqi gehören weiterhin zum Stamm. Im Home of FCZ wird das Change-Management gelebt. Ein Kommen und Gehen, das Kader wird immer wieder angepasst – Talente wie Daniel Denoon (zum Serie-A-Aufsteiger Pisa) werden ausgeliehen, mit dem FCZ-Buben Mirlind Kryeziu finden die Verantwortlichen keinen Konsens, der 20-jährige Stürmer Labinot Bajrami wird in die zweite holländische Liga zu Helmond Sport abgeschoben. Akteure aus der amerikanischen Major League Soccer, vom bulgarischen Klub Lok Plovdiv, aus dem Nachwuchs von Juve, vom Bosporus, aus unterklassigen französischen und spanischen Meisterschaften werden ins Quartier Schwamendingen gelotst – inklusive komplett verschiedener Spielkultur. Ein ehemaliger FCZ-Coach staunt über die immer kürzeren Abstände der personellen Neuausrichtungen. Unter diesen Umständen sei es enorm schwierig, in der Garderobe einen Spirit aufzubauen, den nötigen Rhythmus zu etablieren, eine gemeinsame Idee zu definieren, die auch unter Druck noch funktioniert. Wie weiter? Diese Frage stellen sich nicht nur Insider und Ex-Angestellte.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | 4 | 7 | 12 | ||
2 | 4 | 8 | 9 | ||
3 | 3 | 5 | 7 | ||
4 | 4 | 1 | 7 | ||
5 | 4 | 1 | 6 | ||
6 | 4 | -1 | 5 | ||
7 | 4 | -4 | 4 | ||
8 | 3 | -1 | 3 | ||
9 | 3 | -3 | 3 | ||
10 | 4 | -2 | 2 | ||
11 | 4 | -6 | 2 | ||
12 | 3 | -5 | 1 |