Darum gehts
- FCZ in Krise: Trainer van der Gaag sucht nach Lösungen
- Kritiker bemängeln fehlende Spielidee und schlechte Verteidigung
- Nach 0:4-Niederlage gegen Thun droht sportliche Dürreperiode
Im Juni platziert Ancillo Canepa im Rahmen einer Medienorientierung mit Blick auf die neue Saison eine zentrale Message: «Wir beginnen nicht bei null.» Spätestens nach dem peinlichen 0:4 im eigenen Stadion gegen den FC Thun ist diese Einschätzung des Klubchefs zu revidieren. Bereits in der ersten Cup-Runde gegen den viertklassigen, aber sehr gut disponierten FC Wettswil-Bonstetten (2:0) hinterlässt der FCZ einen instabilen Eindruck.
Im Duell mit den Berner Oberländern genügt wie bei der Start-Pleite gegen Sion (2:3 nach einem 2:0-Plus) ein Gegentor, um die komplette Statik aus den Angeln zu heben. Danach scheint nicht mehr klar, was zu tun ist. Steven Zuber schildert die Hintergründe zum miserablen Abend aus seiner Optik so: «Wir suchten das 1:1 zu schnell und haben unsauber gespielt.» Es klingt so, als könnten sie die Vorgaben des Trainers aktuell nicht richtig umsetzen: «Es ist bitter, nach einer guten Trainingswoche so zu verlieren. So etwas darf uns nicht passieren! Ich weiss gar nicht, was ich sagen soll.»
Van der Gaag ist ein Suchender
Nach Worten und Luft ringt auch Mitchell van der Gaag. Der Holländer mit langer Vergangenheit bei Ajax Amsterdam wirkt auch nach fünf Pflichtspielen wie ein Suchender. Sie könnten «kein Momentum aufbauen, keinen Rhythmus». Der Trainer klagt nicht, er stellt nur fest. Für eine sofort bessere Fokussierung ist er zuständig, für die spielerischen Leitplanken ebenfalls. Seinen Game-Plan muss der Ex-Assistent von Manchester United dringend anpassen – er funktioniert zu selten.
«Am Anfang ist immer Honeymoon. Da klingt alles schön und gut.» Die nette Floskel stammt nicht von Präsident Canepa, sondern von van der Gaag. Rund zwei Monate später sind die gegenseitigen Liebkosungen Geschichte. Bis jetzt ist der Hoffnungsträger an der Seitenlinie kein FCZ-Bessermacher – aber zum Vorteil Zürichs auch kein Schönredner: «Wir haben uns selbst in Schwierigkeiten gebracht, der Druck wird steigen.»
Mehmedi: «Sie verteidigen schlecht»
Die ersten Kritiker sind bereits zur Stelle. Sie zielen (noch) nicht direkt auf Mitchell van der Gaag. Zur Debatte stehen die diversen Umbrüche in jüngerer Vergangenheit. Sportchef Milos Malenovic hat nach einer längeren Findungsphase im schwierigen Frühling in den vergangenen Wochen diverse Transfers angeordnet, um die Defizite im Erfahrungsbereich zu korrigieren. Spieler wie Jorge Segura, Milan Rodic (beide Defensive), Nelson Palacio (Mittelfeld), Matthias Phaëton (Angriff) stammen aus völlig verschiedenen Fussball-Kulturen. Ihre Einbindung dauert an, eine gesamtheitliche (Spiel-)Idee ist bis jetzt nicht erkennbar.
Blue-Experte und Ex-Nationalspieler Admir Mehmedi vermisst beim FCZ die Basics: «Sie verteidigen schlecht.» Viele der Beteiligten würden die Liga nicht kennen, so der frühere FCZ-Profi. Das 0:4 gegen den makellosen Aufsteiger Thun wertet nicht nur Mehmedi als düstere Momentaufnahme, die auch in der Chef-Etage Grundsatzfragen aufkommen lassen wird. Nach zwei wirtschaftlich schwierigen Jahren droht eine nächste sportliche Dürreperiode.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | 4 | 7 | 12 | ||
2 | 3 | 9 | 9 | ||
3 | 3 | 5 | 7 | ||
4 | 4 | 1 | 6 | ||
5 | 4 | -1 | 5 | ||
6 | 3 | 0 | 4 | ||
7 | 4 | -4 | 4 | ||
8 | 3 | -1 | 3 | ||
9 | 3 | -3 | 3 | ||
10 | 4 | -2 | 2 | ||
11 | 4 | -6 | 2 | ||
12 | 3 | -5 | 1 |