Darum gehts
- Lindrit Kamberi spricht über seine Karriere beim FC Zürich
- Kamberi sieht sich als Führungsspieler und unterstützt junge Teammitglieder
- Der 25-jährige Kamberi könnte für die Schweiz, Albanien oder Kosovo spielen
Es ist kurz vor acht Uhr morgens, als Lindrit Kamberi (25) für das Interview mit Blick beim Home of FCZ erscheint. Und erst einmal die blitzende Kaffeemaschine in Betrieb nimmt, die neuerdings vor dem Ausgang zu den Trainingsplätzen steht. Angeschafft wurde sie auf Wunsch von Steven Zuber (33), der an diesem Dienstag als erster Zürcher schon im Kraftraum ist. Seither ist auch Kamberi ein passionierter Barista, der den Journalisten vor dem Gespräch einen wunderbaren Espresso herauslässt.
Blick: Lindrit Kamberi, Sie und der FC Zürich – was ist das?
Lindrit Kamberi: Eine einzigartige Geschichte. Hier bin ich gross geworden, hier bin ich ein Mann geworden. Für mich ist es ein Privileg, hier arbeiten zu dürfen. Ich wache wirklich jeden Tag auf und denke: Moll, ich bin stolz, ein Zürcher zu sein.
Warum ist es denn der FCZ geworden?
Ich wohne hier in der Nähe, es hat nie etwas anderes gegeben.
Es gäbe ja zum Beispiel noch die Grasshoppers.
Okay (Pause). Ich war ja noch ein Dreivierteljahr in Winterthur und als Kind in anderen Vereinen in Zürich. Aber nein, es ist der FCZ. Es klingt so einfach. Aber es ist so.
Wenn man nie den Verein wechselt: Besteht da nicht die Gefahr, dass man immer etwas der Lehrling bleibt?
Du musst halt Leistung zeigen und eine Persönlichkeit entwickeln, damit dich die anderen nicht mehr als Lehrling sehen. Schlussendlich ist es ein Leistungssport. Und wenn du deine Leistung bringst, ändert sich deine Position automatisch.
Wie sehen Sie sich denn im aktuellen Team?
Sicher als einen der Führungsspieler. Ich versuche, die Jungen mitzunehmen. Ihnen Dinge mitzugeben, die ich selbst erlebt habe. Wir haben viele junge Spieler, die brauchen Unterstützung. Und am einfachsten ist es, wenn die von älteren Mitspielern kommt, die schon einiges erlebt haben.
Als Sie ins Profiteam gekommen sind: Gab es da etwas, das Sie überrascht hat?
Sicher die Professionalität und die Ernsthaftigkeit des Profifussballs. Man denkt am Anfang: Profi sein, das ist sicher mega schön, da klopfen dir alle auf die Schultern. Die Realität ist natürlich etwas ganz anderes. Wenn mal ein negatives Ergebnis kommt, ist das Gegenteil der Fall. Es kippt ja sehr schnell. Für mich ist es trotzdem schön. Es ist immer noch ein Sport, es macht immer noch Spass. Aber im Profifussball geht dir das alles sehr nah. Vor allem, wenn du weisst, wie viele Fans es gibt. Da leidest du mit ihnen – und mit dir selbst.
Aber Sie müssen sich ja auch abgrenzen können.
Mit den Jahren hat es sich schon verändert. Ich kann sagen: Okay, Lindrit, Schwamm drüber. Du bist jetzt enttäuscht. Der FCZ ist gerade nicht dort, wo du ihn haben willst. Aber es geht weiter. Was mir hilft: darüber reden. Mit der Familie, mit den Mitspielern. Aber das Schöne am Fussball ist ja, dass du es jedes Wochenende wieder besser machen kannst. Wir mussten uns auch von diesem Sion-Spiel erholen (2:3-Niederlage nach 2:0-Führung, Anm. d. Red.). Das habe ich so zuvor noch nie erlebt. Aber was willst du machen? Es geht weiter. Das hat uns auch der Trainer vermittelt. Abstellen. Weiter arbeiten. Training. Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Abschlusstraining – und raus auf den Platz!
Für mich ist der FCZ die Diva des Schweizer Fussballs.
Wie meinen Sie Diva?
Entweder himmelhoch jauchzend – oder zu Tode betrübt. Meistertitel oder Abstiegskampf. Die graue Mitte macht Zürich nicht. Und das macht den Verein auch so faszinierend.
Wenn Sie sagen «Abstiegskampf» – das hatten wir in der Saison 2020/2021 das letzte Mal. Zuletzt hatten wir einfach eine etwas schwächere Rückrunde. Aber alle, die beim FCZ arbeiten, dürfen nur ein Ziel haben: Titel! Das ist ganz einfach. Mit diesen Fans, mit dieser Infrastruktur ist das für mich fast selbstverständlich.
Was können Sie über Ihren neuen Trainer Mitchell van der Gaag sagen?
Es ist für mich sehr eindrücklich, wie diszipliniert und professionell er ist. Ich versuche, alles aufzusaugen. Er verlangt auch viel von mir. Wichtig ist, dass wir als Team mitziehen. Taktisch stellt er uns sicher jedes Wochenende perfekt ein. Wir müssen nur noch raus und mit der nötigen Mentalität tschutten. Wenn wir das tun, sehe ich eigentlich nichts, das uns aufhalten kann.
Was verlangt er denn von Ihnen?
Wir Älteren müssen vorangehen mit unserer Disziplin und unserer Mentalität. Der Trainer redet viel mit uns. Aber wichtig ist, dass die Jungen sehen, dass die Älteren Vollgas geben. Dann ziehen sie automatisch mit.
Lindrit Kamberi kommt 1999 in Zürich zur Welt. Seine Eltern sind in den 1980er-Jahren aus Kosovo in die Schweiz gekommen, sein Grossvater noch früher. Er wächst in Volketswil auf, wo er noch heute mit seinen Eltern und seinem Bruder in einer Wohnung lebt. Er kommt als Junior zum FCZ, wird vor dem Schritt in die erste Mannschaft für eine Saison nach Wil ausgeliehen und eine halbe nach Winterthur – und wird 2022 mit den Zürchern Meister. Im Januar hat er seinen Vertrag bis Juni 2028 verlängert.
Lindrit Kamberi kommt 1999 in Zürich zur Welt. Seine Eltern sind in den 1980er-Jahren aus Kosovo in die Schweiz gekommen, sein Grossvater noch früher. Er wächst in Volketswil auf, wo er noch heute mit seinen Eltern und seinem Bruder in einer Wohnung lebt. Er kommt als Junior zum FCZ, wird vor dem Schritt in die erste Mannschaft für eine Saison nach Wil ausgeliehen und eine halbe nach Winterthur – und wird 2022 mit den Zürchern Meister. Im Januar hat er seinen Vertrag bis Juni 2028 verlängert.
Stichwort Disziplin: Die vergangene Saison des FCZ hat etwas wild gewirkt. Es gab wahnsinnig viele Geschichten rund ums Team.
Wir richten den Blick nach vorn und nicht mehr zurück. Diese Saison wollen wir auf und neben dem Platz positive Geschichten schreiben.
Sie haben bis zur U-20-Nati für die Schweiz gespielt, könnten aber auch für den Kosovo antreten?
Ich könnte für die Schweiz, Albanien oder den Kosovo spielen, ja. Ich kann offen sagen: Mit dem Kosovo gab es auch schon Kontakt, aber nicht mehr. Von der Schweiz habe ich seit der U-20 nichts mehr gehört.
Hoffen Sie denn auf ein Aufgebot einer der drei Nationen?
Ich setze meinen vollen Fokus auf meine Leistungen beim FCZ. Der Rest kommt gegebenenfalls zum richtigen Zeitpunkt.
Einmal FCZ – immer FCZ. Würde das für Sie passen?
Im Fussball weiss man nie. Jetzt bin ich da. Und ich bin stolz, dass ich da bin. Und wenn ich in 15 Jahren zurückblicken kann, und es ist so gekommen, dann werde ich brutal stolz darauf sein, dass ich meine ganze Karriere ein FCZler war. Ich sage da nicht nein. Wenn man mich als Kind gefragt hätte, ob ich immer beim FCZ spielen will, hätte ich unterschrieben.
Haben Sie nicht das Gefühl, dass Sie so etwas verpassen?
Verpassen? Nein, nein. Die Realität ist immer das Hier und Jetzt. Und das geniesse ich jeden Tag. Wenn etwas kommen würde, und ich müsste sagen: Wow, das ist mega gut, dann würde ich das sicher mit dem Präsidenten und dem Sportchef anschauen. Aber es müsste sehr gut passen. Ich bin da sehr bedacht.
Sie haben vor ein paar Jahren erzählt, dass Sie mit Kindern in der Nachbarschaft kicken gehen. Machen Sie das noch immer?
Klar. Das ist gleich bei mir unten in Volketswil, wo ich aufgewachsen bin. Da ist ein Hartplatz mit zwei kleinen Toren. Und ja, die Kinder klopfen immer bei mir und fragen, ob ich tschutten komme. Das ist lustig, die lieben den FCZ, die sehen mich als Vorbild. Und ich sehe sie als coole Kinder. Ich hätte das als Kind auch gern gehabt, wenn einer der FCZler damals mit mir spielen gegangen wäre. Vielleicht der Alain (Nef, Anm. d. Red.), das wär noch toll gewesen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | 3 | 9 | 9 | ||
2 | 3 | 3 | 9 | ||
3 | 3 | 5 | 7 | ||
4 | 4 | 1 | 6 | ||
5 | 4 | -1 | 5 | ||
6 | 3 | 0 | 4 | ||
6 | 3 | 0 | 4 | ||
8 | 3 | -1 | 3 | ||
9 | 3 | -3 | 3 | ||
10 | 3 | -2 | 1 | ||
11 | 3 | -5 | 1 | ||
12 | 3 | -6 | 1 |