Vier Thun-Tore für ein FCZ-Debakel
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Highlights im Video:Vier Thun-Tore für ein FCZ-Debakel

Zürcher wirken nach Desaster-Auftritt ratlos
Der Kredit für den FCZ-Trainer wird bereits weniger

Der FC Zürich lässt sich vom überraschenden Super-League-Leader Thun wie eine Junioren-Mannschaft auskontern. 0:4! Eine Ohrfeige, ein Debakel, das Fragen aufwirft.
Publiziert: 00:33 Uhr
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«Wir sind auf der Suche nach unserem Spiel», sagt Coach Mitchell van der Gaag nach dem 0:4-Debakel gegen Thun und sprich von einem schweren Rückschlag.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • FCZ verliert gegen Thun. Trainer van der Gaag sucht nach Spielidee
  • Thun zeigt Stilsicherheit, Raffinesse und Effizienz gegen unsicheren FCZ
  • Fünf neue Spieler in FCZ-Startaufstellung, Thun bleibt verlustpunktloser Super-League-Leader
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sven SchochReporter Sport

Der erste FCZ-Eindruck trügt. Der Hoffnungsschimmer der guten ersten zehn Minuten löst sich plötzlich rasend schnell in Luft auf.

Thun spielt schon bei der Super-League-Premiere von Elim Rastoder alles aus, was dem FCZ fehlt: Stilsicherheit, Raffinesse, Effizienz. Ein langer Ball, die geniale Idee Ibays, den Ball direkt per Aussenrist weiterzuleiten und dann eben die abgezockte Aktion Rastoders. 

Mit seinem 1:0 (14.) erwischt er nicht nur den abermals unsicheren Keeper Yanick Brecher auf dem falschen Fuss, sondern das gesamte Zürcher Kollektiv.

Innert Kürze zerbröselt das Ensemble von Mitchell van der Gaag regelrecht. Und wie sich die gesamte Defensive im Finish der ersten Hälfte vom 20-jährigen Thuner Aufsteiger Ethan Meichtry ausmanövrieren lässt, wirft Fragen auf, die der phasenweise irritierte holländische Coach mit seinen Spielern in den kommenden Tagen zu erörtern hat.

«Der Druck wird steigen»

In seiner ersten Analyse übermittelt van der Gaag dem makellosen Liga-Neuling ein Kompliment: «Sie haben bewiesen, dass ihre Platzierung in der Tabelle verdient ist.» Sie hätten sich bei den Toren trotz Überzahl nicht gut verhalten: «Wir waren nicht fokussiert, wir waren nicht bereit.» Beschönigen mag er nach dem Debakel nichts, der Rückschlag sei hart und «der Druck wird nun bereits steigen». 

«Wir glaubten, einen Schritt machen zu können.» Van der Gaag hat sich getäuscht. Das Gegenteil ist der Fall. Nach diversen Transfers in den letzten Wochen hat der FCZ die Spur verloren, das Selbstvertrauen ist weg, die offenen Baustellen werden eher grösser als kleiner. Nervosität kommt auf, in den Statements der grossen Verlierer ist bereits eine gewisse Verzweiflung zu spüren. 

Der FCZ ist nicht das, was er sein will

Im Vergleich zur Startrunde (2:3 gegen Sion nach einer 2:0-Führung) hat sich das Gesicht der Equipe nach einer kräftigen Frischluftzufuhr im Transferbereich gewandelt, fünf neue Akteure stehen in der Startaufstellung. Nur die Aussenwirkung bleibt nahezu unverändert: Der FCZ will auf grosser Mission sein, wirkt aber weiterhin unfertig, seine Spielidee ist unausgegoren. 

«Wir sind immer noch auf der Suche nach unserem Spiel», hält Trainer van der Gaag kurz nach dem Absturz gegen die Berner Oberländer fest.

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Für die FCZ-Fans ist die unverblümte Wahrheit des Taktikers an der Seitenlinie keine gute Nachricht. Die vielen (Spiel-)Kulturen innerhalb des Teams sind noch nicht aufeinander abgestimmt. Das ist am Beispiel des neuen Innenverteidigers Jorge Segura gut zu sehen: Der Kolumbianer, eben erst aus Bulgarien von Lok Plovdiv gekommen, überraschte vor zwei Wochen mit einem Top-Einstand gegen Lausanne (2:1), gegen Thun wirkt er neben dem ebenso unbeweglichen Gaucho Mariano Gomez wie ein Fremdkörper ohne jegliches Spiel- und Abwehrverständnis.

«Dinge ansprechen, die halt auch wehtun»

Die Mängel seien so rasch wie möglich zu beheben, so Mitchell van der Gaag. Er spürt, wie der Kredit schon weniger wird. Ähnlich sieht es auch Steven Zuber, an guten Tagen der Zürcher Frontmann, an Abenden wie diesen ein scharfzüngiger und ehrlicher (Selbst-)Kritiker: «Problem hin oder her, viele Spieler hin oder her, wir sind eine Profi-Mannschaft! Jeder Spieler hat seine Leistung zu bringen – auf und neben dem Platz.»

Und der Routinier schiebt eine dringende Empfehlung nach: «Wir müssen es zusammen angehen, Dinge ansprechen, die halt auch wehtun.»

Diametral anders präsentiert sich die Lage in Thun. Mauro Lustrinelli schwebt auf Wolke sieben mit seiner Überraschungs-Crew. Der verlustpunktlose Super-League-Leader setzt um, was der clevere Coach vorgibt: eine einfache Spielphilosophie, harte Arbeit, klares Rollenverständnis. Und klar, nach dem besten Super-League-Start eines Aufsteigers platzen sie fast vor Selbstvertrauen. 

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