Seit gut einem Jahr ist Lugano auf der Suche nach einem Mittelstürmer. Einer, der weiss, wo das Tor steht und der gegnerischen Mannschaft allein schon mit dem Namen und der Präsenz auf dem Feld Furcht einflösst. Nun haben die Bianconeri einen solchen gefunden. Und er hört auf den Namen Kevin Behrens (34), war zuletzt vereinslos und kommt nun ablösefrei ins Tessin.
Der Deutsche ist ein Spätzünder. Erst als 30-Jähriger schaffte er es in die Bundesliga. Union Berlin verpflichtete ihn im Sommer 2021 vom SV Sandhausen. Unter Urs Fischer (59) fand sich Behrens plötzlich in der Champions League wieder und verdiente sich sogar ein Aufgebot für die deutsche Nationalmannschaft.
Deshalb ist er der «Skandal-Stürmer»
Der steile Aufstieg geriet letzte Saison allerdings heftig ins Stocken. Der Grund? Nicht eine Verletzung, sondern eine verbale Entgleisung. Geschehen ist es im letzten Oktober. Während einer Autogrammstunde lag ein in Regenbogenfarben gestaltetes Trikot vor ihm. Er weigerte sich jedoch, seine Unterschrift daraufzusetzen und geriet wegen einer homophoben Aussage in die Schlagzeilen.
«So eine schwule Scheisse unterschreibe ich nicht», soll Behrens gesagt haben. Später entschuldigte er sich und kam mit einer Geldstrafe davon, ehe Wolfsburg den Vertrag auslaufen liess, weil er zudem sportlich enttäuschte. Das Geschehene hängt ihm seither nach. Genauso wie der Streit mit Trainer Ralph Hasenhüttl (57). Aus diesen Gründen wurde er in Deutschland fortan überall «Skandal-Stürmer» genannt.
Am Donnerstag spricht er
Dass die Personalie Behrens polarisiert, wissen auch die Verantwortlichen von Lugano. In der Medienmitteilung präzisieren sie: «Wir sind uns bewusst, dass Behrens zu Beginn der vergangenen Saison in einen Vorfall verwickelt war, der für Diskussionen sorgte. Dieser wurde intern beim VfL Wolfsburg aufgearbeitet und mit einer öffentlichen Entschuldigung des Spielers abgeschlossen. Der FC Lugano hat sich vergewissert, dass Kevin Behrens bereit ist, die gemeinsamen Werte unseres Clubs – basierend auf Inklusion und Respekt – vollumfänglich zu leben.»
Kritiker gibt es trotzdem genug. Unter einem Post von Lugano in den sozialen Medien hagelte es negative Kommentare auf Deutsch. Dazu will sich der Klub vorerst nicht weiter äussern. Am Donnerstag wird Behrens aber an einer Pressekonferenz Red und Antwort stehen. Ob er sich dann zum Vorfall nochmals äussert, bleibt abzuwarten. Schliesslich hat er seit dem Vorfall nicht mehr darüber gesprochen.