Darum gehts
- Lars Villiger kehrt nach Knieverletzung früher als erwartet zum FC Luzern zurück
- Villiger spielte in der Fankurve und strebt Nati-Aufgebot an
- In 93 Einsätzen für FC Luzern erzielte er 17 Tore und 11 Assists
Drei angesagt, zwei gemacht. Dabei geht es nicht etwa um einen «Differenzler-Jass», sondern um Lars Villiger (22). Als sich der 1,90 m grosse Luzern-Stürmer in der Saison-Vorbereitung am Knie verletzte, rechnete der Klub mit einer Ausfallzeit von drei Monaten – bis Mitte Oktober. Jetzt ist der Aargauer dank gutem Heilungsprozess und ohne OP bereits nach zwei Monaten wieder zurück. Und im Cup erzielte er bei seinem Comeback-Spiel gegen Bosna Neuchâtel sogleich ein Tor.
«Man musste mich bremsen», sagt Villiger über die Reha-Zeit im Gespräch mit Blick. Derart heiss war er auf die Rückkehr. Jetzt will er die verlorene Zeit schnellstmöglich wieder aufholen. «Die Verletzung war ein Schock. Umso glücklicher bin ich jetzt, dass ich wieder das tun kann, was ich schon mein ganzes Leben lang am liebsten tue.»
In der Reha-Zeit habe er sich von einem anderen Blickwinkel kennengelernt, erzählt Villiger. «Leider gibt es für alles das erste Mal. Ich hoffe, dass ich in der nächsten Zeit nicht wieder etwas Grösseres habe. Wenn es geht, dann nie wieder.» Zu sehr hat er es vermisst, dem Team auf dem Platz zu helfen. Auch wenn er stets nah am Team war. Sei es bei den Trainings als auch an den Spieltagen.
Blick: Gegen Thun hat man Sie dafür in der Kurve gesichtet. Wie kam es dazu?
Lars Villiger: Mir kam die Idee in den Sinn, weil ich zuvor schon Lindrit Kamberi beim FCZ und Amir Abrashi bei GC in den jeweiligen Kurven sah und das ziemlich cool fand. Es ist mal etwas anderes, wenn du in der Fankurve stehst und realisierst, wie viel die Fans tun, um uns auf dem Feld zu pushen.
Und wie hat es Ihnen gefallen?
Es war richtig toll. Man ist wie in einem Flow und lässt sich davon mitreissen. Zudem merkt man direkt, wie riesig die Leidenschaft der Leute für den FCL ist. Leider haben wir den Match nicht gewonnen, sonst wäre der Abend noch besser gewesen.
Haben Sie Jugendfreunde in der Kurve?
Ich habe nach dem Spiel von einigen gehört, dass sie auch da waren. Aber als ich das Stadion betreten habe, habe ich gar nicht daran gedacht, dass ich noch Leute von früher kennen könnte. Zumal ich meinen Matchbesuch nicht angekündigt hatte.
Statt auf den Rängen wird Villiger ab sofort auf dem Grün für den FCL wieder auf Torejagd gehen. Auch gegen Basel am Sonntag. Schon über zweieinhalb Jahre sind vergangen, als ihn Trainer Mario Frick (51) aus der U21 zu den Profis holte und, ein Tag nach der Unterschrift am 1. April, ins kalte Wasser warf. Seither hat sich der Aargauer von Spielzeit zu Spielzeit steigern können. Insgesamt kommt er in 93 Einsätzen auf 17 Tore und 11 Assists. Die Saison 25/26 soll jene seines definitiven Durchbruchs in der Schweiz werden. Auch wenn er mit der Verletzung nun etwas Zeit verloren hat.
Letzte Saison haben Sie zum ersten Mal zweistellig geskort (7 Tore und 5 Assists). Ist es dieses Jahr das Ziel, erstmals eine zweistellige Anzahl Tore zu schaffen?
Natürlich will ich Tore machen, aber am wichtigsten ist, dass der FCL erfolgreich ist. Am Ende zählt, was wir als Mannschaft erreichen.
Sie wurden in den vergangenen Jahren auch immer wieder als Nati-Sturmhoffnung gehandelt. Hatten Sie mal mit Nati-Trainer Murat Yakin in Kontakt?
Leider noch nicht. Ich würde ihn aber gerne mal kennenlernen. Die Nati ist ein Ziel von mir. Letztlich kommt es auf meine Leistungen an. Wenn es klappt, wäre es mega cool. Und das Beispiel von Pasci (Anm. d. Red: Pascal Loretz) zeigt, dass ein Nati-Aufgebot auch als Luzern-Spieler möglich ist.
Für Villiger war es schon immer klar, dass er eines Tages Fussballer werden will. Dazu passt eine Anekdote aus der Primarschule, die er Blick mit einem Lächeln erzählt. «In der ersten Klasse mussten alle Kinder aufschreiben, was sie später als Beruf machen möchten. Später als es in die Mittelstufe ging, kriegten alle ihre Zettel zurück, um zu schauen, was man geschrieben hatte und ob der Berufswunsch immer noch derselbe ist. Als ich meinen Zettel anschaute, standen plötzlich meine Kollegen um mich herum und belächelten mich, weil ich Fussballer falsch geschrieben habe. Ich hatte es mit einem S und einem L geschrieben. Wir haben darüber gelacht und ich wusste, was ich werden wollte, ohne dass ich wusste, wie man es richtig schreibt.»
Woher stammte dieser Wunsch?
Das weiss ich gar nicht so genau. In meiner Familie hatte eigentlich niemand was mit Fussball zu tun. Eishockey war viel eher ein Thema. Und mein Vater war Seilzieher. Aber meine Freunde in der Schule waren halt alle beim FC. Deshalb wollte ich das auch.
Zunächst steuerten Sie eine Karriere als Innenverteidiger an. Bis der heutige U21-Coach Michel Renggli (45) in der U17 entschied, die Position von Ihnen und von Luca Jaquez (22) zu tauschen. Sie wurden zum Stürmer und er zum Innenverteidiger. Wie haben Sie diese Phase erlebt?
Für mich war es damals gar nicht einmal eine so grosse Umstellung. Denn in der Jugend sagte man mir immer, ich soll möglichst viele Positionen ausprobieren. Entsprechend habe ich mich dann über die neue Aufgabe im Sturm gefreut.
War der Positionstausch unter euch beiden ein grosses Thema?
Klar. Wir haben es immer lustig gefunden und uns gefragt, wie es sonst gekommen wäre. Rückblickend muss man aber sagen, dass es für uns beide die optimale Lösung war.
Sind Sie heute ein Vollblutstürmer?
Ich schiesse definitiv lieber Tore, als sie zu verhindern. Aber ich habe das Verteidiger-Gen schon noch in mir drin. Im letzten Winter gegen Winterthur beim spektakulären 4:3-Sieg beorderte mich der Trainer für die letzten Minuten in die Verteidigung. Ich bin also immer noch vielfältig einsetzbar.
Villiger ist nicht nur vielfältig einsetzbar, sondern auch beidfüssig. «Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ein Fuss schlechter oder besser war als der andere. Für mich war es eher komisch, dass man nur einen starken Fuss hat. Bis ich in einen Fussballklub ging. Es ist ein grosses Geschenk, das ich erhalten habe», erzählt er. Zu seiner Stärke zählt er ausserdem das Kopfballspiel. Auch wenn er in seiner Profikarriere erst zwei Tore per Kopf erzielt hat.
Doch was ist mit Ihrer Laufstärke? Michel Renggli bezeichnete Sie nämlich mal als Laufmaschine.
Wann hat er das gesagt? (lacht)
Vor zwei Jahren zu Blick …
Ich bin sicher einer, der viel läuft als Stürmer und defensiv der Mannschaft hilft, wenn wir mal im Block verteidigen müssen. Daher kann ich mit dieser Bezeichnung sehr gut leben.
Sie gehören beim FC Luzern zum goldenen Jahrgang 2003, wie Jaquez, Loretz und Severin Ottiger. Wie wichtig ist Ihnen die Freundschaft mit ihnen?
Es ist schon was Spezielles und Schönes. Wir spielen seit vielen Jahren zusammen und haben es sehr gut zusammen. Es hilft schon, wenn man im Verein sehr gute Freunde hat, mit denen man auch privat Dinge unternehmen kann.
Mit Jaquez hat einer von euch vier den Schritt ins Ausland bereits gewagt. Genauso wie Ardon Jashari, der ein Jahr älter ist. Spüren Sie einen speziellen Druck, dass Sie auch bald wechseln müssen?
Überhaupt nicht. Ob jetzt, vor zwei Jahren oder erst in zwei Jahren: Es spielt eigentlich keine Rolle, wann man den nächsten Schritt macht. Man soll sich so entwickeln, wie es sich am besten anfühlt. Es bringt nichts, etwas zu erzwingen.
Sie haben vor einem Jahr in einem Interview im Falle eines künftigen Wechsels Belgien und Deutschland als Zieldestinationen angegeben. Trifft das immer noch zu?
Durchaus. In Belgien machen sie einen guten Job. Es ist eine super Ausbildungsliga, in der man den nächsten Schritt machen kann, um dann in eine Top-5-Liga zu wechseln. Ardon Jashari hat das gezeigt. Die Bundesliga ist dagegen mega nah. Die Sprache ist dieselbe. Genauso wie die Philosophie. Jetzt bin ich aber einfach nur froh, dass ich nach der Verletzung zurück bin.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | 7 | 8 | 15 | ||
2 | 7 | 4 | 14 | ||
3 | 7 | 3 | 13 | ||
4 | 7 | 1 | 13 | ||
5 | 7 | 3 | 12 | ||
6 | 7 | 3 | 11 | ||
7 | 7 | 1 | 11 | ||
8 | 7 | 0 | 8 | ||
9 | 7 | -5 | 7 | ||
10 | 7 | -1 | 6 | ||
11 | 7 | -4 | 5 | ||
12 | 7 | -13 | 2 |