Darum gehts
- Daniel Stucki geniesst FCB-Double-Gewinn im Hintergrund mit zufriedenem Lächeln
- Stucki beweist sich als Kommunikator und Mediator in heiklen Situationen
- Zwei Winter-Neuzugänge Otele und Metinho trugen zum Basler Titel bei
Ganz alleine stand Daniel Stucki (43) nach Abpfiff des Cupfinals auf der Wankdorf-Tribüne. Während die Basler Spieler ein paar Meter weiter oben im Konfettiregen den Pokal in die Luft stemmten, genoss der FCB-Sportchef den Double-Gewinn im Hintergrund. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen.
Im Rampenlicht sind auch am Sonntag andere Namen gestanden. Zum Beispiel Captain Xherdan Shaqiri (33) mit seinen 43 Skorerpunkten in 39 Partien. Oder Trainer Fabio Celestini (49), der den FCB vom letzten Platz zurück an die Spitze geführt hat.
Aber auch Stucki hat einen grossen Anteil an der überragenden Basler Saison gehabt. «Ich habe immer gewusst, dass dieses Team ein immenses Potenzial hat. Die Frage war nur, wie wir das herauskitzeln können», so der Sportchef.
Weit mehr als eine Marionette
Genau das ist Stucki und dem Basler Trainerstaff in den vergangenen Monaten gelungen. Erst im letzten Mai wechselte der ehemalige Polizist vom Nachwuchscampus in die FCB-Chefetage. Zu Beginn hatten viele im ehemaligen FCZ-Profi nicht mehr als die Marionette von David Degen (42) gesehen. Schliesslich hat den Basler Präsidenten in den vergangenen Jahren der Ruf ereilt, jeden noch so kleinen Entscheid höchstpersönlich absegnen zu wollen.
Doch Stucki hat schnell bewiesen, dass er mehr als ein Strohmann ist. Mit seiner ruhigen, klaren Kommunikation ist er das Gegenstück zum emotionalen, gelegentlich auch impulsiven Degen geworden. Seit Stucki ins Amt kam, rückte der FCB-Boss immer mehr in den Hintergrund. Schnellschüsse oder unbedachte Aussagen, die Degen in der Vergangenheit immer mal wieder auf die eigenen Füsse gefallen sind, gab es kaum mehr.
Und nicht nur im Umgang mit seinem Chef hat sich Stucki als Kommunikator und Mediator bewiesen. Nur ein paar Wochen bevor der Mann aus Kaiseraugst AG als Sportchef übernahm, hatte Taulant Xhaka (34) auf Instagram für einen Eklat gesorgt. Dort stellten der Publikumsliebling und sein Bruder Granit Xhaka (32) einen «Mister X» an den Pranger, der Taulant aus dem Klub drängen wolle, obwohl der Mittelfeldspieler noch einen bis 2027 laufenden Vertrag besitzt. Dass es sich dabei eher um einen «Mister D» handelte, war ein offenes Geheimnis.
Stucki sorgte für das gute Klima
Stucki gelang es, in der heiklen Angelegenheit eine Lösung zu finden, mit der am Ende alle Parteien mehr als zufrieden waren. Taulant Xhaka erklärte im Februar seinen Rücktritt und bekam vergangene Woche sein verdientes Abschiedsspiel. Und David Degen ist den Top-Verdiener, der sportlich keine Rolle mehr gespielt hat, endgültig von der Lohnliste los.
Zuvor hat Stucki auch den Fall Fabian Frei (36) gut gelöst. Auch wenn der abrupte Abgang des Basler Rekordspielers nach Winterthur kurz vor Ende des Transferfensters im Sommer nicht allen gepasst hat. Der FCB-Führung wurde vorgeworfen, verdienstvolle Spieler nicht würdig zu verabschieden. Letztlich war der Entscheid richtig und soll dem Vernehmen nach auch der Stimmung in der Kabine nicht geschadet haben.
Stucki selbst trug seinen Anteil dazu bei, dass das Klima innerhalb der Mannschaft gut war. In praktisch jedem Training war der Sportchef anwesend, war damit am Puls der Mannschaft und für die Spieler greifbar, womit er auch als Bindeglied zwischen Mannschaft und Chefetage fungierte.
Otele und Metinho als Volltreffer
Auch am Verhandlungstisch hat der Sportchef in seiner ersten Saison bereits beachtliche Erfolge vorzuweisen. Im Winter verkündete Stucki erst, dass der FCB womöglich komplett auf Neuzugänge verzichten werde. Dann schlug der Sportchef trotzdem zweimal zu. Weil ihm genau die zwei Puzzleteile in die Hände fielen, die den Baslern zum Titel fehlten.
Das erste davon fand Stucki in Abu Dhabi. Philip Otele (26) kam per Leihe nach Basel. Neun Tore steuerte der nigerianische Flügel in der Rückrunde zum Basler Titel bei. Nur Teamkollege Xherdan Shaqiri und YB-Offensivmann Christian Fassnacht haben in diesem Jahr mehr Super League-Treffer erzielt.
Und weil es Stucki gelungen ist, in den Leihvertrag eine Kaufoption (zwischen 3 und 3,5 Millionen Franken) einzubauen, wird der Otele auch in der kommenden Saison für den FCB auflaufen. Sofern der Flügelstürmer nicht schon in diesem Sommer mit sattem Gewinn weiterverkauft wird.
Das zweite fehlende Puzzleteil entdeckte Stucki in den Niederlanden. Metinho (22) war bei Sparta Rotterdam kaum zum Einsatz gekommen, weshalb Stammklub Troyes einen neuen Klub für den Brasilianer suchte. Nach leichten Startschwierigkeiten hat sich der Mittelfeldspieler beim FCB einen Stammplatz gesichert. Ob auch der gebürtige Kongolese übernommen wird, ist offen. Bei ihm besitzt Basel keine Kaufoption.
Die Arbeit geht dem Sportchef nicht aus
Der Metinho-Deal ist aber nicht die einzige Aufgabe, die Stucki in den kommenden Tagen anpacken muss. Nach dem Abgang von Fabio Celestini (49) läuft die Suche nach einem Trainer. Gespräche mit Kandidaten hat der Sportchef in den vergangenen Monaten immer wieder geführt – und dabei wertvolle Erfahrungen gesammelt. «Ich musste für meinen Teil lernen, dass es in gewissen Kreisen Lecks gibt, bei denen solche Informationen nach aussen dringen können», so Stucki im Interview mit der «Basler Zeitung».
Nach der feststehenden Trennung von Celestini muss sich der FCB-Sportchef bei der Suche nach einem Nachfolger nun aber keine Sorgen um den grossen Medienwirbel machen. Sondern kann in Ruhe an seinem nächsten Meisterstück arbeiten.