Die grosse Liebe zu Basel
FCB-Goalie Hitz textet mittlerweile sogar Fan-Lieder um

Vor drei Jahren ist Marwin Hitz zum FCB gewechselt, um wieder um Titel zu spielen – und kämpfte plötzlich gegen den Abstieg. Jetzt ist der Goalie endlich am Ziel angekommen.
Publiziert: 01.06.2025 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 01.06.2025 um 15:00 Uhr
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Marwin Hitz holt sich in seiner dritten Saison beim FCB seinen ersten Schweizer Meistertitel.
Foto: Marc Schumacher/freshfocus

Darum gehts

  • Marwin Hitz überrascht Fans mit emotionaler Rede bei der Basler Meisterfeier
  • Hitz und Familie verliebten sich in Basel trotz anfänglicher Schwierigkeiten
  • 37-jähriger Torhüter gewann ersten Schweizer Meistertitel nach drei Jahren beim FCB
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Nein, so hat man Marwin Hitz (37) noch nie gesehen. Die offizielle Basler Meisterfeier auf dem Barfüsserplatz befindet sich kurz vor Mitternacht auf ihrem Höhepunkt, als der FCB-Goalie Tätschmeister Xherdan Shaqiri (33) das Mikrofon fast aus den Händen reisst. «Ich habe einen Fehler in euren Liedern gefunden», ruft er den feiernden Fans zu. «Ihr singt immer: ‹FCB-Fan kasch nit wärde, FCB-Fan das muesch sy›. Aber meine Familie und ich waren nie FCB-Fans. Wir sind FCB-Fans geworden!», verkündet Hitz und stimmt die abgeänderte Version des Fanlieds an.

«Die Emotionen mussten in diesem Moment einfach raus. Es war so ein toller Tag mit so vielen glücklichen Gesichtern», sagt Hitz ein paar Tage später zu Blick. Am Wahrheitsgehalt seiner Aussagen hat das aber nichts geändert. Der Ostschweizer hat sich in seinen drei Jahren in Basel nicht nur in den Verein, sondern in die gesamte Stadt verliebt. Dabei lief es zunächst überhaupt nicht so, wie er sich das bei seinem Wechsel im Sommer 2022 erhofft hatte. Weil er als Stammgoalie noch einmal um Titel spielen wollte, hatte er seinen gut dotierten Vertrag bei Borussia Dortmund aufgelöst und beim FCB unterschrieben.

Kinder überzeugten Mutter von Vertragsverlängerung

Doch statt um den Meistertitel zu kämpfen, retten sich die Basler in seiner ersten Saison mit Ach und Krach auf einen Europacupplatz. Doch es wird noch schlimmer. In der zweiten Hitz-Saison spielt der FCB zwischenzeitlich sogar gegen den Abstieg. «So habe ich mir das sicher nicht vorgestellt», sagt der Goalie. Doch die sportlich enttäuschende Zeit bringt auch etwas Positives mit sich: die wachsende Verbundenheit mit der Stadt Basel. 

«Wir haben so viele tolle Menschen kennengelernt, die zum Verein stehen. Egal, wie es gerade läuft. Das hat uns viel Halt gegeben», erzählt Hitz. Während seiner Zeit in Deutschland habe er sich nur sehr wenig mit dem Schweizer Fussball auseinandergesetzt. «Darum war ich schon überrascht, wie die Leute in Basel an diesem Klub hängen. Der FCB beeinflusst ihre Laune, ihren Tagesablauf, in gewissen Fällen sogar ihr gesamtes Leben. Das ist einmalig in der Schweiz!»

Doch nicht nur ihn selbst hat die Faszination Basel gepackt, sondern auch seine Familie. Dass Hitz Anfang 2025 für ein weiteres Jahr beim FCB unterschreibt, hat vor allem auch mit seinen Kindern zu tun. «Als ich meinen Wunsch, noch weiterzuspielen, mit ihnen besprochen habe, habe ich schnell gemerkt, dass es auch bei ihnen in diese Richtung geht. Dann haben wir gemeinsam meine Frau überzeugt», erzählt Hitz.

Erster Meistertitel als Schlüsselspieler

Für den zweifachen Nationalspieler sind Fussball und Familie untrennbar miteinander verbunden. Immer mal wieder nimmt Hitz die Ehrenrunde nach einem Heimspiel mit seinen beiden Söhnen in Angriff. Oder er gibt nach dem Spiel Interviews mit der Tochter an der Hand. Völlig logisch, steht am vergangenen Samstag die ganze Familie Hitz auf dem Joggeli-Rasen, als der Goalie den langersehnten Meisterpokal in den Händen halten kann.

Für Hitz ist es nicht der erste grosse Titel, aber der speziellste. Als junge Nummer drei wird er 2009 mit Wolfsburg Deutscher Meister. 2021 holt er mit Dortmund den DFB-Pokal, verpasst aber ausgerechnet den Final aufgrund einer Knieverletzung. Doch nicht nur seine Schlüsselrolle macht seinen ersten Schweizer Meistertitel so besonders, sondern auch die Art und Weise, wie dieser zustande gekommen ist. «Wir haben uns in den letzten Wochen beim Heimfahren im Mannschaftsbus immer wieder darüber unterhalten, wie schnell alles gegangen ist», sagt Hitz. «Natürlich haben wir selber immer daran geglaubt. Nach dem schwierigen letzten Jahr war der Titelgewinn aber noch nicht absehbar.»

Die nächste FCB-Party winkt

Nun winkt dem FCB sogar das Double. Am Sonntag geht Basel als haushoher Favorit in den Cupfinal gegen Biel. Auf die leichte Schulter will Hitz den Promotion-League-Klub nicht nehmen. «Biel hat alles dafür getan, dass wir sie nicht unterschätzen. Sie haben Lugano und YB in einer Phase besiegt, in der beide gut in Form waren», sagt der Goalie. «Aber klar sind wir der Favorit.»

Sollte die grösste Sensation in der Geschichte des Schweizer Cups ausbleiben, wird Hitz am Sonntagabend erneut auf dem Balkon über dem Barfüsserplatz stehen. «Ich würde es ruhig angehen und mich wieder etwas im Hintergrund halten», sagt er lachend. Nicht auszuschliessen, dass beim «neuen» FCB-Fan am Ende aber doch wieder ein paar Emotionen rausmüssen.

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