«Shaqiri ist auch nur ein Mensch mit zwei Füssen»
5:17
Biel vor Cupfinal:«Shaq ist nur ein Mensch mit zwei Füssen»

Biel-Held Radtke vor Cupfinal
«Ich freue mich auf einen Freistoss von Shaqiri»

Goalie Raphael Radtke ist das Gesicht des Bieler Cupmärchens. Er träumt davon, gegen den FCB mit Xherdan Shaqiri Geschichte zu schreiben.
Publiziert: 31.05.2025 um 20:02 Uhr
Teilen
Schenken
Kommentieren
1/10
Goalie Raphael Radtke steht sinnbildlich für das Bieler Cupmärchen.
Foto: keystone-sda.ch
Pascal_Keusch_Praktikant Sport_Blick_1-Bearbeitet.jpg
Pascal KeuschRedaktor Sport

Raphael Radtke (23) kommt direkt von der Uni zum Treffpunkt mit Blick. Vor dem Gespräch schlüpft er noch rasch ins Goalie-Trikot für den Fototermin, dann zieht er sich wieder um und setzt sich. Trotz Medienrummel, Uni-Stress und Cupfinal vor der Tür wirkt der junge Torhüter erstaunlich entspannt. «Die Woche vor dem Final habe ich noch zwei Prüfungen», sagt er und grinst.

Dass der FC Biel als Promotion-Ligist im Cupfinal steht, hätte zu Saisonbeginn kaum jemand für möglich gehalten. Und doch haben die Seeländer mit einer beeindruckenden Kampagne für Furore gesorgt. Schon in der 1. Runde werfen sie den Challenge-Ligisten Xamax aus dem Wettbewerb. Es folgt ein starker Auftritt im Viertelfinal gegen Lugano – und spätestens nach dem 1:0-Sieg über den letztjährigen Schweizer Meister YB ist klar: Dieses Team schreibt ein Fussballmärchen.

Training unter besonderen Bedingungen

Radtke ist das Gesicht dieser Cinderella-Story. Mit einem Last-minute-Save gegen Lugano und unzähligen Paraden gegen YB hält der Schweizer in beiden Partien die Null. Der 23-Jährige verrät, dass Trainer Samir Chaibeddra (35) vor dem Halbfinal gegen die Berner auf einen besonderen Kniff setzte – inspiriert von Arsenal-Coach Mikel Arteta (43). Nämlich liess der Franzose während des Trainings Fangesänge aus Musikboxen laufen. «Damit wir uns an die Lautstärke im Stadion gewöhnen können», erklärt Radtke. 

Für den Final gegen den FC Basel im Berner Wankdorf wird eine solche Simulation nicht mehr ausreichen: «32’000 Fans können wir nicht simulieren.» Für den gebürtigen Zuger ist es das erste Mal, dass er vor so vielen Zuschauern spielt. Auf dem Berner Kunstrasen stand er mit der U21 des FC Luzern schon einmal – jenem Klub, bei dem er sämtliche Nachwuchsabteilungen durchlaufen hat. Am Sonntag wird er auf lautstarke Unterstützung zählen können. «Ich konnte 240 Billette organisieren», sagt er mit einem Schmunzeln.

«Ich freue mich auf einen Shaqiri-Freistoss»

Radtke wirkt gelassen – und ganz und gar nicht so, als müsste er bald, während 90 oder 120 Minuten, die Schüsse des Schweizer Liga-Topskorers parieren. Er ist besonders gespannt auf das Duell mit FCB-Star Xherdan Shaqiri (33). «Ich freue mich auf einen Freistoss von ihm.» Obwohl Standards des ehemaligen Nati-Spielers fast immer gefährlich sind, löst das bei ihm keine Bauchschmerzen aus – im Gegenteil. «Innerlich freue ich mich irgendwie darauf.»

Dass Radtke jemals gegen einen Spieler wie Shaqiri spielen wird, hätte er sich niemals vorstellen können. Auch wenn es gegen den Schweizer Meister geht, sieht er dem Cupfinal zuversichtlich entgegen: «Wir versuchen, den Titel nach Biel zu bringen. Man geht sicher nicht mit dem Gedanken ins Spiel, dass man schon verloren hat.» Immerhin habe man bereits zwei grosse Gegner ausschalten können. 

«Zur Super League sage ich nicht Nein»

Der Cupfinal ist für Radtke auch eine Bühne, um sich zu zeigen – denn der 23-Jährige verfolgt klare Ziele. Er will in der nächsten Saison den Schritt in die oberen Ligen schaffen. Sein Ziel ist die Challenge League, obwohl der FC Biel den Aufstieg verpasst hat. «Das wäre für mich der nächste Schritt in der Karriere.» Für ihn hat die Spielzeit Priorität. «Ich würde aber auch nicht nein zur Super League sagen.»

Neben dem Fussball studiert der Zuger Volkswirtschaftslehre an der Universität Bern. Auch bei einem möglichen Wechsel in eine höhere Liga soll das so bleiben: «Einfach noch reduzierter als jetzt.»

Mit einem Cupsieg würde der FC Biel das Fussballmärchen vollenden. Die Seeländer wären in der Playoff-Runde der Europa League gesetzt – und hätten die Teilnahme an der Ligaphase der Conference League bereits auf sicher. Als Promotion-Ligist würde der FC Biel also europäisch spielen. Es wäre das i-Tüpfelchen auf die grösste Sensation in der Schweizer Cupgeschichte.

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?