Darum gehts
Mit einem Monsterkader von weit über 30 Spielern ist YB aktuell im Trainingslager und bereitet sich in Tirol auf die neue Saison vor. Die Bedingungen sind top, das Training hart, und das Wetter sorgt für mindestens einen starken Regenschauer pro Tag.
Mit Gregory Wüthrich und Edimilson Fernandes sind zwei neue Gesichter dabei, Mohamed Ali Camara hat sich derweil nach sieben Jahren bei den Bernern am Montagabend vom Team verabschiedet. «Es war ein sehr emotionaler Moment, und ich werde ihn extrem vermissen», sagt Christian Fassnacht. Er habe eine sehr enge Bindung zu Camara gehabt und merke zudem, wie er in den letzten Jahren emotionaler geworden sei. «Mittlerweile kommen mir schon die Tränen, wenn in einem Film etwas Trauriges passiert», verrät der 31-Jährige. Gut möglich, dass es beim elffachen Torschützen der Rückrunde in nächster Zeit noch zu weiteren Abschiedstränen kommt.
Camara ist schon weg. Wenn es nach den Plänen des Klubs geht, werden sich auch Meschack Elia, Kastriot Imeri, Noah Persson sowie Donat Rrudhani zeitnah verabschieden. Goalie David von Ballmoos ist zwar noch beim Team, doch nicht Teil des künftigen Torhüter-Trios. Sein Abgang ist beschlossen. Leistungsträger wie Joël Monteiro, Filip Ugrinic, Jaouen Hadjam oder auch Cedric Itten würden gerne den nächsten Schritt im Ausland wagen. Doch das ist alles Zukunftsmusik – die Realität heisst XXL-Kader, das deutlich zu gross ist. «Alle trainieren top mit, aber das birgt natürlich eine Problematik. Als Spieler bist du dir noch nicht sicher, wer in der neuen Saison links und rechts von dir spielt», sagt Christian Fassnacht.
Überrascht über die hervorragende Stimmung
Weiter sagt er: «Es ist sicher gut, wenn sich bald zeigt, wer geht und wer bleibt. Damit wir eine klare Struktur haben und wissen, auf wen man als Mitspieler zählen kann.» Der YB-Heilsbringer aus der abgelaufenen Rückrunde sieht aber auch etwas sehr Positives in dieser Situation: «Es ist nicht einfach, wenn gewisse Spieler beispielsweise Übungen nicht mitmachen dürfen – und dennoch bringt niemand eine Negativität rein.»
Es gebe keine Grüppchenbildung, keine Stinkstiefel. «Es überrascht mich fast ein bisschen, wie hervorragend die Stimmung mit dieser Ausgangslage ist. Es zeigt aber auch, dass im Klub sehr viele, sehr gute Charaktere sind, die sich sagen: Abgesehen von meiner eigenen Situation will ich eine gute Zeit haben mit meinen Jungs», sagt Fassnacht.
Der Mann, der diese aktuell viel zu grosse Truppe bei Laune hält, heisst Giorgio Contini. Kommunikation sei das A und O. «Die Spieler wissen aufgrund von ehrlichen und offenen Gesprächen mit Christoph Spycher und mir genau, woran sie sind – und sie nehmen das sehr professionell auf», sagt der YB-Trainer. Als Staff versuche man, allen gerecht zu werden und eine hohe Trainingsintensität sicherzustellen. «Bei taktischen Übungen ist es aber sicher so, dass man nicht alle gleich intensiv einbeziehen kann. Da müssen gewisse Prioritäten gesetzt werden.» Dabei handle es sich aber nicht um Profis, die gerne weg möchten, sondern ausschliesslich um jene, die in den Zukunftsplänen von YB keine Rolle mehr spielen.
Voller Fokus auf Servette
Mit dem Wissen im Hinterkopf, dass noch diverse Veränderungen über die Bühne gehen können, will sich Contini nur auf das fokussieren, was ihm aktuell zur Verfügung steht. «Dafür brauche ich Geduld, die ich früher nicht immer hatte – aber die Erfahrung hilft mir dabei.»
Sein Job sei es, die beste Mannschaft für das erste Spiel gegen Servette am 26. Juli zu definieren. Contini: «Dass auf dem Markt noch ganz viel passieren kann bis Anfang September, ist mir bewusst, aber in diesem Zusammenhang absolut irrelevant. Ab nächster Woche geht es wieder nur um Punkte.»