Darum gehts
- Sportchef Malenovic sagt über das Kader: «Da ist noch gar nichts fertig.»
- Cheftrainer Mitchell van der Gaag überlebte 2013 einen Herzstillstand
- Im Mittelfeld und im Sturm hat der FCZ Handlungsbedarf
«Van der Chach, habe ich das gut gesagt?», fragt Ancillo Canepa (72) am Tag des Trainingsauftakts nach rechts. Und von dort bestätigt Mitchell van der Gaag (53) dem Präsidenten des FC Zürich: «Very good.»
Der neue Cheftrainer des FCZ wirkt geerdet. Wie einer, der schon vieles gesehen hat. Vielleicht logisch bei einem, der am eigenen Leib erfahren hat, dass es Grösseres gibt, als Fussball. Mitten in einem Spiel als Cheftrainer bleibt 2013 in Portugal sein Herz stehen. «Das ist meine Geschichte», sagt er heute dazu: «Ich bin Mitchell, und ich trage einen Defibrillator.»
Der Trainer soll die jungen Talente sichten
Der Blick auf die jüngere Zürcher Vergangenheit lässt vermuten, dass van der Gaag beim FCZ noch beweisen darf, wie ruhig er in hektischen Momenten bleibt. Vorerst hat der neue Cheftrainer eine andere, nicht weniger wichtige Aufgabe: Er soll mithelfen, ein Kader zusammenzustellen, mit dem das Ziel Europacup erreicht werden kann.
Es sind zwei Botschaften, die der FCZ an diesem Montag aussendet. Da erklären erst Präsident Canepa und Sportchef Milos Malenovic, der grosse Umbruch im Kader sei ja bereits im Winter passiert. Nur, damit Malenovic danach mit Blick auf das aktuelle Team erklären kann: «Da ist noch gar nichts fertig. Es wird sich noch Vieles bewegen.» Als die Frage nach den Baustellen gestellt wird, wirft Canepa ein: «Wir haben keine Baustellen.» Und Malenovic vollendet: «Wir haben vor allem Chancen.»
Diese Chancen bestehen darin, dass einige Plätze im Kader frei werden. Jean-Philippe Gbamins Abgang war länger klar. Jetzt steht fest: Von den Leihspielern mit Kaufoptionen ist nur bei Samuel Ballet ein Verbleib in Zürich denkbar. Der Flügel würde gerne bleiben, der FCZ würde ihn gerne halten. Bleibt das liebe Geld. Zürich ist knapp bei Kasse, Ballet hat noch einen laufenden Vertrag bei Como.
Bei Mounir Chouiar und Joan José Perea dagegen ist klar, dass sie nicht mehr für Zürich spielen werden. Nikola Katic, der zuletzt nach Plymouth ausgeliehen war, will den FCZ ganz verlassen. «Wir haben drei Optionen auf dem Tisch», sagt Malenovic. Ebenfalls auf Abschied stehen die Zeichen nach seiner Leihe nach Spanien bei Nemanja Tosic.
Conceiçao hat sich verabschiedet
Was nach Rodrigo Conceiçaos zweifachem Besuch bei Malenovic auf der Spielerbank nach einer frühen Auswechslung gegen Winterthur wenig überrascht: Der Portugiese und Zürich haben den Vertrag im gegenseitigen Einverständnis aufgelöst.
Bleiben darf dagegen Benjamin Mendy. Der Weltmeister von 2018 hat dem FCZ wegen seinem Umgang mit Frauen erst einen Shitstorm eingebracht, war danach Stammgast im Blick-Flopteam und ging schliesslich nach einem 0:4 gegen Basel verletzt bis in die Morgenstunden tanzen. Trotzdem ist er noch beim FCZ. «Es gab zwei, drei Dinge, die unglücklich waren», meint Malenovic, «jetzt muss er sich aufdrängen.»
Aufdrängen sollen sich aber vor allem die Talente aus dem Nachwuchs. Van der Gaag wird mit vielen Jungen ins Training einsteigen und soll dann mitteilen, wo er Bedarf für Verstärkungen sieht. Auch darum startet der FCZ als erstes Team der Liga ins Sommertraining.
«Eine stabile Wirbelsäule» stellt sich Malenovic vor, an der sich die Talente halten können. Heisst: Die Zürcher werden im zentralen Mittelfeld und im Sturm noch etwas machen. Auch wenn sie das an der Medienkonferenz auf keinen Fall so bestätigen wollen.
«Gebt uns etwas Zeit, gopfertelli!», ruft Canepa, als er nach Zuzügen gefragt wird. Aber auch er wird wissen: Um die Qualifikation für den Europacup zu schaffen, wird die Talentschmiede auf dem Heerenschürli allein kaum reichen.