Darum gehts
Roger ist ein wunderbarer Name. Weil er im deutschen Sprachraum auf drei verschiedene Arten ausgesprochen werden kann. In Deutschland wird nicht selten das g betont, wie bei Ex-Benfica-Trainer Roger Schmidt. Und in der Schweiz heisst Roger oft Roschee. FCSG-Sportchef Roger Stilz wird am liebsten mit Rodscher angesprochen, wie einer der grössten Tennisspieler der Geschichte.
Alles Rodscher ist im Kybunpark derzeit aber nix, wie die heisse Fragen rund um den 48-Jährigen zeigen.
Hat Stilz bislang überzeugt?
Nein. Keiner seiner Transfers hat richtig eingeschlagen. Ruiz, Csoboth, Faber, Nsame und Cissé und Co. lassen grüssen. Einzig Stephan Ambrosius ist eine wirkliche Verstärkung. Klar, mit Lukas Daschner hat Stilz einen Spieler geholt, der eine Attraktion der Super League werden könnte, doch der 26-Jährige wird drei Monate ausfallen. Auch Ex-St.-Pauli-Mittelfeldspieler Carlo Boukhalfa (26) ist bundesligaerprobt und sicher eine Verstärkung. Viel dringender aber brauchen die Espen Power im Sturm und Qualität auf den Aussenverteidigerpositionen.
Muss Stilz um seine Macht zittern?
Ja. Als Roger Stilz beim FCSG anheuert, ist er als rechte Hand von Sportchef Alain Sutter geplant. Weil dieser aber keine Lust darauf verspürt, wird er entlassen. Seither klafft ein Loch in der sportlichen Führung. Darauf angesprochen, ob man personell bald reagieren werde, spricht Boss Matthias Hüppi von einem «ongoing-process.» Nicht ausgeschlossen, dass Stilz, der beim FC St. Pauli die Nachwuchsabteilung leitete, diesen Job auch einst beim FCSG übernehmen wird. Und die Espen einen neuen starken Mann verpflichten.
Kandidaten gäbe es genug. Marinko Jurendic zum Beispiel, auch wenn der in Deutschland einen hervorragenden Ruf geniesst. Weitere Namen wären Oliver Kaiser, der bei Winti aus wenig Mitteln viel herausholt. Admir Mehmedi, der eine Ausbildung im Sportmanagement absolviert hat und zuletzt beim FC Schaffhausen war. Oder Ex-FCB-Kaderplaner Philipp Kaufmann, der bei Osnabrück rausgeflogen ist, weil er sich mit einem Schiri anlegte, aber in allen Punkten freigesprochen wurde. Klar ist: Der Posten ist attraktiv. Alain Sutter soll pro Monat rund 30'000 Franken kassiert haben.
Steht Top-Stürmer Geubbels vor dem Abflug?
Ja. Auf dem Sportplatz «Schaies» in Appenzell trainiert der Franzose bloss individuell, statt im Trainingsspiel die Knochen hinzuhalten. Ein deutliches Indiz dafür, dass die St. Galler einen Millionentransfer nicht mehr riskieren wollen. Sowohl Klubs aus Deutschland, Italien und England sind am 22-Jährigen interessiert. Bereits im Winter hätte man Geubbels verkaufen können, Union Berlin war damals der heisseste Kandidat.
Fest steht: Viel hängt in Sachen Kaderplanung daran, wieviele Millionen für Geubbels in den Kyunpark fliessen. Und wann der Deal über die Bühne gehen wird. Das internationale Transferkarussell ist noch nicht in Schwung, die Super League am Ende der Nahrungskette. Fällt aber der erste Dominostein, könnte es plötzlich schnell gehen.
Die Frage wird sein, ob Stilz einen oder mehrere Nachfolger holt, die sofort Tore garantieren. Daran wird er am Ende gemessen.