Darum gehts
- Nachwuchsförderung der Swiss Football League ist gescheitert
- Stade Nyonnais verdiente durch Einsatz von Teenagern 270'000 Franken
- 1,5 Millionen Franken wurden für Nachwuchsförderung in zwei Ligen bereitgestellt
Dieser Versuch ist zünftig in die Hose gegangen.
Mit 1,5 Millionen Franken wollte die Swiss Football League (SFL) den Schweizer Nachwuchs in den beiden höchsten Schweizer Ligen fördern. Herausgekommen ist ein System, das von den Vereinen ins Absurde verkehrt wurde. Und bei dem der FC Luzern, der mit Abstand am meisten junge Schweizer eingesetzt hat, weniger erhält als ein besonders schlauer Klub aus der Challenge League.
Mitte Mai versuchte die Website der Liga, der Sache noch etwas Positives abzugewinnen: «Der jüngste Feldspieler der Geschichte – das ist er!» Fast schon euphorisch wurde verkündet, dass der 15-jährige Mateo Costa in der Challenge League aufgelaufen war. Was ja eine nette Geschichte sein könnte. Wäre sein Debüt nicht Teil einer offensichtlichen Trickserei seines Klubs Stade Nyonnais gewesen.
Nyon verdiente mit einem Trick 270'000 Franken
Die Schlaumeierei von Nyon ging nämlich so: Kaum waren die Waadtländer ihre Abstiegssorgen los, schickten sie für die letzten Partien Teenager um Teenager aufs Feld. Gegen Xamax wurden gleich vier 15-Jährige eingesetzt.
All das, um den eigenen Nachwuchs zu fördern? Nein. Um Geld zu machen!
Und zwar nicht zu knapp. Indem Nyon in den letzten zwei Spielen reihenweise Jugendliche spielen liess, verdiente der Verein über 270’000 Franken.
Das liegt daran, wie die SFL ihre 1,5 Millionen für die Nachwuchsförderung ausschüttet. Verteilt wird das Geld demnach für Einsatzminuten, die ein Klub jenen Spielern gibt, die in der Schweizer U21-Nationalmannschaft spielen dürften.
Was auf dem Papier gut klingt, ist an der Realität gescheitert. Das Geld wird ungleich unter den Ligen verteilt. In die Super League fliesst eine halbe Million, die an die drei Teams geht, die am meisten Nachwuchsspieler einsetzen. Die Beträge sind fix. 250’000 Franken für den Klub mit den meisten Einsatzminuten, 150’000 für den auf Rang zwei, 100’000 für Platz drei.
In die Challenge League fliesst eine Million, von der theoretisch alle zehn Klubs etwas haben können. Ab 6000 Einsatzminuten für Nachwuchsspieler gibt es 50’000 Franken. Das restliche Geld wird unter jenen verteilt, die auf über 8000 Minuten kommen.
Damit sollten die Vereine daran erinnert werden, dass sie in einem Wettbewerb spielen, der vom Verband als «Ausbildungsliga» betrachtet wird. Nur interessierte sich dafür kaum jemand. Am Ende wurde die Million unter bloss drei Vereinen verteilt: Absteiger Schaffhausen, Wil und … Nyon. Die Waadtländer knackten dank ihrer Teenager-Offensive in den letzten zwei Spielen ganz knapp die 8000er-Grenze. Und erhalten so statt 50’000 etwas über 320’000 Franken.
Liga hat Sinnlosigkeit erkannt
Das ist deutlich mehr Geld, als der FC Luzern einkassiert. Obwohl der viel mehr für die Schweizer Nachwuchsarbeit leistet als Nyon (14’000 Minuten für Schweizer Talente), erhält er als Super-Ligist bloss 250’000 Franken.
Inzwischen hat man auch bei der Liga bemerkt, dass diese Form der Talentförderung keinen Sinn macht. Bereits auf die kommende Saison hin soll das System darum angepasst werden. Wie, steht allerdings noch nicht fest.
Beim Schweizerischen Fussballverband gibt es Stimmen, die sogar darüber nachdenken, ob die Klubs per Vorschrift zu ihrem Glück gezwungen werden müssten. In Polens höchster Liga wurden zuletzt Vereine gebüsst, wenn sie zu wenig auf den Nachwuchs setzten. Diese Regel wurde allerdings aufgehoben. Andere Ligen schreiben eine minimale Anzahl an einheimischen Talenten auf dem Feld vor.
Interessant ist der Blick nach Österreich. Dort liegen rund sechs Millionen Franken im sogenannten «Österreicher-Topf». Die Teilnahme ist freiwillig. Wer sich anmeldet, darf höchstens sechs Ausländer auf das Matchblatt nehmen. Das Geld wird nach Einsatzminuten unter den angemeldeten Teams verteilt. Die Spielzeit von U-21-Spielern zählt vierfach, um den Nachwuchs zu fördern.