Neuer SFV-Boss Knäbel im Interview
«Ich bin froh, dass Xhaka nicht nach Saudi-Arabien geht»

Peter Knäbel ist ab 1. August neuer Präsident des Schweizerischen Fussballverbandes. Mit Blick spricht er vor Amtsantritt über Granit Xhaka, die Frauen-EM und wie die Tami-Nachfolge laufen könnte.
Publiziert: 00:03 Uhr
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«Ich will keine Schattenmann-Diskussion im Herbst»: Knäbel über die Tami-Nachfolge.
Foto: Sven Thomann
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Emanuel GisiSportchef

Blick: Peter Knäbel, ab 1. August sind Sie SFV-Präsident. Sie müssen ein glücklicher Mann sein, seit bekannt wurde, dass Nati-Captain Granit Xhaka in die Premier League wechselt und nicht nach Saudi-Arabien in die sportliche Bedeutungslosigkeit.
Knäbel: Ich bin froh, dass Xhaka nicht nach Saudi-Arabien geht und dort das grosse Geld sucht, sondern in Sunderland die Herausforderung Premier League annimmt. Das spricht für ihn. Und dass mit dem Schweizer Besitzer von Sunderland dieser Transfer noch einen zusätzlichen Touch Swissness bekommt, freut mich zusätzlich.

Mit Ardon Jashari steht ein weiterer Nati-Star vor einem grossen Wechsel, Dan Ndoye (zu Nottingham) versucht sein Glück wie Xhaka in England.
Für die Nati ist es wichtig, dass unsere Spieler in ihren Klubs zu Spielzeit kommen. Darum ist dieser Transfersommer auch für den SFV wichtig. Einige Wechsel-Entscheidungen diesen Sommer werden einen grossen Einfluss auf die WM-Quali-Kampagne der Nati im Herbst haben.

Peter Knäbel persönlich

Peter Knäbel (58), geboren in Witten (De). Deutsch-schweizerischer Doppelbürger. 108 Bundesligaspiele für Bochum, St. Pauli und 1860 München. Nach dem Aufstieg mit Nürnberg 1998 der Transfer zum damals drittklassigen FC Winterthur – Spieler, Trainer, Manager und Junioren-Koordinator beim FCW. Ab 2006 während drei Jahren Technischer Direktor beim FC Basel. 2009 bis 2014 Direktor beim Schweizerischen Fussballverband (SFV). Mit Unterbrüchen von 2014 bis 2024 als Manager beim HSV und bei Schalke 04 engagiert. Ab 1. August SFV-Präsident.

Peter Knäbel (58), geboren in Witten (De). Deutsch-schweizerischer Doppelbürger. 108 Bundesligaspiele für Bochum, St. Pauli und 1860 München. Nach dem Aufstieg mit Nürnberg 1998 der Transfer zum damals drittklassigen FC Winterthur – Spieler, Trainer, Manager und Junioren-Koordinator beim FCW. Ab 2006 während drei Jahren Technischer Direktor beim FC Basel. 2009 bis 2014 Direktor beim Schweizerischen Fussballverband (SFV). Mit Unterbrüchen von 2014 bis 2024 als Manager beim HSV und bei Schalke 04 engagiert. Ab 1. August SFV-Präsident.

Wie schätzen Sie den Ndoye-Deal ein?
Auch das ist ein toller Schritt. Bei ihm besteht vielleicht eher die Gefahr, dass es am Anfang zu viel sein könnte, weil er die Liga noch nicht kennt. Aber wenn er weiter macht wie zuletzt, dann hat er alle Chancen, auch in England ein Unterschiedsspieler zu werden, wie er es in Bologna zuletzt war.

Die Auswirkungen der Transferphase auf die Nati – klingt für Aussenstehende oft ein bisschen nach Ausrede.
Mit einem Wechsel ändert sich viel. Man vergisst gerne, dass die Spieler auch nur Menschen sind. Das ist nicht anders, als wenn man für einen normalen Job den Wohnort wechseln muss: Wo ist die Familie, wann kann man die neue Wohnung beziehen, wann hat man seinen Rhythmus im Alltag wieder gefunden? Das ist nur menschlich und natürlich hat das einen Einfluss auf die sportliche Leistung. Bei einem wie Xhaka wird das aber kein Problem sein.

Warum nicht?
So wie ich Granit kenne, ist er extrem heiss auf diese neue Herausforderung. Mit einem Aufsteiger in der Premier League als Anführer Fuss fassen zu wollen, das wird kein Selbstläufer. Es gefällt mir, dass er diese Ambitionen hat und sich nicht auf den Lorbeeren ausruht. Das macht ihn aus. Dieser Charakter tut uns in der Nati schon seit Jahren gut.

Sie haben im Fussball schon fast jede Rolle innegehabt. Jetzt sind sie Verbandspräsident. Wie schwer wird es Ihnen fallen, in der Praxis nicht dauernd eingreifen?
Ich wurde gewählt, weil ich ein Praktiker bin, dessen bin ich mir bewusst. Aber ich weiss auch, was meine Rolle ist. Ich bin der Verbandspräsident und nicht der direkte Vorgesetzte von Murat Yakin. Das mag für die Öffentlichkeit am Anfang vielleicht gewöhnungsbedürftig sein, ich selber bin mir dessen bewusst. Ich habe Respekt vor diesem Amt und will der Präsident von allen sein – nicht der Ex-Sportvorstand, der frühere SRF-Experte oder der ehemalige Spieler, der mitredet.

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Der direkte Vorgesetzte von Nati-Trainer Murat Yakin ist Pierluigi Tami. Wer wird in einem Jahr Vorgesetzter des Nationaltrainers sein?
Das ist eine wichtige Frage. Tami wird in einem Jahr regulär pensioniert, darum ist es logisch, dass wir uns rechtzeitig Gedanken machen werden, wer diese Rolle übernehmen könnte. Aber zunächst ist es wichtig, dass wir die WM-Quali erfolgreich meistern. Dann erst geht der Fokus auf diese Personalie, aber mit mir im Verband wird es keine Schattenmann-Diskussion geben.

Ist es denkbar, dass der Neue bereits Anfang Jahr anfängt, um sich einzuarbeiten?
Grundsätzlich ja. Aber noch einmal: Zunächst ist der Erfolg der Nati in der WM-Quali das wichtigste, die Gruppe mit Schweden, Slowenien und Kosovo ist nicht einfach. Ich wünsche mir, dass Tami mit einer perfekten Bilanz aufhören kann: Dass sich die Nati mit ihm als Direktor für jedes grosse Turnier qualifiziert hat.

Der Herbst wird heiss, die Quali entscheidet sich so kurzfristig wie noch nie, zwischen September und November.
Ja. Da bleibt nicht viel Fehlertoleranz. Unglückliche Verletzungen im falschen Moment können eine grosse Auswirkung haben. Oder eben die Nachwirkungen des Transfersommers. Aber ich finde diesen Modus eigentlich cool, die langen Quali-Phasen können auch zermürbend sein. So haben wir im Herbst eine klare Mission, auf die sich alle fokussieren können: volle Kraft Richtung WM.

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Das grosse Thema des Sommers war die Heim-EM der Frauen. Ihr Fazit?
Ein tolles Turnier, das mich von A bis Z begeistert hat. Die Nati und ihre sportliche Leistung natürlich, aber auch die Fanmärsche. Das war phänomenal und der Beweis, dass wir ein Fussball-Land sind.

Bei den Frauen stellt sich die Trainerinnenfrage. Wird der Verband mit Pia Sundhage weitermachen?
Für diese Entscheidung ist es jetzt noch zu früh. Wir werden das, so wie die Absprache unter den Beteiligten vor dem Turnier war, mit kühlem Kopf analysieren, zusammen mit Pia Sundhage und den Experten und Expertinnen im Verband anschauen und dann entscheiden.

Wie nimmt der Verband den Schwung aus dem Frauenturnier mit?
Es gibt eine Reihe von Projekten, die Mädchen noch besseren Zugang zum Fussball ermöglichen sollen und die der heimischen Liga einen Boost zu geben. Mir liegt der Fussball der Frauen sehr am Herzen, ich verspreche, auf dessen Entwicklung ein Auge zu haben.

Was packen Sie an Ihrem ersten Arbeitstag als SFV-Präsident am 1. August als Erstes an?
Ich starte ja mit einem langen Wochenende (lacht). Erst ist Feiertag, dann Wochenende und am 4. August geht es dann richtig los. Dann wird es darum gehen, Mitarbeiter und Kernthemen kennenzulernen und gemeinsam die Strategie für die nächsten Jahre festzulegen. Letzte Woche war ich ein erstes Mal im Zentralvorstand dabei, Dominique Blanc hat mich bereits sehr gut eingeführt in den letzten Monaten. Ich gehe mit grossem Respekt an diese Aufgabe heran, fühle mich aber gerüstet.

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WM-Quali Gruppe A
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Deutschland
Deutschland
0
0
0
1
Luxemburg
Luxemburg
0
0
0
1
Nordirland
Nordirland
0
0
0
1
Slowakei
Slowakei
0
0
0
Qualifiziert
Playoffs
Gruppe B
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Kosovo
Kosovo
0
0
0
1
Slowenien
Slowenien
0
0
0
1
Schweden
Schweden
0
0
0
1
Schweiz
Schweiz
0
0
0
Qualifiziert
Playoffs
Gruppe C
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Belarus
Belarus
0
0
0
1
Dänemark
Dänemark
0
0
0
1
Griechenland
Griechenland
0
0
0
1
Schottland
Schottland
0
0
0
Qualifiziert
Playoffs
Gruppe D
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Aserbaidschan
Aserbaidschan
0
0
0
1
Frankreich
Frankreich
0
0
0
1
Island
Island
0
0
0
1
Ukraine
Ukraine
0
0
0
Qualifiziert
Playoffs
Gruppe E
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Bulgarien
Bulgarien
0
0
0
1
Georgien
Georgien
0
0
0
1
Spanien
Spanien
0
0
0
1
Türkei
Türkei
0
0
0
Qualifiziert
Playoffs
Gruppe F
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Armenien
Armenien
0
0
0
1
Ungarn
Ungarn
0
0
0
1
Irland
Irland
0
0
0
1
Portugal
Portugal
0
0
0
Qualifiziert
Playoffs
Gruppe G
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Finnland
Finnland
4
0
7
2
Niederlande
Niederlande
2
10
6
3
Polen
Polen
3
2
6
4
Litauen
Litauen
3
-1
2
5
Malta
Malta
4
-11
1
Qualifiziert
Playoffs
Gruppe H
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Bosnien und Herzegowina
Bosnien und Herzegowina
3
3
9
2
Österreich
Österreich
2
5
6
3
Rumänien
Rumänien
4
4
6
4
Zypern
Zypern
3
-1
3
5
San Marino
San Marino
4
-11
0
Qualifiziert
Playoffs
Gruppe I
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Norwegen
Norwegen
4
11
12
2
Israel
Israel
3
1
6
3
Italien
Italien
2
-1
3
4
Estland
Estland
4
-3
3
5
Moldawien
Moldawien
3
-8
0
Qualifiziert
Playoffs
Gruppe J
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Nordmazedonien
Nordmazedonien
4
4
8
2
Wales
Wales
4
4
7
3
Belgien
Belgien
2
1
4
4
Kasachstan
Kasachstan
3
-1
3
5
Liechtenstein
Liechtenstein
3
-8
0
Qualifiziert
Playoffs
Gruppe K
Mannschaft
SP
TD
PT
1
England
England
3
6
9
2
Albanien
Albanien
4
1
5
3
Serbien
Serbien
2
3
4
4
Lettland
Lettland
3
-2
4
5
Andorra
Andorra
4
-8
0
Qualifiziert
Playoffs
Gruppe L
Mannschaft
SP
TD
PT
1
Tschechien
Tschechien
4
3
9
2
Kroatien
Kroatien
2
11
6
3
Montenegro
Montenegro
3
1
6
4
Färöer
Färöer
3
-1
3
5
Gibraltar
Gibraltar
4
-14
0
Qualifiziert
Playoffs
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