Nati im Power-Ranking erstaunlich weit vorne
Warum Spanien nicht mehr unser Top-Favorit dieser Euro ist

Nachdem alle Teams zwei Gruppenspiele hinter sich haben, macht Blick das Power-Ranking dieser Euro. Wer überzeugt – und wer trotz schwacher Leistung noch Hoffnung hat.
Publiziert: 10.07.2025 um 14:37 Uhr
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Aktualisiert: 10.07.2025 um 15:03 Uhr
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Haben gerade ziemlich viel Spass an der EM: die Französinnen mit Amel Majri (l.) und Sakina Karchaoui.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Frankreich dominiert, Spanien begeistert, England erholt sich bei der EM
  • Schweizer Nationalteam zieht mit Unbeschwertheit das Land in den Bann
  • Holland ist ein einziges, grosses Fragezeichen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
1

Frankreich

Was war das für eine dominante Leistung beim 2:1-Sieg gegen England! 75 Minuten lang dominierte Frankreich die Titelverteidigerinnen von der Insel scheinbar nach Belieben. Kein anderes Team spielt ein derart aggressives, frau-orientiertes Pressing über das ganze Feld. Ausserdem hat Trainer Laurent Bonadei (55) eine derart breite Auswahl, dass er gegen Wales sieben neue Spielerinnen bringen kann – und das Spiel trotzdem 4:1 gewonnen wird. Bloss die Nerven könnten den Französinnen einen Streich spielen. Gegen England zitterten nach dem Gegentor plötzlich die Füsse.

2

Spanien

Das spanische Kurzpassspiel lässt jedes Fussballer-Herz höher schlagen. Was Alexia Putellas (31) und Co. offensiv bislang gezeigt haben, ist atemberaubend. Und wer es sich leisten kann, die vor dem Turnier gesundheitlich angeschlagene Aitana Bonmatí (27) vorerst nur von der Bank zu bringen, der hat sein Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft. Doch in der Defensive sind die Weltmeisterinnen von 2023 verwundbar. Wie das geht, hat Belgien gezeigt: mit schnellem Umschaltspiel und Effizienz vor dem Tor.

3

England

Das Startspiel gegen Frankreich (1:2) ging so was von in die Hose, dass in den englischen Medien kurz Panik ausbrach. Aber unter Druck zeigten die Engländerinnen beim 4:0 gegen die Niederlande, wie viel Qualität im Kader steckt. Lauren James (23) wurde zur Doppeltorschützin, ohne voll fit zu sein. Trainerin Sarina Wiegman (55) hat in ihren vier letzten grossen Turnieren seit 2017 immer den Final erreicht und holte mit den Niederlanden und England je einmal den Europameistertitel und die Vize-Weltmeisterschaft.

4

Schweden

Schwedens Kopfballstärke ist schon fast legendär: Lina Hurtig erzielt gegen Polen das 3:0.
Foto: AFP

Captain Kosovare Asllani (35) und Starspielerin Fridolina Rolfö (31) haben den 30. Geburtstag hinter sich. Viele andere Schwedinnen sind ebenfalls rund um die 30 Jahre alt. Es ist ein sehr erfahrenes Team, das in der Schweiz antritt. Entsprechend gefestigt wirken die Schwedinnen bislang. Und ihre fast schon sagenhafte Kopfballstärke hat sie schon manches Mal zum Sieg getragen.

5

Deutschland

Nach den ersten beiden Auftritten stellt sich die Frage: Gibt Trainer Christian Wück (52) seinen Spielerinnen irgendwann einen Plan mit aufs Feld, der darüber hinausgeht, dass möglichst viele Flanken geschlagen werden sollen und am Ende der wunderbaren Individualistin Klara Bühl (24) schon was Schlaues einfällt? Defensiv wirkt das Team nach dem Out von Abwehrchefin Giulia Gwinn (26) verwundbar. Offensiv ist es (noch) zu statisch. Aber es gibt halt furchtbar viel Talent in dieser Gruppe.

6

Schweiz

Pilgrim macht nach Traum-Konter den Deckel drauf
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Ekstase pur in Bern:Pilgrim macht nach Traum-Konter den Deckel drauf

Ein erstes Ziel hat die Nati an dieser EM bereits erreicht: Mit ihrer jugendlichen Unbeschwertheit und ihren leidenschaftlichen Auftritten hat das Sundhage-Team das Land in seinen Bann gezogen. Gegen die abgezockten Norwegerinnen haben die jungen Wilden nach einer begeisternden ersten Halbzeit noch Lehrgeld bezahlt, gegen Island hielten sie mit dem Glück der Tüchtigen und dank grösserer Effizienz dem Druck stand. Nun soll gegen Finnland das Schweizer EM-Märchen gekrönt werden – mit dem erstmaligen Einzug in einen Viertelfinal. 

7

Norwegen

Ada Hegerberg (30, Lyon). Caroline Graham Hansen (30, Barcelona). Frida Maanum (25, Arsenal). Die Namen stehen für die Crème de la Crème des europäischen Fussballs. Aber auch wenn Norwegen nach zwei Siegen bereits als Gruppensieger feststeht, gehören die Skandinavierinnen spielerisch bislang zu den Enttäuschungen des Turniers. Obendrein sind sie auch noch defensiv mies organisiert. Ob die individuelle Klasse und die Effizienz für den grossen Coup reichen? Kaum.

8

Italien

Mit allen Qualitäten einer Nummer 10 ausgestattet: Cristiana Girelli feiert ihr Traumtor gegen Portugal.
Foto: keystone-sda.ch

Weil offenbar jedes Turnier Geheimfavoriten haben muss, gab es vor dem EM-Start unter den Nerds einen kleinen Italien-Hype. Entfacht vor allem durch einen 3:2-Sieg über Spanien. Tatsächlich spielen die Italienerinnen einen sehr technischen Fussball. Sie konzentrieren sich bislang aber vor allem auf defensive Stabilität. Besonders, wenn sie mal 1:0 führen. Gegen Portugal (1:1) wäre das fast noch ins Auge gegangen.

9

Finnland

Kosola haut den Ball wunderschön in den Winkel
0:31
Erstes EM-Tor ist gefallen:Kosola haut den Ball wunderschön in den Winkel

Die Finninnen sind DIE positive Überraschung des Turniers. Unter Trainer Marko Saloranta spielen sie einen spanisch angehauchten Kurzpassfussball mit vielen Rotationen. Das sieht bis an den gegnerischen Strafraum wunderbar aus. Danach aber fehlt es an einer kaltblütigen Stürmerin. Daran, und an der mangelnden Sprintstärke der Aussenverteidigerinnen dürfte das Team (aus Schweizer Sicht hoffentlich) scheitern.

10

Holland

Schon die Auslosung in eine Gruppe mit England und Frankreich war brutal. Der Verband hat es dann aber nicht besser gemacht, indem er Nationaltrainer Andries Jonker (62) im Amt beliess, obwohl klar ist, dass er Ende Turnier gehen wird. Gegen Wales zogen die Holländerinnen den Kopf dank ihrem Star Vivianne Miedema (26) noch aus der Schlinge. Gegen England war die Darbietung ein einziges, grosses Fragezeichen.

11

Portugal

Ziemlich viel Emotion drin: Portugiesische Fans bejubeln das 1:1 ihres Teams gegen Italien.
Foto: UEFA via Getty Images

Gegen Spanien gaben sich die Portugiesinnen schon auf, ehe das Spiel richtig begonnen hatte. 0:2 nach sieben Minuten – der Rest war ein langes Warten auf den Abpfiff. Mit wie viel Leidenschaft sie spielen können, zeigten sie dafür in der letzten Viertelstunde beim 1:1 gegen Italien. In der verloren sie aber auch Aggressivleaderin Ana Catarina Marques Borges (35) durch eine lachhafte Rote Karte. Sie wird ihrem Team im letzten Gruppenspiel gegen Belgien fehlen.

12

Dänemark

Zweimal mitgehalten, zweimal bloss mit einem Tor Unterschied verloren: Wären die Däninnen nicht in einer Gruppe mit Deutschland und Schweden gelandet, sie würden wohl noch um einen Platz in den Viertelfinals spielen. So aber haben sie noch ein bedeutungsloses Spiel vor sich, in dem sie gegen Polen zeigen wollen, dass ihr defensiv gut organisierter Umschaltfussball auch für Siege reicht.

13

Belgien

Die Belgierinnen haben zwar nach zwei Niederlagen bereits keine Chance mehr auf die Viertelfinal-Qualifikation, trotzdem haben sie ihre Haut teuer verkauft – vor allem gegen Spanien. Erst als die Kräfte ab Mitte der zweiten Halbzeit nachlassen, kommen die «Red Flames» gegen das Star-Ensemble um Putellas und Bonmati unter die Räder.

14

Island

Isländerinnen bringen Kult-Aktion zurück
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Nach Niederlage gegen Finnland:Isländerinnen bringen Kult-Aktion zurück

Die Isländerinnen sind mit hohen Erwartungen an ihre fünfte EM in Serie gereist – und krachend gescheitert. Die im Fifa-Ranking schlechter klassierten Finninnen und unsere Nati erwiesen sich als zu stark für das Ensemble um Star und Captain Glodis Viggosdottir (30), wobei Island in beiden Partien ohne Tor blieb. Ob Trainer Halldorsson die Zeche bezahlen muss? «Wir spielen zuerst das Turnier zu Ende. Danach setzen wir uns an einen Tisch.» 

15

Polen

Es scheint ein polnisches Phänomen zu sein: Während andere Nationen händeringend nach Stürmerinnen suchen, hat Polen bei den Männern Robert Lewandowski. Und bei den Frauen Ewa Pajor (28). Das Problem sind jeweils die Leute dahinter: Pajor spielt zwar wie eine junge Göttin, aber sie alleine reicht an einer Endrunde nicht.

16

Wales

2021 reisten fünf Fans zum WM-Qualifikationsspiel von Wales nach Slowenien. In der Schweiz wird das erste walisische EM-Tor durch die 38-jährige Frauenfussball-Pionierin Fishlock von 4000 mitgereisten Supportern gefeiert. Die Waliserinnen sind also Siegerinnen – auch wenn man ihnen in der Hammergruppe D ansieht, dass die Luft auf diesem Niveau dünn wird.

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