Weltmeister über möglichen Transferhammer
«Xhaka soll die richtige Mentalität zu Milan bringen»

Der Transfer von Granit Xhaka zur AC Milan steht kurz bevor. Der ehemalige Milan-Verteidiger Fulvio Collovati sieht in Xhaka den richtigen Mann für den Klub und erwartet, dass er die nötige Mentalität und internationale Klasse mitbringt.
Publiziert: 18.06.2025 um 17:15 Uhr
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Aktualisiert: 18.06.2025 um 18:15 Uhr
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Fulvio Collovati hat eine klare Meinung zum Thema Granit Xhaka und Milan.
Foto: IMAGO/ZUMA Wire

Darum gehts

  • Granit Xhaka vor Wechsel zu Milan. Fulvio Collovati äussert sich positiv
  • Xhaka soll richtige Mentalität und internationale Klasse ins Team bringen
  • Milan plant Mittelfeld-Revolution mit Xhaka (32) und Modric (41)
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Carlo Emanuele FrezzaReporter Fussball

Noch ist der Transfer von Granit Xhaka (32) zu Milan nicht fix. Doch der rot-schwarze Teil der Modemetropole bereitet sich bereits vor, unseren Nati-Captain mit offenen Armen zu empfangen. Auch Fulvio Collovati (68) freut sich, sollte der Deal demnächst unter Dach und Fach sein. Denn der frühere Milan-Verteidiger, italienische Weltmeister von 1982 und langjährige TV-Experte verspricht sich viel von ihm.

Blick: Herr Collovati, ist Xhaka der richtige Mann für Milan?
Fulvio Collovati: Wenn Mister Massimiliano Allegri ihn will, dann ist das eine Garantie.

Was erhofft sich Milan von Xhaka?
Die letzte Saison war mit Platz 8 ein Desaster. Schlechter kann es also fast nicht werden. Aber unter dem Strich ist klar, was Xhaka in die Mannschaft bringen muss: die richtige Mentalität. Darüber hinaus ist er ein Spieler von internationaler Klasse, der mich jedes Mal beeindruckt hat, wenn ich seine Spiele in den letzten zwei Jahren bei Bayer Leverkusen kommentieren durfte.

Was liegt für Milan in der nächsten Saison drin?
Zunächst muss man verstehen, was die Vereinsführung für Ambitionen hat. Aber mit Allegri als Trainer, Igli Tare als Sportchef und nun möglicherweise auch Xhaka sollte ein Platz unter den ersten vier und die damit verbundene Qualifikation für die Champions League drin liegen.

Die Rossoneri sind gerade daran, ihr Mittelfeld zu revolutionieren. Dabei wollen sie nicht nur auf Xhaka setzen, sondern sind auch nah dran, Luka Modric zu verpflichten. Wenn die Saison voll im Gang sein wird, sind die beiden zusammen 73 Jahre alt. Ist ein solches Mittelfeld-Duo in der heutigen Zeit noch erfolgversprechend?
Mich interessiert das Alter nicht gross. Wenn jemand Fussballspielen kann, dann ist mir egal, ob er 38, 39 oder 40 Jahre alt ist. Tragen beide nächste Saison das Milan-Trikot, wäre es ein Mittelfeld von grosser Qualität. Für die nötige Spritzigkeit wird jemand anders sorgen müssen. Vielleicht ja mit Ardon Jashari (lacht) ein weiterer Schweizer. Zu ihm soll es ja auch Gerüchte geben.

Auf Nachfrage stellt Collovati klar, dass für ihn das Alter nur bei Qualitätsspielern wie Xhaka und Modric kein Problem darstelle. Ansonsten habe er nur wenig Verständnis dafür, dass in Italien die Nachwuchsförderung seit Jahren stockt. Es könne nicht sein, dass man lieber Spieler aus dem Ausland holt, statt eigene Leute auszubilden, meint er. Geschadet hat diese Entwicklung insbesondere der Nationalmannschaft.

Der italienische Fussball durchlebt wieder einmal schwierige Zeiten. Wie haben Sie die 0:3-Schmach gegen Norwegen erlebt?
Für mich war nur die Höhe der Niederlage überraschend. Es ist das Spiegelbild der letzten Jahre. In Italien leben wir von Worten. Der Verband betont stets, dass sich etwas ändern wird. Doch in den letzten Jahren hat sich rein gar nichts verändert. Die Nachwuchsarbeit wird vernachlässigt und deshalb haben wir einen Generationenwechsel verpasst. Stattdessen haben wir immer noch 37-Jährige wie Acerbi in der Nationalmannschaft.

Und die Klubs setzen lieber auf Altstars wie Kevin de Bruyne (33; Napoli), Edin Dzeko (39; wohl Fiorentina) und eben Modric, statt den eigenen Nachwuchs zu fördern, weshalb ist das so?
Die Klubs priorisieren den kurzfristigen Erfolg. Oder sie kaufen lieber Spieler ein, um sie dann teurer zu verkaufen. Das bringt auf die Schnelle mehr Geld ein und ist auch weniger zeitintensiv als eine nachhaltige Nachwuchsarbeit.

Wo sehen Sie weitere Probleme?
Italien war das Land der Verteidiger. Die ganze Welt hat uns dafür beneidet. Heute bilden wir keine Verteidiger von internationalem Format mehr aus. Stattdessen holen wir sie aus dem Ausland. Das sagt vieles aus.

Wird Gennaro Gattuso als neuer Trainer der Squadra Azzurra etwas ändern können?
Er kann denn Spielern wieder eintrichtern, was es bedeutet, für die Nationalmannschaft aufzulaufen. Gattuso ist das beste Beispiel dafür, was man mit einem unbändigen Willen erreichen kann. Technisch war er nie der Beste. Dafür hat er mit seiner Kampfbereitschaft alles Mögliche gewonnen.

Hapert es bei den heutigen Nationalspielern an der Einstellung?
Definitiv. Zu meiner Zeit war jedes Nati-Aufgebot die Erfüllung eines Traums. Ich bin teils sogar verletzt angereist. Heute ist das anders. Bei den kleinsten Schmerzen gehen die Spieler nach Hause. Die Squadra Azzurra geniesst nicht mehr die höchste Priorität und das ist traurig.

Sehen Sie die WM-Teilnahme in Gefahr?
Ich mache mir nichts vor. Als Gruppenerster werden wir uns nicht für die WM qualifizieren. Für mich werden wir Gruppenzweiter und müssen dann in die Barrage, wo alles passieren kann. Das hat uns die Vergangenheit gelehrt: Vor vier Jahren dachte jeder, dass wir uns gegen Nordmazedonien locker qualifizieren. Leider ist es, wie wir alle wissen, anders gekommen.

«Mittlerweile ist ein frühzeitiger Leverkusen-Abschied realistisch»
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Xhaka auf dem Absprung?«Mittlerweile ist ein frühzeitiger Leverkusen-Abschied realistisch»
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