Es ist ein Austausch, der unter die Haut geht. Blick spricht mit Paulo Pinto – Journalist der portugiesischen Sportzeitung «A Bola» und ein guter Freund der Eltern der tragisch verunfallten Geschwister Diogo Jota (†28) und André Silva (†25).
«Niemand verdient ein solch schreckliches Schicksal. Schon gar nicht zwei so liebenswerte Menschen, wie sie es waren. Es ist nicht leicht, diesen grausamen Tod zu verkraften», sagt Pinto völlig konsterniert. Seit er vom Unfall erfahren hat, fliessen immer wieder Tränen. So wie ihm geht es vielen. Auf der Welt, in Portugal, aber vor allem in Gondomar, der Heimatstadt der beiden. «Alle leiden. Die Jungs wurden hier von allen geliebt.»
Jota war ein Familienmensch
Die Karriere von Diogo Jota hat Pinto von Beginn weg eng begleitet. «Ich erinnere mich gut, als er als 17-jähriger Bursche bei Pacos Ferreira zu den Profis geholt wurde. Sein Talent und sein Torriecher waren schon damals offensichtlich», erzählt der Reporter.
Und obschon später Diogo Jotas Karriere tatsächlich steil nach oben ging, er Millionen verdiente und ihn die ganze Welt bewunderte, blieb er sich selbst und seinen Werten treu. «Er war ein Anti-Star. Einer, der nie das Rampenlicht suchte. Fussball bedeutete ihm zwar alles. Aber mindestens so wichtig, wenn nicht noch wichtiger, war ihm seine Familie. Zudem stand er für seine einfache Umgangsform», beschreibt ihn Pinto.
«Hatte das Gefühl, es war ihm teils unangenehm»
Auch in Interviews habe sich Diogo Jota nie zu wichtig genommen. «Manchmal hatte ich sogar das Gefühl, dass es ihm schon fast unangenehm war, vor den Mikrofonen zu stehen. Aber er hat uns Journalisten immer sehr gut behandelt und war immer zuvorkommend», meint Pinto.
Nun ist Diogo Jota nicht mehr. Pinto fehlen die Worte. «Ein Sportler, der in der Blüte seines Lebens steckt, vor wenigen Tagen geheiratet hat, stirbt plötzlich und derart grausam …» Was bleibt, sind die Erinnerungen an einen Menschen, für den der Journalist riesige Bewunderung empfindet.
So hält Pinto Diogo Jota in Erinnerung
«Meine schönste Erinnerung an ihn ist die an einen einfachen Menschen, der den Bedürftigen, mit teils grosszügigen Spenden half, ohne dass er dies an die grosse Glocke hängte. Genauso wie sein Engagement für die Fussballschule in Gondomar, die nach ihm benannt ist», sagt Pinto.
Diogo Jota gab viel, ohne nehmen zu wollen. Genauso wie sein Bruder. Nun ist ihnen auf einen Schlag alles genommen worden. Ein Moment zum Innehalten und sich vor Augen führen, wie im Nu alles anders sein kann. So sieht das auch Pinto. Bevor er das Gespräch mit dem ikonischen Liverpool-Slogan beendet: «They will never walk alone.»