Darum gehts
- Schwedens Fussballteam enttäuscht in der WM-Qualifikation und steht in der Kritik
- Trainer Tomasson ist für viele der Schuldige
- Star-Spieler wie Isak oder Elanga hinterfragen das System
Fussball-Schweden liegt am Boden. Der vermeintlich härteste Konkurrent der Schweizer Nati liegt in der WM-Gruppe B mit einem mickrigen Punkt am Tabellenende, hat bereits keine Chance mehr auf das direkte WM-Ticket.
In der Presse ist von der «schlechtesten Mannschaft aller Zeiten» die Rede – und der Schuldige längst gefunden: Trainer Jon Dahl Tomasson. «Es ist Zeit, schwedische Fussballgeschichte zu schreiben», fordert die Stockholmer Zeitung «Dagens Nyheter» und spielt darauf an, dass sich der Verband noch nie von einem Trainer mit laufendem Vertrag getrennt hat. Auch die Fans haben genug vom Dänen auf der schwedischen Bank: Einer Umfrage von «Aftonbladet» zufolge bejahten stolze 91 Prozent die Frage, ob er entlassen werden soll.
Laut derselben Zeitung gibt es mittlerweile auch Personen im Verband, die sich vom Trainer trennen möchten, der mit dem Auftrag geholt wurde, die sonst für solide Defensivarbeit bekannte schwedische Mannschaft offensiv zu beleben. Gelungen ist dies mit zuletzt drei torlosen Spielen und nur zwei erzielten Toren in der WM-Quali nicht.
«Das verdammte System muss weg»
Der Wunsch nach einem offensiveren Fussball ist mit einem neuen System verbunden, das sich bei den Schweden zu einem Politikum hochgeschaukelt hat. Während Presse und Fans längst eine Abkehr von der defensiven Dreierkette fordern, betonten die Spieler bisher nach aussen, vom eingeschlagenen Weg überzeugt zu sein. Nach dem Kosovo-Spiel soll jedoch Anthony Elanga im Spielertunnel ausgerastet sein. Laut «Sverigesradio» schrie der Newcastle-Angreifer: «Das verdammte System muss weg.»
In den offiziellen Interviews schien sich Elanga, der nur einmal als Joker zum Einsatz gekommen ist, aber wieder beruhigt zu haben – und nahm sich und seine Teamkollegen in die Pflicht: «Wir stehen auf dem Platz und müssen das System umsetzen.»
150-Millionen-Mann Alexander Isak, der genau wie Arsenal-Stürmer Viktor Gyökeres noch ohne WM-Quali-Tor ist, sagt derweil auch in die Mikrofone, dass das System nicht funktioniere, will seine Kritik aber nicht am Trainer festmachen: «Es ist eine kleine Krise. Seit Frühling und mit Beginn der WM-Qualifikation ist die Entwicklung schlecht. Niemand hat seine Hausaufgaben gemacht. Weder Spieler noch Trainer noch irgendjemand sonst.»
Rettungsring Nations League?
«Ich habe nicht gehört, was er gesagt hat, deshalb kann ich nichts dazusagen», gab Trainer Jon Dahl Tomasson bei der Frage zur Systemkritik seiner Spieler den Unwissenden. «Das System funktioniert nicht, weil wir zu viele einfache Tore weggeben und selbst offenbar vergessen haben, wie wir Tore schiessen», meint der Coach an der Pressekonferenz nach Spielschluss – stellt aber klar, dass er sich weiterhin als richtigen Trainer für Schweden sieht.
Was Tomasson noch im Amt halten könnte: Trotz nur theoretischer Chancen auf Platz 2 in der WM-Quali-Gruppe steht sein Team aufgrund des Gruppensieges in der Nations League mit einem Bein in den im März stattfindenden Playoffs. Nur: In der aktuellen Form ist Schweden dort wenig zuzutrauen.