Darum gehts
Ex-FCZ-Mann Salim Khelifi (31) geht einen Weg, den nicht viele Fussballer einschlagen. Nach dem Meistertitel 2022 mit Zürich zog es den tunesischen Nationalspieler weiter ans andere Ende der Welt: zu Perth Glory in Westaustralien. Nach einer Leihperiode in Melbourne wagte er vergangenen Winter den Sprung nach Südamerika.
Gemeinsam mit dem Schweizer Neftali Manzambi (28) spielt Khelifi bei Academia Puerto Cabello, direkt an der venezolanischen Karibikküste. Der Schritt, ausgerechnet nach Südamerika wechseln zu wollen, sorgte bei seiner Familie zu Beginn nicht gerade für Jubelschreie. Denn Venezuela gehört zu den gefährlichsten Ländern mit den höchsten Mordraten der Welt.
Hochmoderner Trainingscampus
Ein halbes Jahr später zieht der Offensivspieler im Gespräch mit «Blick» jedoch ein positives Fazit: «Seitdem ich hier bin, kann ich ohne Probleme auf die Strasse gehen. Ich bin oft alleine unterwegs und fahre Auto in der Stadt. Ich war nie in Gefahr.»
Überzeugt hat ihn unter anderem die Infrastruktur des Klubs. «Das ist die beste Fussballanlage, die ich je gesehen habe», schwärmt der ehemalige Lausanne-Junior. Academia gehört zu den finanziell stärksten Vereinen des Landes. Der Eigentümer hat in einen hochmodernen Trainingscampus direkt am Meer investiert – mit mehreren Plätzen, einem Hightech-Gym, innovativen Regenerationsmöglichkeiten und einem breiten Freizeitangebot. Khelifi betont: «Es gibt keinen Verein in der Schweiz oder in Europa, der eine ähnliche Anlage hat. Unglaublich.»
«In jedem Spiel gibts Streit»
Sportlich musste sich der offensive Mittelfeldspieler auf die südamerikanische Härte einstellen. Der Fussball ist direkter, intensiver, körperbetonter, was Khelifi sogar von seinen eigenen Mitspielern zu spüren bekommt. «Im Training ist es schon ein bisschen wild. Die grätschen dich im Rondo», sagt er lachend – diese Fünf-gegen-zwei-Übung dient eigentlich dem lockeren Aufwärmen.
Der grösste Unterschied zum europäischen Fussball liegt in der Herangehensweise. Statt Taktik stehen Emotionen im Vordergrund. «In jedem Spiel gibt es Streit. Alle sind immer auf hundert», erklärt der 31-Jährige.
Duell mit Coutinho
Anders als in Argentinien oder Brasilien, wo Fussball beinahe Religion ist, rangiert in Venezuela Baseball an erster Stelle. Den Unterschied spürte Khelifi erst richtig bei einem Spiel der Copa Sudamericana – dem südamerikanischen Pendant zur Europa League – in Rio de Janeiro. Sein Team traf auf Vasco da Gama mit Ex-Liverpool-Star Philippe Coutinho (32). Die Atmosphäre der über 30'000 Zuschauer hinterliess Eindruck beim Ex-Zürcher: «Sie haben ein ganz spezielles Stadion, ein bisschen alt, aber richtig eng. Eine solche Stimmung im Stadion habe ich noch nie erlebt.»
«Den FCZ verfolge ich noch»
Trotz aller Abenteuer bleibt Khelifi der Schweiz eng verbunden: Seine gesamte Familie lebt nach wie vor in Zürich. Und auch mit dem FCZ hält er weiterhin Kontakt. «Den Fussball in der Schweiz verfolge ich immer noch», betont er.
Nach Stationen in Europa, Australien und Südamerika träumt der Weltenbummler nun auch noch vom Fussball in einem vierten Kontinent: «Ich würde gerne auch in Asien spielen – Japan, Thailand oder Indonesien klingen sehr verlockend.»