Darum gehts
Im Sommer erlebte die Women's Super League einen kleinen Exodus. Mit Noemi Ivelj (18), Iman Beney (19) und Naomi Luyet (19) verliessen drei der grössten Talente des Landes die Liga in Richtung Ausland.
Die nächsten Talente stehen aber bereits in den Startlöchern. Einer der grössten Förderer der nächsten Generation: die Grasshoppers. Mit Janina Egli (19, Sturm), Emma Egli (18, Abwehr), Emanuela Pfister (18, Sturm) und Giulia Looser (17, Mittelfeld) setzt GC gleich auf vier solcher Youngsters. Beste Freundinnen, die an diesem grauen Freitagmittag grinsend und Arm in Arm über den GC-Campus in Niederhasli schlendern.
Druck? Von wegen!
«Es ist ein schönes Gefühl, zu wissen, dass wir die nächste Generation sein können in einem Frauenfussball, der aktuell so am Explodieren ist», sagt Emma Egli. Druck verspüren sie nicht, sind sich die drei einig. «Es ist mehr ein Ansporn für uns.» Obwohl andere Schweizerinnen in ihrem Alter bereits in grössere Ligen wechseln, seien sie nicht im Stress. «Dass manche schon mit 18 ins Ausland wechseln, ist cool, aber wir spielen noch 15, 20 Jahre Fussball, da habe ich noch so viel Zeit», sagt Stürmerin Pfister.
Der Trainer schwärmt
Warum Vizemeister GC mit so vielen jungen Spielerinnen so erfolgreich ist, sehen die drei jungen Frauen in der Ausbildung. Emma Egli spielte ihre ganze Jugend bei den Buben. «Das hat mir bei meiner Entwicklung extrem geholfen. Ich musste mir bei den Jungs den Respekt erspielen, sonst hätten sie mir keinen Ball gespielt.»
Darum verliess Namensvetterin Janina ihren Ausbildungsverein FCZ und wechselte über die Gleise. «Der FCZ hat mir die Möglichkeit nicht mehr gegeben, mit den Jungs zu trainieren. Dann bin ich nach der U15 zu GC gewechselt, da ich diese Möglichkeit dort hatte.» Bei den Hoppers werden die Talente dann früh ins Training der ersten Mannschaft integriert.
Trainer Joao Paiva (42) ist begeistert von der Arbeit mit den Talenten. «Was ich an ihnen liebe, ist ihr Hunger zum Lernen. Sie sind extrem lernfähig und haben sich in den letzten Monaten alle extrem weiterentwickelt.» Der ehemalige Profi (95 Super-League-Spiele) schätzt die GC-Philosophie. «Wir wollen jungen Schweizerinnen eine Chance geben. Wir wissen aber auch, dass die Zeit kommt, in der unsere Liga zu klein für diese Spielerinnen ist.» Wann der optimale Zeitpunkt für den Sprung ins Ausland ist, sei von Person zu Person unterschiedlich, so Paiva.
Funkt Brasilien dazwischen?
Neben einem Wechsel ins Ausland haben die drei ein weiteres, klares Ziel: «Wir wollen in die A-Nati!» Bei der Heim-EM haben sie Spiele im Stadion besucht. Auch ein wenig mit Wehmut. «Klar habe ich gedacht, hier hätte ich vielleicht auch spielen können», so U19-Captain Janina Egli.
Pfister ist in Brasilien geboren und könnte theoretisch auch für die Seleção spielen. Verliert die Schweiz also bald auch bei den Frauen ein Top-Talent? «Ich bin hier aufgewachsen und spiele für die U19. Mein Herz schlägt mehr für die Schweiz», beruhigt Pfister, über die ihr Trainer sagt, Stürmerinnen wie sie gäbe es zu wenig auf der Welt.
Die Jugend verpasst?
Die jungen Frauen absolvieren neben dem Platz noch eine Lehre oder besuchen das Sportgymnasium. Viel Freizeit bleibt nicht. Haben sie da nicht Angst, ihre Jugend zu verpassen? «Nein. Im Gegenteil. Wenn ich schaue, was die Leute in meinem Alter sonst so treiben, bin ich froh, dass ich diesen Weg gewählt habe», sagt Janina Egli.
Auch das Umfeld habe darauf einen Einfluss, meint Pfister. «Meine Freundschaften bilden sich über den Fussball.» Die 18-Jährige wohnt schon lange in einer Fussballerinnen-WG. Seit ihre ehemalige Mitbewohnerin Sydney Schertenleib (18) zu Barcelona gewechselt ist, lebt sie jetzt mit Mitspielerin Noémie Potier (20) zusammen. «Mit Noémie ist es ordentlicher als mit Sydney», schmunzelt die Stürmerin. Die beiden Eglis wohnen noch bei den Eltern.
Die Angst um das Knie
Trotz ihres jungen Alters hatte Emma Egli schon oft mit Knieverletzungen zu kämpfen. Auch derzeit laboriert sie an einer Meniskusverletzung, fällt mehrere Monate aus. Auf ihre grösste Angst angesprochen, sagt sie: «Dass mein Knie nicht hält. Ich bin 18, es muss schon noch etwas länger halten als zwei Jahre.» Auch Pfister ist aufgrund einer Muskelverletzung zu einer Pause gezwungen. Da kämen schon mal Gedanken hoch wie: «Was, wenn ich es nicht schaffe?».
Ganz anders die aktuelle Situation von Janina Egli. In der Super League traf sie diese Saison schon zweimal, in der Europacup-Quali gelang ihr ein Doppelpack. Das nächste Highlight wartet mit dem Quali-Duell gegen Ajax Amsterdam nächste Woche, was die drei GC-Girls zu einem Aufruf motiviert: «Kommt am 8. Oktober alle in den Letzi!»
Hinweis: Dieser Artikel erschien erstmals am 29. September 2025.