Ein Resultat eines internen Trainingsspiels im Rahmen der EM-Vorbereitung kocht fünf Tage nach dem Ereignis hoch. Die Frauen-Nati, seit acht Länderspielen ohne Sieg und damit in einer veritablen Krise, unterliegt dem männlichen U15-Nachwuchs des FC Luzern 1:7.
Viele sind erstaunt und reiben sich die Augen. Vor allem jene, die sich kaum jemals mit Frauenfussball befasst haben, geschweige denn, sich jemals im Umfeld der Nati bewegt haben. Es ist aber ein Resultat, das Wasser auf die Mühlen all jener ist, die den Frauenfussball schon immer kritisch gesehen haben und die für den momentanen Hype, der aufgrund der in einer Woche beginnenden EM herrscht, grundsätzlich kein Verständnis haben.
Zwei verschiedene Sportarten
Doch was sagt dieses 1:7 tatsächlich aus? Ist es ein Fingerzeig, dass bei der Nati wenige Tage vor dem Höhepunkt vieles im Argen liegt? Dass es innerhalb der Nati rumort? Dass Trainerin Pia Sundhage keinen taktischen Plan hat und der Nati ein sportliches Fiasko droht?
Die Aussagekraft dieses Resultats ist gleich null. Weil es im Hinblick auf die in einer Woche beginnende EM, an der nur Frauen spielen, keine Relevanz hat – denn Frauen- und Männerfussball sind zwei verschiedene Sportarten.
Jeder, der sich schon einmal seriös mit Sportwissenschaft befasst hat, kennt die anatomischen Unterschiede zwischen Mann und Frau. Die athletischen Vorteile der Männer kommen in einer Kontaktsportart wie Fussball, je älter, dass diese sind, desto mehr zum Tragen. U15-Spieler sind in ihrer athletischen Entwicklung unterschiedlich weit. Spätestens nach dieser Stufe werden die beiden Geschlechter getrennt.
Es gab auch schon ein «Stängeli»
Solche Testspiele sind gang und gäbe. Bei den Männern finden diese gegen U19- oder U21-Teams hinter geschlossenen Türen, auf einem mit Sicherheitspersonal abgeriegelten Nebenplatz oder in einem Stadion statt. Bei den Frauen wurde aus logistischen Gründen darauf verzichtet, weshalb ein paar Zaungäste dem internen Trainingsspiel in Nottwil beigewohnt haben.
Auf die Partie angesprochen, sagt Leila Wandeler (19) gegenüber Blick: «Das Resultat spielte keine Rolle. Für uns ging es darum, unsere Spiel-Prinzipien zu testen.» In der Partie, die 2 mal 45 Minuten mit zwei kürzeren und einer längeren Pause dauerte, kamen 28 Spielerinnen zum Einsatz, wobei Nadine Böhi, die dritte Torhüterin, eine Halbzeit bei den U15-Junioren im Tor stand. Nicht zum Einsatz kamen die angeschlagenen Lia Wälti und Alena Bienz. Sydney Schertenleib und Smilla Vallotto fehlten ebenfalls, da sie erst am Montag einrückten.
Auch in der Vergangenheit fanden im Vorfeld von Frauen-Endrunden solche Trainingsspiele gegen männliche Junioren-Teams statt. Eines hätte laut einer Ex-Natispielerin sogar schon zweistellig geendet – zuungunsten der Frauen-Nati. Eine mediale Erwähnung fand dieses Resultat aber nicht. Ebenso wenig wie die beiden Testspiele des Sundhage-Teams zuvor gegen die U15 des FC Solothurn (1:2) und die U15 des FC Biel, das die Nati 2:1 gewonnen hat.