Darum gehts
Die Nati ist nach zwei Spielen auf Kurs und hat den erwarteten Final gegen Finnland vor der Brust. Trotz zwei guten Auftritten ist aber noch nicht alles in Butter, vor allem Abwehrchefin Julia Stierli (28), Sundhage-Liebling Smilla Vallotto (21) und Barça-Juwel Sydney Schertenleib (18) haben noch Luft nach oben.
Smilla Vallotto
Das Duell gegen Finnland wird für Smilla Vallotto (21) ein ganz besonderes Spiel. Nicht aufgrund des Gegners, sondern aufgrund des Austragungsorts Genf. Dort verbrachte die Offensivspielerin ihre ersten vier Lebensjahre, bevor sie mit ihrer Familie nach Norwegen gezogen ist.
Darum stand für die künftige Wolfsburg-Spielerin auch das erste Gruppenspiel gegen Norwegen (1:2) unter besonderen Vorzeichen. Doch weder bei der Auftaktpleite noch dem wichtigen Sieg gegen Island (2:0) hat Vallotto überzeugen können. Die Geniestreiche, über die sich ihr Spiel definiert, sind bislang ausgeblieben. Dabei ist Vallotto die einzige Schweizerin neben Géraldine Reuteler, die in diesem Jahr in der Nati doppelt getroffen hat.
Viel Luft nach oben haben auch ihre Standards. Bis auf das aberkannte Tor gegen Island, das nach einem Corner von Vallotto fällt, sorgen ihre stehenden Bälle bislang kaum für Gefahr. Gegen das Überraschungsteam Finnland könnte die Nati aber auf genau die angewiesen sein.
Julia Stierli
Mit ihrem Eigentor gegen Norwegen hatte Julia Stierli (28) unfreiwillig Anteil an der bitteren Schweizer Startpleite. Und auch im zweiten Spiel gegen Island wirkt die Zürcherin immer wieder verunsichert. Mit ihrem linken Fuss, eigentlich eine der grossen Stärken von Stierli, unterlaufen ihr immer wieder Fehlpässe. Gegen Island reagiert Pia Sundhage (65) schon kurz nach der Pause und nimmt die Verteidigerin vom Platz.
Dabei müsste Stierli nach einer guten Debüt-Saison in der Bundesliga eigentlich mit genügend Selbstvertrauen ins Heim-Turnier gegangen sein. Beim SC Freiburg hat sie sich auf Anhieb einen Stammplatz erkämpft.
Für die EM wäre Stierli ursprünglich als Back-Up eingeplant gewesen. Nachdem Luana Bühler (29) kurzfristig Forfait erklärt hatte, rückte sie definitiv in die Startelf. Weil der Nati neben Nachrückerin Laia Ballesté (26) in der Innenverteidigung keine Alternativen zur Verfügung stehen, dürfte Stierli trotz ihrer Wackler auch gegen Finnland beginnen.
Sydney Schertenleib
Ihren ersten richtig grossen EM-Moment hat Sydney Schertenleib (18) bereits hinter sich. Gegen Island lieferte sie mit ihrem perfekten Zuspiel auf Reuteler die Vorlage zum Schweizer Dosenöffner. Und dennoch steht die Aktion sinnbildlich für die bisherigen Auftritte des Supertalents.
Denn bevor Schertenleib den Steckpass auf Reuteler spielt, misslingt ihr ein Hackentrick. Nur durch Glück bleibt die Zürcherin dabei am Ball. Auch sonst fällt das Barcelona-Juwel in ihrem ersten EM-Startelfeinsatz immer wieder durch tolle Ansätze auf, die am Ende aber keinerlei Ertrag einbringen.
Dennoch dürfte Schertenleib auch am Donnerstag wieder die Chance von Beginn an bekommen. Allein deswegen, weil sich Sundhage eigentlich nicht erlauben kann, auf das enorme Potenzial des Supertalents zu verzichten.